Karatekämpfer mit neuer Herzklappe

Mit einem spektakulären Herzklappentausch rettete Alexander Blehm, Herzchirurg am Uniklinikum, dem Kampfsportler Klaus Müller das Leben. Der konnte nach erfolgreicher Operation weiter Sport machen. In Kyoto errang er bei der Karate-Weltmeisterschaft die Bronzemedaille.

Dass Klaus Müller soeben als einziger Europäer an der inoffiziellen Karate-Weltmeisterschaft in Kyoto (Japan) teilnahm, verdankt er nicht nur Talent und jahrzehntelangem Training – sondern ärztlicher Kunst. Vor gut einem Jahr war Müller ein lebensbedrohlich kranker Mann, heute dürfte der 54-jährige Düsseldorfer der einzige hochkarätige Kampfsportler mit einem spektakulären Herzklappen-Tausch sein. "Dafür werde ich meinen Ärzten mein Leben lang dankbar sein."

Das Problem kam aus heiterem Himmel. Klaus Müller, mehrfacher Europa- und Deutscher Meister erinnert sich: "Anfang 2011 trainierte ich wie immer fünfmal in der Woche, aber plötzlich hatte ich Atembeschwerden." Ergebnis der Untersuchung: Aortenklappen-Stenose, Verengung einer Herzklappe. Dass er schwer krank war, wollte Müller nicht wahrhaben. "Ich als Sportler habe es abgelehnt, krank zu sein", meint er heute lachend. Aber Alexander Blehm, Oberarzt in der Herzchirurgie, ließ nicht locker. "Er hat mir eineinhalb Stunden die Diagnose erklärt – und was jetzt notwendig ist."

"Nicht mehr lange gelebt"

"Durch eine angeborene Fehlbildung funktionierte die Herzklappe nicht mehr", erläutert Herzspezialist Blehm. Jahrzehnte hatte das Herz diesen Schaden offensichtlich kompensiert, jetzt schaffte es das nicht mehr. "Der Patient hatte eine extrem schlechte Prognose, er hätte wohl nicht mehr lange gelebt." Denn bei einer solchen Verengung wird nicht genug Blut in den Kreislauf gepumpt. Die ersten Alarmzeichen: Müdigkeit, geringere Belastbarkeit, Atemnot.

Schnell war klar, dass nur eine Operation Klaus Müllers Leben retten würde. Chirurg Blehm konnte zwischen drei Möglichkeiten wählen: die kranke Aortenklappe durch eine biologische Herzklappe (meist vom Schwein) zu ersetzen. Ihr Nachteil: Sie hält nur etwa fünf Jahre, dazu war Klaus Müller zu jung. Eine künstliche Klappe aus Metall schied ebenfalls aus, denn dabei muss die Blutgerinnung ein Leben lang durch Medikamente ausgeschaltet werden. Blehm: "Der Patient wird zum Bluter, für einen Kampfsportler, der sich leicht verletzten kann, undenkbar."

Also entschied sich der Chirurg für die dritte Lösung: In einer vierstündigen Operation tauschte Blehm die kranke Aortenklappe gegen eine andere Herzklappe aus, die direkt neben der Aortenklappe liegt. Die dadurch fehlende ersetzte er im Anschluss durch eine Spender-Herzklappe. Ein technisch anspruchsvolles Verfahren, das nicht viele Herzchirurgen in Deutschland beherrschen und das vor allem bei jungen Patienten angewandt wird. Der Vorteil für den Spitzensportler Müller: "Ich war nur zehn Tage in der Klinik, musste anschließend keine Medikamente nehmen und konnte vier Monate nach der Operation mit dem Training beginnen." Er fühlte sich so gut, dass er Anfang dieses Jahres in der Herzchirurgie des Uniklinikums anrief: "Darf ich an der Meisterschaft in Japan teilnehmen?" Nach einer erneuten gründlichen Untersuchung gab Alexander Blehm seine Zustimmung: "Ich hatte keinerlei Bedenken."

Die Herzchirurgie unter der Leitung von Professor Artur Lichtenberg wird ihren spektakulären Operationserfolg nun in einem der wichtigsten amerikanischen Wissenschaftsmagazine veröffentlichen. Peter Müller aber kehrte mit einer Bronzemedaille aus Japan zurück. Und dem Gefühl, ein gesundes Herz zu haben.

(RP)
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