Köln/Xanten Kardinal Meisner sieht eine "neue Lage"

Köln/Xanten · Papst-Grußwort zum Xantener Jubiläum: Kirche darf sich nicht "in erhabene Räume zurückziehen".

So schnell verdirbt man dem Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner nicht die Laune: Dass zum 750-jährigen Bestehen des Xantener Doms die "Große Viktortracht", eine feierliche Prozession mit dem Schrein durch die Stadt, aufgrund starken Regens abgesagt wurde – na und? Wird halt im Dom gefeiert! Meisner predigte begeistert über den Xantener Dom als festes Fundament und als Stein, der Christen zur Mission anstoße.

Während Meisner selbst nicht einmal am Rande der Feierlichkeiten ein Wort zu den immer abenteuerlicheren Enthüllungen und der überraschenden Abreise des Limburger Bischofs verlor, übernahm dies der Papst selbst: In einem unmissverständlichen Grußwort zum Dom-Jubiläum erklärte Franziskus, die Kirche müsse das Gespräch mit den Menschen suchen und dürfe sich nicht "in erhabene Räume zurückziehen". Meisner hatte noch am Samstag durch seinen Sprecher dementieren lassen, dass er von Tebartz-van Elst abrücke – allerdings sei eine "neue Lage" eingetreten. Er wolle nun das Ergebnis der Rom-Reise des Bischofs abwarten. Ob es Meisner nun gefällt oder nicht: Das ist deutlich mehr Distanz als das donnernde Bekenntnis zur bischöflichen Brüderlichkeit, das der Kardinal vor vier Wochen in einem Interview mit dem Kölner Domradio abgab.

Darin hatte Meisner erklärt, Tebartz-van Elst sei kein Bischof, der "Dreck am Stecken" habe: "Der hat nichts!" Zu dieser Einschätzung gelangte Meisner nicht nur, weil er zu den mächtigsten innerkirchlichen Förderern des Limburger Bischofs gehört, dessen Bistum Teil der Kölner Kirchenprovinz ist. Meisner witterte eine Presse-Kampagne: "Ich habe manchmal den Eindruck, es geht einzig und alleine um seine theologische Haltung und seinen Stil der Verkündigung. Ich muss es noch einmal sagen: All die Dinge mit Flügen und dem Bau eines Hauses, das sind alles für mich nur Vorwände", sagte Meisner dem Domradio und ließ durchblicken, dass er darin eigene Erfahrungen wiedererkenne: "Ich bin jetzt fast 25 Jahre hier, und ich habe auch Jahre durchgemacht, wo es mir ähnlich ging wie jetzt Tebartz-van Elst. Und wo wirklich nichts war!" Als er nach Köln gekommen sei, habe über ihm "eine dunkle Wolke des Misstrauens und der Verleumdung" geschwebt. Am Samstag ließ der Kardinal nun mitteilen, auch für ihn sei durch den Strafbefehl, den die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen den Bischof beantragt habe, "eine neue Lage" eingetreten.

In Kevelaer-Twisteden, wo die Familie des Bischofs einen Freizeitpark mit Maislabyrinth betreibt, mehren sich die Stimmen, die enttäuscht und verwundert auf die Wandlung "ihres" Bischofs reagieren. "Er war absolut bescheiden und ist auf dem elterlichen Hof nicht verwöhnt worden", sagt ein Jugendfreund. Nur nah an den Gläubigen sei er nie gewesen, sagt ein anderer.

(RP)
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