Junge Architekten planen die Stadt

Mit den Abschlussarbeiten setzen die Architektur-Studenten der FH Düsseldorf ihren Endpunkt. Die Entwürfe sollen zwar fundiert, dürfen aber fantasievoll sein. Die Absolventen beschäftigten sich mit der Kreation eines Freibads am Rhein oder mit der Anbindung an den neuen FH-Campus.

Eine große Welle für Düsseldorf? Was erst etwas abgehoben daherkam, entpuppte sich als hervorragendes Konzept und mündete schließlich in der Bachelor-Abschlussarbeit von Rebekka Hennig. Die 22-jährige Architektur-Absolventin gestaltete einen Entwurf für ein Freibad am Rhein, und zwar mit einer Surf-Anlage. "Bei meinen Vorbereitungen bin ich darauf gekommen, dass es in Düsseldorf zwar viele Bäder für Familien gibt, aber nichts Außergewöhnliches", berichtet Rebekka Hennig.

So machte sie sich den Rheinknick im Vorfeld der Bremer Straße am Düsseldorfer Hafen zunutze und konstruierte dort nach eigenen Berechnungen eine Art Strömungsbecken, das mit einer Rampe im Flussbett eine Welle zum Surfen erzeugt. "Das Gute an diesem Entwurf, die Welle entsteht ohne zusätzlichen Strom", lobt Dierk van den Hoevel, Dekan der Peter Behrens School of Architecture, so der offizielle Titel des Fachbereichs Architektur der Fachhochschule Düsseldorf.

Darüber hinaus konnte die Studentin durch eine eigene Handschrift überzeugen und konzipierte ein Freibad mit Restaurant und Ruhezonen, das mit zwei verschiedenen Hölzern maritim anmutet und an ein Schiffdeck erinnert. "Man darf eines nicht vergessen: Die Absolventen müssen beim Abschlussprojekt zwar gründlich und vertieft arbeiten, haben aber auch Gelegenheit, sich noch mal mit ungewöhnlichen Ideen auszutoben", betont van den Hoevel.

So sehe zwar Gegenwart und nahe Zukunft für Architekten wieder besser aus, "aber das Berufsbild hat sich stark gewandelt", erklärt der Dekan. Viele Absolventen entwerfen nicht mehr klassisch Häuser, sondern sind in verschiedenen Bereichen wie Produktdesign, Immobilienmarkt oder Journalismus tätig. Insgesamt absolvierten 28 Studenten in diesem Wintersemester ihren Bachelor- oder Masterabschluss. Sechs davon verlassen die FH mit einem Diplom – es sind die letzten Absolventen, die noch den alten Titel erwerben. Generell ist die Anzahl der Absolventen im Winter geringer als im Sommer.

Während die Bachelor-Studenten das Thema Freibad bearbeiteten, ging es für die Master-Studenten darum, ein Konzept für die Anbindung des geplanten Derendorfer FH-Campus an die dortige S-Bahnstation vorzulegen. "Durch den Umzug der FH wird es eine Wandlung im Stadtteil geben. 8000 Studenten werden täglich auf den Campus strömen", erklärt Architektur-Dozent Jochen Schuster. Derzeit gibt es nicht nur viele Brachflächen um den 300 Meter langen Bahnsteig, sondern auch eine nur 90 Zentimeter breite Tür als Eingang.

Dabei überzeugten Evelyn Scharrenbroich (35) und Andrzej Latos (28) mit außergewöhnlichen Entwürfen. So will Evelyn Scharrenbroich den Bahnsteig nicht nur begrünen, sondern auch mit Solarzellen und Windkraft ausstatten, um alternative Energie für den ganzen Stadtteil zu gewinnen. Andrzej Latos hingegen lieferte einen komplett neuen Entwurf für einen modernen Haltepunkt inklusive einer unterirdischen und zugleich lichtdurchfluteten Passage als Anbindung an den Campus.

Ob die Ideen der Absolventen in Düsseldorf realisiert werden, ist nicht gewiss. Aber Schuster weiß aus Erfahrung: "Die Arbeiten der Studenten dienen in der Regel als Denkanstöße, ab und an sogar als Initialzündung für reale Projekte."

(RP)
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