Debatte am Nikolaus-Tag Knecht Ruprecht – Peitsche oder Süßes?

Düsseldorf · Die Aussage von Grünen-Politikern Josefine Paul, Knecht Ruprecht sei nicht mehr zeitgemäß, hat eine bundesweite Debatte über die Tradition ausgelöst.

 Nikolaus und Knecht Ruprecht.

Nikolaus und Knecht Ruprecht.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Wie soll es mit Knecht Ruprecht weitergehen? Soll man dem bösen Gehilfen des Nikolaus die Rute wegnehmen und ihn stattdessen Süßigkeiten tragen lassen? Der Vorschlag, den Grünen-Politikerin Josefine Paul gegenüber unserer Redaktion machte, hat bundesweit eine heftige, emotional geführte Debatte ausgelöst. Für die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Düsseldorfer Landtag sei die Darstellungsform des Knecht Ruprechts aus erzieherischen Gründen nicht mehr zeitgemäß, hatte sie gesagt. Besonders in den sozialen Netzwerken wird darüber zum Teil hitzig diskutiert. Das Meinungsforschungsinstitut „Yougov“ führte aufgrund unserer Berichterstattung sogar eine bundesweite Umfrage zu dem Thema durch und wollte wissen, ob Paul recht hat oder nicht?

Die meisten unserer Leser wollen an der bisherigen Tradition des Knecht Ruprechts festhalten. „Ich finde, da braucht es keine Politiker, die darüber fachsimpeln, sondern es genügt die freie Entscheidung der Eltern, ob sie es so oder anders halten!“, schrieb RP-Online-Userin „Karaoke“. Viele sind der Meinung, dass man gerade in der heutigen Zeit, Respektpersonen wie Knecht Ruprecht benötige. Und User „Quake“ meinte: „Kinder dürfen in unserem Land nur noch mit Samthandschuhen angefasst werden. Sie dürfen nicht geängstigt werden. Natürlich ist das Schlagen von Kindern ein Tabu. Aber es ist völlig unrealistisch, Kinder ganz ohne Druck zu erziehen.“

Auch Politiker schalteten sich in die Debatte ein. Marcel Hafke, Landtagsabgeordneter der FDP in NRW, schrieb etwa auf Twitter, dass Nikolaus und Knecht Ruprecht keine Symbole für Kindesmisshandlungen seien, sondern eine gute Tradition. „Die Kinder werden zum Glück von den Eltern und nicht von den Grünen erzogen beziehungsweise bevormundet“, so Hafke.

Manche gehen aber auch so weit und bewerten Pauls Aussage als Untergang des Abendlandes. Es gibt auch einige, die die Argumentation der Grünen-Abgeordneten gut nachvollziehen können. „Der Knecht hat bei uns eh noch nie eine Rolle gespielt, ist sowieso nicht für jede Psyche von Kinder geeignet, Nikolaus soll Freude machen und Süßigkeiten schenken und nicht bange machen“, meint RP-Online-Leserin „susybntp11-rp@“. Die Figuren sollten keine bestrafenden oder moralisierenden Rollen haben, sagte auch Kinderschutzbund-Leiterin Große Perdekamp der Deutschen Presseagentur Ihrer Beobachtung nach hat es in den vergangenen Jahren einen entsprechenden kulturellen Wandel gegeben. Oft komme der Nikolaus allein und in seinem „Goldenen Buch“ stehe eher Lob als Tadel.

Josefine Paul hatte unserer Redaktion gesagt, dass Kinder keine Angst haben sollten am Nikolaustag, denn das sei eine schöne Tradition, auf die man sich freuen sollte, „Kindern sollte man grundsätzlich nie drohen. Darunter fällt auch die Drohung mit Knecht Ruprecht (Wenn du nicht artig warst …), die man nicht aussprechen sollte“, so Paul. Ums Abschaffen des Knechts ging es ihr nicht. „Vielleicht kann Ruprecht auch besser beim Tragen der Süßigkeiten helfen, anstatt mit der Rute zu drohen“, hatte sie unter anderem erklärt. Sie bräuchten Nächstenliebe und keinen Druck. ´Kinder hätten ein Grundrecht auf gewaltfreie Erziehung, und dazu zähle auch psychische Gewalt.

(csh)
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