Tipps für die Rede im Studium So gelingt das Referat auch vor Publikum

Irgendwann kommt der Moment: Der erste Vortrag an der Uni steht an, oder auch die erste mündliche Prüfung. Tipps dazu, wie man gelassen durch diese Situationen kommt, gibt Lernberaterin Silke Frank vom Studierendenwerk Köln.

Gute Vorbereitung hilft, einen Vortrag gelassener anzugehen.

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Zittrige Stimme, schweißnasse Hände, das Herz schlägt bis zum Hals: So kann es Studierenden gehen, die zum ersten Mal ein Referat vor dem versammelten Kurs halten müssen. Oder auch Berufseinsteigern, wenn die erste Präsentation vor den Kollegen und der Chefin ansteht. „Viele Ängste resultieren beispielsweise aus der Furcht, dass die Performance nicht gut ist, man sich vor der Gruppe oder den Dozierenden blamiert, oder daraus, nicht alles zu wissen, also auf Nachfragen nicht gut reagieren zu können“, sagt Silke Frank. Gemeinsam mit einer psychologisch ausgebildeten Kollegin des Kölner Studierendenwerks bietet die Diplom-Pädagogin regelmäßig Workshops zum „Reden im Studium“ an. Ihre wichtigsten Tipps:

Die Vorbereitung muss stimmen

Inhaltlich sollte man vor einem Vortrag schon mindestens „ok vorbereitet“ sein, so die Expertin. Dafür sollte die Einarbeitung rechtzeitig starten – aber eben auch nicht ausufern. Sonst verliert man das Wesentliche aus dem Blick. „Wenn ich nicht gut vorbereitet bin, ist zumindest ein Teil der Sorgen, die ich mir vor dem Vortrag mache, berechtigt“, wirbt Silke Frank für eine optimale inhaltliche Planung. Ihr Tipp bei Angst vor Rückfragen: Sich klarmachen, dass es Fragen geben kann, auf die man keine Antwort weiß. „Es ist realistisch, dass ich nicht alles beantworten kann.“ Sie empfiehlt ein geschicktes Umlenkungsmanöver: Mit Sätzen wie „Das kann ich jetzt nicht beantworten, aber mir ist noch etwas anderes wichtig zu sagen“ lenke man das Gespräch wieder auf sicheres Terrain. Auch in Prüfungen sei dies eine gute Möglichkeit, um den Blick weg von Lücken und wieder hin auf die eigenen Kompetenzen zu lenken.

Diplom-Pädagogin Silke Frank

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Aufregung zugeben

„Ich bin heute etwas aufgeregt, aber ich fange dann jetzt an“ – wer offen zugeben kann, wie er sich fühlt, erntet sicher Verständnis von seinen Zuhörerinnen und Zuhörern. Schließlich geht es denen in ähnlichen Situationen möglicherweise ebenso. Die Akzeptanz, dass eine gewisse Aufregung in solchen Momenten dazugehört und sein darf, nimmt etwas den Druck raus, der aus der unrealistischen Vorstellung entsteht „ich sollte doch cool sein, andere sind es doch auch“.

Außenwirkung einschätzen

Mein Herz pocht, ich schwitze, ich rede viel zu schnell und zu leise – so sehen sich laut Silke Frank viele Studierende bei Vorträgen. „Tatsächlich ist aber die erlebte Innensicht oft sehr viel negativer als die Außenwirkung. Heißt: Meine Zuhörerinnen und Zuhörer empfinden meinen Vortrag oft gar nicht als so schlecht, wie ich mich dabei fühle.“ Außerdem geraten viele Studierende in eine Negativ-Spirale: Sie bewerten sich schlecht und steigern so wieder den Druck auf sich selbst. „Dagegen hilft nur: Übung und sich Feedback holen! Wenn ich mich in die Situation begebe und gute Erfahrungen und Reaktionen sammle, kann ich mir selbst beweisen: Ich kann unsicher sein – aber dennoch gute Leistungen bringen!“. Die eigene Unsicherheit schrumpft auch, wenn ich beispielsweise die Rückmeldung bekomme, dass mein Vortrag inhaltlich wie akustisch verständlich war oder ich ruhig gewirkt habe. Also: Referate ruhig mal vor Freundinnen und Freunden oder den Eltern halten.

