Kolumne Studentenleben Erwachsen werden

Wann ist man eigentlich erwachsen? Wirklich mit dem 18. Geburtstag? Und wie fühlt es sich an? Unser Autor hat da ganz eigene Erfahrungen gemacht.

Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

Foto: Sebastian klomp/Sebastian Klomp

Bei unserer WG-Waschmaschine ist am vergangenen Wochenende der Keilriemen gerissen. Bis zu diesem Tag wusste ich nicht, was ein Keilriemen überhaupt ist. Und ich habe auch das erste Mal eine Waschmaschine aufgeschraubt, um zu entdecken, dass der Keilriemen ein großes schwarzes Gummiband ist, welches den Motor mit der Wäschetrommel verbindet. Zudem habe ich herausgefunden, nachdem ich durch halb Düsseldorf gefahren bin, dass man einen Keilriemen anscheinend nicht einfach so im Baumarkt kaufen kann. So habe ich im Grunde meinen letzten Samstag verbracht – zugegeben wenig spannend.

Noch nie habe ich mich dabei so erwachsen gefühlt. Seit nun fast vier Jahren bin ich über 18 Jahre alt. Auf dem Papier sollte ich also längst „erwachsen“ sein. Doch eigentlich fühle ich mich nur so, wenn ich berechne, ob ich nun aus der Familienkrankenversicherung falle, das Ummeldeformular im Bürgerbüro ausfülle oder plötzlich vor einem Supermarktregal stehe und anfange, verschiedene Rohrreiniger zu vergleichen.

„Werd’ mal erwachsen“ ist eine

Phrase, die ich in meinen letzten Jahren in der Jugendarbeit vor allem bei Teenagern gehört habe, die mit ihrem gewollten Erwachsensein alles peinlich und kindisch fanden und sich dabei gegenseitig übertrumpfen wollten. Nur um sich dann in der Oberstufe zu betrinken, um die ach so unerwachsene Locker- und Albernheit unter dem Einfluss des Alkohols wieder zuzulassen.

Zum Glück merkt man dann irgendwann, dass man eigentlich noch etwas zu jung ist für dieses aufgesetzte spießig sein und die gespielte Begeisterunslosigkeit für einfach alles.

„Dann beginnt der Ernst des Lebens“ hingegen wurde mir bisher nur von Leuten gesagt, die älter waren als ich, die also anscheinend bereits knietief in diesem „Ernst“ steckten. Meist irgendwelche entfernten Verwandten oder Deutschlehrer. Aber auch die meinten das meist eher ironisch. Verantwortung und Ernsthaftigkeit hatte ich auch schon, bevor ich 18 war. Und auch jetzt, wenn ich in Unigremien und Ausschüssen sitze und Gelder verwalte oder darüber diskutiere, ob an der HHU wieder eine Anwesenheitspflicht eingeführt werden soll (bitte nicht!), tue ich dies mit Pflichtbewusstsein. Aber nie mit dem Gefühl, dass ich jetzt hier der Erwachsene bin.

Was ich aus dem Ganzen schlussfolgere: Ich bin kein Kind mehr, auch kein Jugendlicher. Aus dieser Zeit bin ich schon irgendwie entwachsen. Erwachsen sein fühlt sich unspektakulärer an, als man sich das früher gedacht hat. Und was erwachsen sein am Ende wirklich heißen soll, weiß ich nicht. Aber zumindest weiß ich jetzt, was ein Keilriemen ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort