„Bleibende Schäden“ Vom Filmfan zum Podcast-Macher

Das Medium Podcast boomt seit Beginn der Pandemie. Unser Autor hat im letzten Jahr selbst einen gegründet. Er schreibt über seine Erfahrungen und ist überzeugt davon, dass es keinen besseren Einstieg in den Journalismus gibt.

 Die Podcast-Gründer (v.l.): Vanessa Murseli, Kenan Hasic, Léo Solleder.

Die Podcast-Gründer (v.l.): Vanessa Murseli, Kenan Hasic, Léo Solleder.

Foto: privat

Als Mitte Juni die ersten Kinos wieder geöffnet haben und Theater wieder unter freiem Himmel Aufführungen präsentieren durften, habe ich mich sehr gefreut. Als häufiger Kinogänger habe ich nach meinem letzten Kinobesuch im September fast ein Jahr warten müssen, um meine Lieblingsfilme auf der großen Leinwand sehen zu dürfen. Und zum ersten Mal würde sich mir die Chance bieten, dieses Ereignis mit meinem neuesten Hobby zu kombinieren: Der Besprechung in meinem eigenen Podcast! Schon lange vor dem Podcast-Boom vor ungefähr drei Jahren habe ich angefangen, mich für den Audiobereich zu interessieren. Als „Buskind“ war es für mich am unterhaltsamsten, mir auf der halbstündigen Fahrt zum Gymnasium einen Podcast anzuhören, um in den Tag zu starten.

Wichtige Themen waren schon immer Popkultur und Comedy, auch bei der Auswahl meiner Podcasts. Als ich dann anfing zu studieren, freundete ich mich schnell mit meinem Kommilitonen Kenan an. Nachdem wir merkten, dass wir uns beide für die Themen Film und Serien interessieren und wir uns häufig darüber nach gemeinsamen Kinobesuchen unterhielten, hatten wir für uns ausgemacht: Wir gründen jetzt einen eigenen Podcast!

Das war 2018, und bis zur ersten Folge sollte es noch bis zum 15. Juni 2020 dauern. Für uns war der Lockdown und die einhergehende Langeweile der ausschlaggebende Punkt, um unseren Gedanken in die Tat umzusetzen. Frei nach dem Motto: Manche backen Bananenbrot, andere reden über Popkultur.

Das Equipment haben wir uns im Internet gekauft, das Intro für die ersten Folgen habe ich dann selbst ‚komponiert‘, obwohl ich kein großes Verständnis von Musik habe. Den Namen hatten wir nach langem Überlegen auch gefunden: „Bleibende Schäden“. Das klang zwar wenig nach Popkultur, sondern eher nach einer Punkband, aber irgendwie mochten wir den Klang, und er passte zu unserer Philosophie: Einfach mal machen!

Zu Beginn unserer Folgen haben Kenan und ich noch versucht, Folgenbilder zu designen und Instagram Posts vorzubereiten. Da wir damit nicht immer zufrieden waren, haben wir dann Ende 2020 Vanessa mit ins Boot geholt. Sie studiert wie wir beide Medien- und Kulturwissenschaft, arbeitet eher im Hintergrund und ist zuständig für unseren visuellen Auftritt. Außerdem versorgt sie uns mit wertollem Feedback, da sie als Zuhörende einen anderen Blickwinkel hat als Kenan und ich vor dem Mikrofon. Seitdem arbeiten wir als Trio, auch wenn wir den Podcast als Hobby sehen und keine Vergütung dafür erhalten. Trotzdem lernen wir sehr viel und können Erfahrungen sammeln, die für viele journalistische Tätigkeiten vorausgesetzt werden. Häufig ist allerdings der Weg zu ersten Veröffentlichungen sehr schwer, besonders für Jugendliche und junge Erwachsene aus ländlichen Gegenden. Im Studium bestehen dann Angebote wie das Campusradio oder hochschuleigene Fernsehsender. Diese sind sehr wichtig für die Campuskultur, allerdings können besonders Studierende mit Bafög, welche in Regelstudienzeit ihr Studium absolvieren müssen oder für die ein Nebenjob der Lebensunterhalt ist, diese kaum mit ihrem Leben vereinbaren.

Podcasts dagegen können optimale Einstiege in die Audio- und Journalismusbranche sein. Die zeitliche Flexibilität spielt einem dabei in die Karten. Alle 14 Tage erscheint eine Folge von „Bleibende Schäden“, diese nehmen wir meistens Freitag auf und veröffentlichen sie montags. Dabei sind unsere Themen die letzten Veröffentlichungen im Kino-, Serien- und Musikbereich, die wir in einer Folgenlänge von 60-80 Minuten besprechen. Wenn uns ein Thema dabei besonders interessiert, nehmen wir zusätzlich eine Specialfolge auf. Das geschah unter anderem bei der Veröffentlichung der dritten Staffel der Netflixserie „DARK“ oder beim Release des Albums „Manic Pixie Dream Boy Vol. I“ des Düsseldorfer Rappers Conny, den wir im Zuge des Albums interviewen konnten. Mit dem Blog „Populärkollektiv“ und dem Podcast „OscarsListe“, beide aus Köln, haben wir jeweils eine Folge aufgenommen und gemerkt, wie einfach und unkompliziert die Zusammenarbeit sein kann, wenn beide Parteien Lust auf einen Austausch haben.

Wenn ich nach knapp mehr als einem Jahr Podcast zurückschaue, erfreue ich mich genau an solchen Momenten. Momente in denen ich gemerkt habe, dass ich mit meiner Arbeit Menschen erreichen kann. Diesen Rat kann ich auch allen empfehlen, die überlegen einen Podcast zu starten. Traut euch! Redet über das was euch interessiert! Denn journalistische Arbeit macht am meisten Spaß, wenn man für das Thema brennt. Und das merke ich bei der Aufnahme von jeder Folge von „Bleibende Schäden“. Am liebsten bei einer, bei der ich über tolle Filme im Kino berichten kann.

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