Start des Wintersemesters Universitäten wollen keine Corona-Hotspots werden

Frankfurt a.M., Mainz, Darmstadt · Vor dem Beginn des Wintersemesters mahnen Uni-Leitungen zu Präsenz-Lehre in Maßen. Die Lockerungen der aktuellen Maßnahmen müssten verantwortbar bleiben, um größere Ausbrüche des Virus zu vermeiden.

 Im vergangenen Sommersemester blieben die Hörsäle an den Unis weitgehend leer.

Im vergangenen Sommersemester blieben die Hörsäle an den Unis weitgehend leer.

Foto: dpa/Alexandra Wey

Die Universitäten im Rhein-Main-Gebiet sind vor Beginn des Wintersemesters zögerlich bei der Wiedereinführung von Präsenzveranstaltungen. Georg Krausch, Präsident der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität, warnte die Politik bei einer Online-Konferenz vor zu weitgehenden Öffnungen des Hochschulbetriebs. Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen müssten verantwortbar bleiben, sonst könnten Universitäten schnell zu sogenannten Hotspots für die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie werden, sagte er: „Ich habe kein Interesse, dann eine Woche lang abends in der Tagesschau Rechenschaft darüber abzulegen.“

Auch seine Amtskolleginnen von der Frankfurter Goethe-Universität und der Technischen Universität Darmstadt (TU), Birgitta Wolff und Tanja Brühl, sprachen sich für ein besonnenes Vorgehen aus. Im Unterschied zu Schulen gebe es an den Universitäten keine abgrenzbaren Lerngruppen von 20 oder 30 Studierenden, warnten sie. In der Zeit zwischen zwei Vorlesungen würden sich in und vor den größten Hörsälen 2.000 Menschen begegnen, rechnete Krausch vor.

„Natürlich ist es schrecklich, über den leeren Campus zu gehen“, sagte die TU-Präsidentin Brühl. Die Universitäten hätten in der aktuellen Situation aber auch eine gesellschaftliche Verantwortung.

Den Hochschulleitungen sind auch die Probleme des zurückliegenden „Digitalsemesters“ klar. Eine Umfrage unter den Teilnehmern der Online-Konferenz hatte zwar ergeben, dass die Mehrheit von rund 60 Prozent der Teilnehmer den Ablauf des zurückliegenden, weitgehend digitalen Sommersemesters besser bewerten als sie anfangs vermutet hatten. „Ich sehe aber auch, dass das mit den niedrigen Erwartungen zu tun hatte“, räumte die Frankfurter Uni-Präsidentin Wolff ein. Viele Studierende verfügten nicht über interfähige Arbeitsplätze außerhalb des Campus, sagte sie.

Wolf plädierte dafür, die im Sommer von der Allianz der Rhein-Main-Universitäten bereits verabredete Möglichkeit, ein Studium parallel an mehreren Hochschulen zu absolvieren, noch weiter auszubauen. Einen Mix aus Präsenz- und Online-Lehre wollen die Universitäten wohl auch nach der Pandemie beibehalten.

An den Universitäten der Rhein-Main-Region hatten viele Studenten sich auch über den Wegfall von Lerngruppen und Sprechstunden geklagt. Die Frankfurter Asta-Vorsitzende Kyra Beninga forderte daher, dass es im Wintersemester zumindest für Studienanfänger und Studierende aus dem Ausland auch Vorort-Veranstaltungen mit Begegnungsmöglichkeiten geben müsse. Außerdem müsse zeitnah klar sein, dass auch das Wintersemester 2020/2021 nicht voll auf die Regelstudienzeit angerechnet wird. Viele Studentinnen und Studenten hätten weiter erhebliche Probleme mit der Kinderbetreuung oder mit dem Wegfall ihrer Nebenjobs. „Die Nothilfe kam viel zu spät“, sagte sie. „Viele Studierende mussten sich schon verschulden.“

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