Karneval 2023 Feiern wir das Leben!
Meinung | Düsseldorf · In Zeiten von Corona, Ukraine-Krieg und Inflation tut der Frohsinn zu Karneval not. In diesem Jahr hat Düsseldorf das wohl beste Motto: „Wir feiern das Leben!“ Worauf es in den kommenden Tagen besonders ankommt.

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Immer steht Köln im Karneval an erster Stelle. Diesmal aber hat Düsseldorf das wohl beste Motto: „Wir feiern das Leben!“ Das drückt aus, was trotz Corona und Krieg, Energiekrise und Inflation die Menschen im Rheinland bewegt. Der ersehnte Frohsinn tut not. Psychologen sehen nicht nur bei der jüngeren Generation eine fast schon depressive Grundstimmung. Da geht das Tschingderassabumm dieser Tage nicht nur aufs Ohr, sondern auch in die Seele. Schließlich wird ab Altweiber die Herzlichkeit gefeiert.
Das mögen nicht alle. Der einen ist es zu laut, dem anderen zu blöd. Manche vermissen Niveau oder haben keine Lust auf Witze. Dabei ist es durchaus verständlich, dass vielen angesichts der Katastrophen das Lachen vergangen ist. Es gibt aber selbst im Rheinland keinen Zwang zum Mitfeiern, wohl aber die Einladung dazu. Und die sprechen in Düsseldorf wie Köln nicht etwa die Vereine und Festorganisatoren aus, die kommt ganz von selbst von netten, oft unbekannten Leuten (nebenan). Vielleicht finden so auch Geflüchtete einen emotionalen Zugang zu den Menschen, die ihnen im Rheinland Obdach und Hoffnung geben. Das Brauchtum zeigt beim Feiern seine starke integrative Kraft. Anderen unter die Arme zu greifen ist genauso wichtig, wie sich beim Schunkeln in den Arm zu nehmen.
Als übergeordnetes Ziel des gesamten Geschehens gilt das gefühlige Miteinander, das zwar auch Gefahren birgt, vor allem aber Glücksmomente bietet. In Köln muss nach dem Chaos zum Karnevalsauftakt deutlich mehr Polizei für Ordnung sorgen. Das Infektionsrisiko ist wieder gestiegen, doch selbst Karl Lauterbach verzichtet auf Corona-Warnungen. Die Wettervorhersage für Karneval ist keineswegs narrensicher: Ob’s trotz allem lustig wird („Wir feiern das Leben!“), hängt letztlich von jedem Einzelnen ab. Denn Rheinländer nehmen den Frohsinn am liebsten selbst in die Hand: Sie machen sich Freude.