Hochschule Mit dem Handy zu den Heilpflanzen

Düsseldorf · Der Apothekergarten der Heinrich-Heine-Universität ist schon seit Jahren digital vernetzt. Das zahlt sich jetzt aus: Durch die QR-Codes können für Studierende im digitalen Sommersemester Alternativen für die ausfallenden Exkursionen geboten werden.

 Im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität bekommt jede Pflanze einen QR-Code. Nam Dran-Cong macht vor, wie man ihn nutzt.

Im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität bekommt jede Pflanze einen QR-Code. Nam Dran-Cong macht vor, wie man ihn nutzt.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Zwischen dem dichten Grün fallen die kleinen schwarz-weißen Quadrate kaum auf: Jeder Pflanze hier ist ein eigener QR-Code zugewiesen, der auf einer Ecke ihres Bestimmungsschildes zu finden ist. Wer sich mit einem Smartphone durch den Apothekergarten an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität (HHU) bewegt, kann damit eine Menge zusätzlicher Informationen über die Pflanzen abrufen. Jetzt, im coronabedingt digitalen Sommersemester, ist der digitalisierte Garten eine wichtige Hilfe für die Studierenden.

Der Apothekergarten gehört zum Botanischen Garten an der HHU. In mehreren Beeten wachsen über 100 verschiedene Pflanzen, die in der Ausbildung der Pharmazeuten genutzt werden. „Alle Pflanzen hier sind oder waren arzneilich relevant“, erklärt Rainer Kalscheuer. Der Professor lehrt am Institut für Pharmazeutische Biologie und Biotechnologie. „Man nutzt zum Beispiel ihre Tees oder Extrakte als Arzneimittel oder isoliert Reinstoffe und verwendet diese dann weiter.“ Dass Pharmazeuten Pflanzen systematisch bestimmen können, ist Teil der Approbationsordnung, also der Zulassungsordnung für den Apothekerberuf. Deswegen kommen die angehenden Pharmazeuten an der HHU im Laufe ihres Studiums immer wieder in Kontakt mit dem Apothekergarten.

„Die ersten Exkursionen machen wir mit den Studierenden schon im zweiten und dritten Fachsemester“, berichtet der wissenschaftliche Mitarbeiter Nam Tran-Cong. „Dabei lernen sie die Grundlagen der Systematik kennen.“ Da sich blühende Pflanzen am besten dafür eignen, finden diese Grundlagenkurse stets im Sommersemester statt. Doch dieses Jahr ist jedoch alles anders – die rund 140 Studierenden, die jährlich die Kurse durchlaufen, können nicht in Gruppen in den Apothekergarten. Auch die gemeinsame Exkursion an die Urdenbacher Kämpe findet nicht statt. „Deswegen ist in diesem Semester das Eigenstudium besonders wichtig“, sagt Kalscheuer. „Der Botanische Garten ist ja weiter geöffnet, also können sich die Studierenden die Pflanzen anschauen und mit der Datenbank lernen.“

Dass der Apothekergarten ohnehin schon digital angelegt war, kommt den Studierenden jetzt besonders zugute. Das Projekt startete im Semester 2009/2010. Vor zwei Jahren wurden die Schilder und Datenbanken noch einmal überarbeitet. „Der Garten wird normalerweise viel zum Lernen vor Prüfungen genutzt“, erzählt Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens. Nun übernimmt der Garten auch einen Teil der Lehre.

Zusätzlich zum Eigenstudium finden Bestimmungsübungen als Online-Kurse statt. „Die Studierenden bekommen zum Beispiel Fotos von Pflanzen, die sie dann auf einem Spaziergang suchen und anschließend bestimmen sollen“, berichtet Kalscheuer. Spitzwegerich, Waldmeister oder Schöllkraut könne man auch in der Umgebung finden. Auch die Praktika für die Fortgeschrittenen finden momentan nur online statt. Im vierten beziehungsweise siebten Fachsemester lernen die Studierenden, Inhaltsstoffe pflanzlicher Drogen zu analysieren sowie Reinheit und Gehalt von Arzneistoffen zu bestimmen.

Bei der Pflege des Apothekergartens werden die Gärtner von ehrenamtlichen Helfern unterstützt. Sie entfernen Unkraut und achten darauf, dass die Schilder lesbar bleiben. „Da bückt man sich schon wie im eigenen Garten“, sagt Marianne Genenger-Hein, die sich im Vorstand des Freundeskreises engagiert. Weitere Helfer würden immer gesucht.

An den Wochenenden kümmern sich die Ehrenamtler außerdem um die vielen Besucher des Botanischen Gartens. Die Kombination aus gutem Wetter und Corona-Beschränkungen sei momentan deutlich zu spüren, bestätigt der Freundeskreis-Vorsitzender Dieter Scheller. „Es ist eine Menge los. Wir haben jetzt auch viele Besucher, die zum ersten Mal kommen“, berichtet er. Den Spaziergängern beantworten die Freundeskreis-Mitglieder gemeinsam mit Studierenden Fragen rund um den Garten – und bei mehr Informationsbedarf helfen die kleinen QR-Codes. Die Datenbank über die Arzneipflanzen ist auch für Gäste zugänglich.

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