Altweiber in Kaarst Narren plündern „süße“ Stadtkasse in Minuten

Kaarst · In Kaarst hat am Donnerstag der Straßenkarneval begonnen. Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus musste an Altweiber den Möhnen den Rathausschlüssel überlassen.

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Altweiber 2024 – so feiern die Narren in Kaarst

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Foto: Wolfgang Walter

Nach der "Ära Moormann" stellte sich so mancher Stammgast vor dem Ratshaussturm Altweiber die Frage: Wie würde die "Neue", wie würde Bürgermeistern Ulrike Nienhaus sich bei dem traditionellen Karnevalstermin schlagen? "Das hat sie gut gemacht", vergab Else Bederke, die die Möhnen zum wiederholten Male anführte, im Anschluss Haltungsnoten.

Doch der geballten Erfahrung von Bederke und ihren Mitstreiterinnen Renate Dreisbach, Marianne Kollenbroich und Renate Möring hatte die Verwaltungschefin nicht viel entgegenzusetzen. Mochte Nienhaus den Stadtschlüssel auch anfangs noch so eisern festhalten — nur zu bald musste sie ihn den Möhnen überlassen. Daran änderte auch die männliche Unterstützung durch den Ersten Beigeordneten Sebastian Semmler und Stadtkämmerer Stefan Meuser nicht viel, die sich zwar mit Boxhandschuhen ausgestattet hatten, aber schließlich die "Stadtkasse" voller Schokotaler hergaben. Sehr zur Freude der Jecken, die zahlreich ins Bürgerhaus gekommen waren, um gemeinsam den Auftakt in die tollen Tage zu feiern. Denn schon bald zeigte sich, was geschieht, wenn Narren die Stadtkasse übernehmen: Innerhalb weniger Minuten war die große Truhe geplündert.

Noch etwas matt hatte noch kurz zuvor das eine oder andere "Helau" geklungen. Das änderte sich von einem Moment auf den nächsten, als Moderator Manfred Brendel von der Ersten Kaarster Narrengarde Blau-Gold das Mönchengladbacher Trompetencorps 1992 Schwarz-Weiß ankündigte und stimmgewaltig ins Lied "Kornblumenblau" einfiel. Sofort schlossen sich die Reihen, hakten sich die Kostümierten unter, schunkelten und sangen.

Dass sie auch in Zeiten der Not vorausschauend handelt, bewies Nienhaus damit, dass sie vor der Preisgabe der Stadtkasse einen "Notgroschen" — eine Dose mit weiteren süßen Talern — in Sicherheit gebracht hatte. Den zeigte sie unter dem Applaus der Zuschauer vor — um ihn kurz darauf an die kleine Mira aus der Tanzgarde der Blau-Goldenen, die gestern sechs Jahre alt wurde, zu verschenken. Da hatten Mira und die übrigen 26 Tänzerinnen das Publikum bereits mit ihren Darbietungen erobert.

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Foto: Andrea Lemke

Einen kurzen Augenblick wurde Manfred Brendel schließlich ernst — als er nämlich die Haushaltssperre ansprach, die der Rat Ende vergangenen Jahres verhängt hatte, und Nienhaus zitierte, dass alles auf den Prüfstand gestellt werden müsse. Seinen Appell "Finger weg von der Kultur!" quittierten die Zuhörer mit zustimmendem Beifall. Jubelnden Applaus erhielten ganz andere Gäste: Recht spontan war Deutschlehrerin Daniela Pütz-Bondzio mit 16 Flüchtlingen aus Syrien, dem Irak und Eritrea, die seit November ihren Sprachkursus bei der Volkshochschule besuchen, ins Bürgerhaus gekommen, um den rheinischen Karneval selbst zu erleben. "Wir haben heute Morgen im Unterricht zur Vorbereitung bereits ,Helau'-Rufe geübt und auch schon ein paar Berliner Ballen gegessen", berichtete Daniele Pütz-Bondzio, die ihre Schüler zudem über den Verkleidungsbrauch aufgeklärt hatte. Wie es ihren Begleitern gefiel? Auf diese Frage gab's von ihnen ein eindeutiges "Daumen hoch".

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