Düsseldorf Jeder fünfte Bahnhof unzumutbar

Düsseldorf · Defekte Aufzüge, zerschlagenes Glas und vor allem Graffiti-Schmierereien - das sind die Hauptgründe, warum bei den Testern vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) Stationen durchfallen. Der Bericht für 2014 zeigt Aufwärtstendenzen.

Rot steht für "nicht akzeptabel", Gelb für "noch akzeptabel" und Grün für "akzeptabel". Mit den Ampel-Farben bildet der Stationsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) den Zustand der Bahnhöfe in der Region ab. Auffällig ist, dass einzelne Strecken wie Kleve-Krefeld oder der Kaarster und der Mettmanner Ast der Regiobahn durchgrünt sind, sehr viele S-Bahn-Halte in Düsseldorf sowie zwischen der Landeshauptstadt und Mönchengladbach hingegen rot oder gelb leuchten.

Insgesamt wurden fast 300 Stationen von Profi-Testern und Fahrgästen vier Mal im Jahr bewertet - auf Sauberkeit, Funktionstüchtigkeit etwa von Rolltreppen, Aufzügen oder Fahrgast-Informationsanlagen sowie auf Graffiti. Die Zahl der roten Bahnhöfe sank dem Bericht zufolge gegenüber dem Vorjahr von 80 auf 63, allerdings stieg die Zahl der gelben von 82 auf 119 - und die der grünen wiederum sank von 133 auf 112.

VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann nennt die Entwicklung insgesamt positiv, sieht aber durchaus Verbesserungsbedarf. Mit der Bahntochter Station und Service stehe der Verkehrsverbund ständig im Austausch, aber auch mit den Kommunen, die Eigentümer vieler Vorplätze und Zuwege seien.

Die Bahn selbst legt weniger dramatische Zahlen zum Sanierungsbedarf ihrer Bahnhöfe vor. Grundsätzlich bestreitet sie das Problem aber nicht. "Wir haben bundesweit einen Investitionsstau, den bauen wir ab. Aber das können wir nicht alles auf einmal machen", sagte Bahn-Chef Rüdiger Grube kürzlich im Interview mit unserer Zeitung. Bundesweit hat die Bahn 5400 Bahnhöfe, 692 davon in NRW. Abgesehen von den Großprojekten in Münster, Duisburg und Dortmund stünden hier 40 zur Sanierung an. 137 Millionen Euro will die Bahn 2015 in die Sanierung ihrer NRW-Bahnhöfe investieren, an 15 sollen die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen (s. Titelseite). Ein Schwerpunkt der Sanierung liegt auch auf dem barrierefreien Ausbau der Bahnhöfe.

Den VRR-Testern fielen überall dort, wo auch Fernzüge halten, so gut wie keine Mängel auf. Die Ursache liegt offenbar nicht allein in der schieren Größe der Station, sondern es spielen auch die dort sprudelnden Einnahmen eine Rolle. Der VRR weist darauf hin, dass "Station und Service" für einen Zughalt in einem Hauptbahnhof 15,30 Euro berechnet, für einen Stopp an einem Wartehäuschen wie etwa in Bedburg-Hau hingegen nur 3,38 Euro.

Die größte Menge an Minuspunkten, die bis zur Einstufung als "nicht akzeptabel" führen, sammelten die Stationen mit Graffiti. Die Schmierereien werden zwar möglichst rasch entfernt, um Nachahmer zu bremsen, dennoch sind sie allgegenwärtig und verursachen Millionenschäden. Die Zerstörungswut von Rowdys macht selbst vor Fahrplantafeln nicht Halt. Damit die Fahrgäste sich über den nächsten Zug informieren können, stellt die Bahn immer mehr "vandalismus-resistente" Aushangkästen mit dem schönen lateinischen Namen Resisto ("Ich widerstehe") ein. Die Information über Abweichungen vom Fahrplan schätzen laut VRR-Report die Kunden weniger gut als im Vorjahr ein. Wie wichtig leibhaftige Eisenbahner auf einer Station sein können, zeigt der Fall Neuss-Rheinparkcenter. 2013 noch "gelb", ist die Station jetzt durchgefallen. "Der Bahnhof ist ein großes Problem: ständig vermüllt und Ziel von Randalierern", bestätigt Bahnhofspate Michael Ziege. Vor einem Jahr sei es noch besser gewesen. Weil die Videoüberwachung für den dortigen Kurvenbereich defekt war, hatte die Bahn Personal eingesetzt. Das hat die Randalierer abgeschreckt.

(RP)
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