Düsseldorf Digitale Reise durch die Hörsäle

Düsseldorf · Abiturienten müssen jetzt die Zukunft planen. Die Hochschulen helfen bei der Orientierung. Viele haben digitale Angebote, mit deren Hilfe Schüler sich an den Unis umtun können. Welchen Abi-Schnitt man braucht, lässt sich zentral auf einer Internet-Seite nachsehen.

 Abi auf Abstand – so sieht es derzeit in Deutschlands Gymnasien aus.

Abi auf Abstand – so sieht es derzeit in Deutschlands Gymnasien aus.

Foto: ZB/Patrick Pleul

Nun finden sie also doch statt, die Abiturprüfungen 2020. Viel Ungewissheit gab und gibt es für die Abiturienten in der Corona-Krise. Doch wie geht es danach weiter? Wie soll man sich nun für ein Studienfach, eine Hochschule entscheiden? Sich mit der Zeit nach dem Abi zu beschäftigen, darauf haben viele, gerade in diesen Tagen, keine große Lust. Dabei sollte jetzt geplant werden – egal, ob man studieren, einen Freiwilligendienst machen, oder jobben möchte.

„Tatsächlich ist die Ratlosigkeit – auch ganz unabhängig von Corona – groß“, sagt Karin Wilcke, Studienberaterin aus Düsseldorf. Viele junge Männer und Frauen, die schon im vergangenen Jahr Abitur gemacht haben, hätten „seither gechillt“. Das sei durchaus nicht ungewöhnlich, so Wilcke. „Fakt ist aber: Man hat ein Jahr nichts gemacht, Zeit vertan. Und das macht oft unzufrieden. Nicht nur die Eltern, sondern auch einen selbst. Vor allem, wenn die Freunde aus der Schule dann doch alle ein Studium oder eine Ausbildung begonnen haben.“

Deshalb rät die Expertin, die Zeit nach dem Abi gut zu planen. Und das geht auch trotz der Corona-Krise. Denn die Studienberatungen der Hochschulen haben sich bestens digital aufgestellt, wie man etwa an der Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf sieht: Das Team des „Online Studierenden Service Centers“ ist nicht nur per Telefon, sondern auch per Livechat erreichbar. Außerdem wurde Vortragswissen aus Workshops und Seminaren zur Studienfach-Findung online gestellt, ebenso wie Podcasts zur richtigen Studienwahlentscheidung. Außerdem gibt es das „Campusseepferdchen“, ein    Onlinekurs zur Studienorientierung, sowie einen Studienwahl-Onlineworkshop. Ebenfalls nützlich: Die virtuelle HHU-Campusrallye, mit der man den Düsseldorfer Campus schon mal erkunden kann.

Eine erste Orientierung bei der Studienwahl können auch Online-Selfassessments geben. Sie unterstützen bei der Einschätzung der persönlichen Interessen und Stärken: Der Studium-Interessentest (SIT) wurde beispielsweise von der Hochschulrektorenkonferenz erarbeitet (www.hochschulkompass.de/studium-interessentest), das so genannte Selbsterkundungstool (SET) der Agentur für Arbeit bietet einen Überblick über die Vielzahl der in Frage kommenden Studiengänge und Berufsfelder (www.selbsterkundungstool.de). An der Ruhr-Uni Bochum findet man mit dem „Borakel“ den passenden Studiengang (www.ruhr-uni-bochum.de/borakel), an der Hochschule Niederrhein stellt der „HN Navigator“ alle Fächer mit vielen Infos und Videos vor (www.hn-navigator.de).

Eigentlich rät Studienberaterin Karin Wilcke Abiturienten immer zu einer kleinen Deutschlandreise, um sich Unis und vor allem Fächer und Vorlesungen näher anzusehen. „Manch einem öffnet das auch die Augen, wie es bei Jura, BWL oder Germanistik wirklich zugeht.“ Das geht in Corona-Zeiten auch: Denn alle Hochschulen haben in diesem Sommersemester ihren Vorlesungsbetrieb digitalisiert. Vorlesungen aller Fächer können problemlos online angeschaut werden. Man sollte vorher bei dem entsprechenden Fachbereich nachfragen.

Eine wichtige Frage steht nach der Verkündung der Abi-Note an: Wo kann ich mein Wunschfach mit meinem Abidurchschnitt studieren? Wer nicht wahllos Bewerbungen quer durch Deutschland absetzen will, sollte sich diese Frage stellen. Denn während man in Köln mit einem Schnitt von 2,5 keinen BWL-Studienplatz bekommt – dort war 2019 eine 1,5 im Abi erforderlich – sieht es in anderen Städten ganz anders aus. So lag der NC für Wirtschaftswissenschaften an der Uni Wuppertal bei 2,9. Auf der Internetseite www.auswahlgrenzen.de kann man für alle Fächer und Hochschulen in Deutschland nachschauen, welchen Abischnitt man braucht. Mit all diesen Tools können die Abiturienten rechtzeitig bis zum 15. Juli eine Entscheidung für Studienort und Studienfach treffen – denn bis dahin muss man sich für die meisten Studiengänge in Deutschland bewerben.

Doch was ist, wenn es gar kein Studium sein soll? Wenn man von einer Zeit im Ausland geträumt hat, von Freiwilligendiensten in Laos oder Brasilien? Aufgrund der Corona-Pandemie hat der Freiwilligendienst „weltwärts“ alle jungen Helfer zurück nach Deutschland geholt. Wann es wieder losgehen kann – ungewiss. Diese Art Einsatz ist allerdings auch in Deutschland über den Bundesfreiwilligendienst möglich: „Ich kann ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr machen, etwa in Jugendtreffs oder Kindergärten, bei Biologischen Stationen oder auf dem Bio-Bauernhof“, sagt Karin Wilcke. Und das macht sich später genauso gut im Lebenslauf.

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