Kolumne Studentenleben Tot ziens Amsterdam!

Ein Semester hat unser Autor in Amsterdam verbracht. Nun, kurz vor dem Ende, gilt es auf den letzten Drücker noch möglichst viele Erlebnisse zu sammeln. Es kommt Wehmut auf und die traurige Gewissheit, dass diese Zeit so nie wiederkommt.

 Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf. Foto: privat

Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf. Foto: privat

Foto: Sebastian klomp/Sebastian Klomp

„Ne ich muss jetzt echt mal ins Bett, ich habe morgen das letzte Mal Vorlesung, und ab dann bin ich aber wirklich komplett frei.“ Zur Verabschiedung ein herzliches und langes hin und her Umarmen. Dann aus der WG-Küche raus, zwei Etagen Treppenhaus, in mein Zimmer und glücklich ins Bett fallen lassen. Draußen in der Ferne geht schon irgendwo die Sonne auf.

Die gemeinsamen Abende werden länger, man möchte so gut man kann die verbleibende Zeit auszukosten. Und dabei möglichst nah beisammen sein, die Umarmungen gar nicht mehr loslassen. Denn man weiß, dass man bald hunderte Kilometer voneinander entfernt, wieder in das eigene Leben zurückreisen muss.

Das waren jetzt also fünf Monate Auslandsemester in Amsterdam, die sich viel mehr, wie fünf Wochen angefühlt haben, so intensiv war die Zeit. Jeden Abend ist irgendwo etwas los, passiert irgendetwas, ist man zusammen. Ich kann mich an quasi keinen Tag erinnern, den ich hier allein verbracht habe. Und nun, im letzten Monat meines Aufenthaltes, traue ich mich schon gar nicht mehr, auf den Kalender zu gucken, aus Angst zu sehen, wie wenig Zeit ich noch habe.

So ein klar begrenztes Auslandsemester zeigt einem, wie schnell man neue und enge Freunde findet, wie viel man gemeinsam in kurzer Zeit erleben kann und wie traurig es ist, so eine Freundesgruppe zu verlassen. Man geht in dem Wissen, wie schwer es wird, die ganze Bande wieder zusammen zu bringen. Es ist ein bisschen wie nach dem Abitur, nur das die Freundesgruppe nicht auf Essen, Düsseldorf und Bochum, sondern auf Helsinki, Bologna, Paris und Ljubljana verteilt ist.

Und jetzt haben wir gerade noch so zwei letzte Wochen, in denen wir versuchen jeden Tag zu nutzen. Noch schnell die letzten Museen abklappern, die wir noch nicht gesehen haben, noch einmal im Lieblings-Club tanzen, ein letztes Bier in der besten Bar der Stadt trinken und dabei möglichst viele Fotos und Videos machen. Irgendwie etwas schaffen, an dem man sich festhalten kann, diese Zeit einfrieren, diese Erlebnisse konservieren und haltbar machen. Und hoffen, dass diese Vorratskammer an Erinnerungen reichen wird, damit man diese Zeit nicht zu sehr vermisst.

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