Sitzen, stehen, atmen

Lässig sitzend auf dem Pult? Oder lieber stehend? „Welche Körperhaltung man bei einem Vortrag einnimmt, ist sehr individuell. Manche fühlen sich aufrecht, mit beiden Füßen fest auf dem Boden am besten“, so die Beraterin. Für andere fühle sich das unnatürlich an und sie bewegen sich lieber mehr. Wichtig ist: Mit Atem- und Stimmübungen lässt sich die Nervosität kontrollieren, das Sprechtempo drosseln. So kann man sich selbst beruhigen und die eigenen Emotionen ein Stück weit „einfangen“. „Es macht Sinn, sich in die Vortrags-Unterlagen gezielt ,Atmen’ zu notieren – ich darf mir Pausen gönnen“, betont Silke Frank. „In unserer Vorstellung ist eine Atempause unendlich lang – das ist aber eine Verzerrung der Wahrnehmung. Die Zuhörerinnen und Zuhörer empfinden die Pause gar nicht als Unterbrechung.“

Mimik und Gestik

Wohin mit den Händen? Wohin mit dem Blick? In der Theorie sei es zwar toll, jeden im Saal während des Vortrags einmal anzuschauen, so Silke Frank. „Die Wahrheit ist aber: Als ungeübter Redner wird mich das ganz schön aus dem Konzept bringen. Denn mein Gehirn beschäftigt sich dann schnell mit der Frage, warum Person X gelangweilt schaut oder ob Person Y verständnislos guckt – ich interpretiere also Gesichtsausdrücke und gerate so in Gefahr, vom Thema abzukommen. Besser ich schaue in zwei, drei freundlich aussehende Gesichter im Publikum und beschäftige mich mit meinen Inhalten und meiner Atmung.“ Wenn es einem größere Sicherheit gebe, nicht so oft ins Publikum zu schauen, sei das für den Anfang kein Problem.

Und was tun mit den Händen? Auch hier rät die Expertin: „Die Performance muss zum Typ passen.“ Heißt also: Meine natürliche Gestik und Mimik beibehalten, anstatt etwas einzustudieren, das aufgesetzt aussieht, und womöglich mich und andere vom Inhalt ablenkt. „Wer ein Bewegungstyp ist, der kann natürlich auch ein wenig hin- und hergehen, um seine Aufregung zu kanalisieren. Wer eher schüchtern ist, hält sich mehr am Tisch oder seinen Unterlagen fest“, sagt Frank.

Hilfe suchen

Aber was, wenn ich wirklich Angst habe, das Reden vor anderen an der Uni immer wieder aufgeschoben habe? Dann helfen Workshops, aber auch professionelle psychologische Unterstützung, wie es sie bei den Studierendenwerken oder der Studierendenberatung der Hochschulen gibt. „Wer schlechte Erfahrungen gemacht hat, wessen Selbstbewusstsein gelitten hat, der ist schnell in einer Angst-Spirale, in der er oder sie Unterstützung gebrauchen kann“, so die Beraterin. „Wenn ich denke, ich kann etwas nicht, agiere ich automatisch unsicher und angstvoll. Umso wichtiger ist es, dass ich in einem geschützten Umfeld wie in einem Workshop oder mit Freunden gute Erfahrungen machen kann, um mir selbst zu signalisieren: Ich kriege das hin!“ Wichtig auch: Anderen geht es oft ganz ähnlich. „Und es ist schon eine große Hilfe, wenn ich weiß: Nicht nur ich bekomme es nicht hin und habe Schwierigkeiten mit dem Reden – andere tun sich auch schwer. Und: Unsicherheit ist normal – man kann aber dennoch einen guten Vortrag hinbekommen.“