Rosenmontagszüge Düsseldorfer Karneval attackiert Trump

Düsseldorf · Der neue US-Präsident Donald Trump wurde auf gleich vier Mottowagen des Düsseldorfer Rosenmontagszugs derb karikiert. Die US-Botschaft in Berlin reagierte gelassen.

Rosenmontag Düsseldorf 2024: Das waren die Mottowagen von Jacques Tilly
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Die Mottowagen beim Rosenmontagszug 2024 in Düsseldorf

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Der politische Karneval feierte gestern einen närrischen Höhepunkt. Besonders drastische Darstellungen waren auf den traditionellen Rosenmontagsumzügen in Düsseldorf, Köln und Mainz zu sehen. Dabei kritisierten die Karnevalisten vor allem den neuen US-Präsidenten Donald Trump. Der bekannte Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly zeigte Trump in gleich zwei Motivwagen, die hintereinander gereiht waren. Auf dem ersten vergewaltigt der wegen seines rüden Umgangs mit den Medien umstrittene US-Präsident die amerikanische Freiheitsstatue. Auf dem zweiten Wagen rächt sich Miss Liberty im Stile der französischen Revolution am "Despoten" und hält dessen abgeschlagenen Kopf in die Höhe.

"Blond ist das neue Braun"

Auf einem weiteren Mottowagen ist Trump mit anderen rechtspopulistischen Politikern wie Marine LePen und Geert Wilders, aber auch Adolf Hitler zu sehen. Der provokative Spruch "Blond ist das neue Braun" ist eine Anspielung auf die blonden Haare der drei Populisten. Schließlich werden Trump und seine Mannschaft auf einem vierten Wagen als Mitglieder der Comic-Serie Sturmtruppen dargestellt.

Tilly, der Erfinder und Bauer der Pappmaché-Figuren, verteidigte seine umstrittenen Entwürfe mit der Sorge um die Aushöhlung demokratischer Prinzipien. "Wir stehen unter dem Eindruck einer rechtspopulistischen Revolte, die um sich greift und demokratische Werte angreift", sagte Tilly unserer Redaktion. Die Darstellungen erfuhren auch harte Kritik. "Die recht drastische Darstellung einer Vergewaltigungsszene der Freiheit durch den amerikanischen Präsidenten finde ich nicht sonderlich originell und schon gar nicht witzig", sagte Christian Schicha, Professor für Medienethik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Die amerikanische Botschaft in Berlin reagierte gelassen. "Der Karneval hat in Deutschland eine lange Tradition und ist für seinen Überschwang und seine ausgelassenen Darstellungen berühmt", erklärte die Pressestelle unserer Redaktion.

Neben Trump nahm Tilly auch andere Politiker wegen ihres antidemokratischen Verhaltens aufs Korn - den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und den Chef der polnischen Konservativen, Jaroslaw Kaczynski, aber auch deutsche Wut-Bürger und AfD-Wähler. In der Bundespolitik verspottete der Düsseldorfer Figurenbauer Kanzlerin Angela Merkel als gemächliches Mammut und den ehrgeizigen SPD-Kandidaten Martin Schulz, der durch die Umfragen bis zum Platzen aufgebläht ist.

Kritik an Trump auch in Köln

Auch im Kölner Rosenmontagszug stach die Kritik an Trump heraus. Motiv war ebenfalls die Freiheitsstatue: Der kleine Donald Trump kommt als Schuljunge in die Politik-Klasse, aber keiner der überzeugten Demokraten will den Platz neben ihm. Zudem greift er als "Föttchesföhler" (Po-Grapscher) der Freiheitsstatue unter den Rock. Kritik an Trump gab es auch auf dem Mainzer Umzug.

Zu den Rosenmontagszügen kamen wieder Hunderttausende. In Düsseldorf waren nach einer Schätzung des Comitees Düsseldorfer Carneval 600.000 Jecke auf den Beinen. In Köln schätzen die Veranstalter die Zahl der Besucher auf eine Million. Mainz hatte den längsten Rosenmontagszug in der Geschichte der Stadt. In Düsseldorf nahm die Polizei fünf alkoholisierte Randalierer in Gewahrsam. Am Nachmittag erlitt in Köln ein Pferd einen Kreislaufkollaps und blieb auf dem Zugweg liegen.

(RP)
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