Kolumne Studentenleben Menschen und Deadlines

Unser Autor hat die Erfahrung gemacht: Mit einem klaren Zeitlimit vor Augen, lässt es sich manchmal zügiger und effektiver arbeiten.

Luis Küffner studiert Musik und Medien an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.

Luis Küffner studiert Musik und Medien an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.

Foto: privat

Als ich vor einigen Wochen kurzfristig einem für mich wichtigem Projekt zusagte, war mir von Anfang an klar, dass der Zeitraum bis zur Abgabe sehr kurz ist – eigentlich zu kurz. Meiner damaligen Einschätzung nach benötigte ich deutlich mehr Zeit für ein zufriedenstellendes Ergebnis. Vielleicht war meine Zusage etwas leichtsinnig und unüberlegt, aber ich wusste: Wenn ich ablehnte, würde ich es bereuen. Entgegen meiner anfänglichen Erwartung überraschte ich mich selbst, als ich letztendlich vor einem Ergebnis stand, welches sich wirklich sehen lassen konnte. Das lag schlichtweg an der Tatsache, dass am Ende dieses aus tagesfüllenden Schichten bestehenden Marathons eine konkrete Deadline stand.

Es klingt vielleicht etwas banal, aber ich betone die Deadline, weil meine bisherigen Erfahrungen bei Projekten ohne eine solche Grenze eher schlecht waren. Denn man hat ja gefühlt noch ewig Zeit, das Ganze ist nicht allzu dringend. Fortschritte erzielen sich nur langsam, Prioritäten verschieben sich. Und ehe man sich versieht, ist auch schon wieder ganzes Jahr vergangen.

Womöglich liegt ein Grund für meine Freude über dieses schnell abgeschlossene Projekt darin, dass eines meiner letzten Vorhaben nach knapp zwei Jahren immer noch nicht vollständig fertig ist. Ich konnte mir also beweisen, dass ich es auch schneller kann. Inzwischen denke ich, dass es nicht am langsamen Arbeiten, fehlendem Ehrgeiz oder Trödeln liegt, sondern ganz einfach an der nicht vorhandenen Frist. Klingt wie eine zu einfache Antwort auf eine komplexe Frage – ist es wahrscheinlich auch. Aber seit meinem Erfolgserlebnis bin ich klarer Befürworter der guten, alten, autoritären Deadline.

Wer meiner Ansicht nach wirklich eine ordentliche, ja vielleicht sogar die allerschlimmste, erbarmungsloseste und amtlichste aller jemals dagewesenen Deadlines bekommen sollte? Die Menschheit. Denn traurigerweise passiert kaum etwas gegen die Umweltzerstörung, gegen Ungerechtigkeit und Krieg, solange es keinen wirklichen Druck von außen gibt. Gerade weil es etwa in Bezug auf den schleichenden Klimawandel kein exaktes Fälligkeitsdatum gibt und sich negative Folgen erst zeitversetzt über Jahrzehnte einstellen, sehen viele Verantwortliche und Staaten zu wenig akuten Handlungsbedarf. Dabei ist es gut möglich, dass wir gerade dabei sind unsere gemeinsame Deadline zu verpassen und dies erst merken, wenn es zu spät ist. Lasst uns also bitte nicht vergessen, konstanten Druck auf Prozesse und Dinge auszuüben, für die es sich lohnt zu kämpfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort