Tipps für Studierende Wie das Lernen in der Gruppe gelingt

Hagen/Düsseldorf · Beim Lernstress an der Uni oder der Hochschule kann es helfen, zusammen mit Freunden oder Kommilitonen zu lernen. Was Studierende bei der Bildung einer Lerngruppe beachten sollten und wie das gemeinsame Lernen besonders effizient wird.

 Gemeinsames Lernen kann sehr effektiv sein, wenn alle Beteiligten ein paar Dinge beachten.

Gemeinsames Lernen kann sehr effektiv sein, wenn alle Beteiligten ein paar Dinge beachten.

Foto: Thinkstock/Jacob Ammentorp Lund

Es gibt zwei Typen von Studierenden: diejenigen, die bestens alleine lernen können und so ihre Erfolge einfahren, und jene, die beim Lernen Gesellschaft brauchen. Bei ihnen gilt die Devise: Zusammen geht es leichter. Das hat verschiedene Gründe. Vor allem aber schafft eine Lerngruppe ein Gefühl von Verbindlichkeit. Das hilft dabei, den berühmt-berüchtigten „inneren Schweinehund“ zu überwinden.

Lerngruppen können vielen Studierenden beim Lernen helfen – wenn sie denn richtig organisiert sind. Ein eindeutiges Richtig oder Falsch gibt es natürlich nicht. Aber es gibt Tipps, die berücksichtigt werden können, wenn man zum Lernen Verstärkung heranziehen möchte.

Voraussetzung sollte zuallererst die gemeinsame Orientierung der Gruppe sein. Lernfortschritt, Wissenstransfer und Prüfungsvorbereitung sind Ziele, für die sich eine Lerngruppe zusammenfinden sollte. Das sagen auch Thomas Lennartz und Ferdal Özcelik von der Fernuniversität Hagen. Für Studentinnen und Studenten der Fernuniversität gibt es seit 2018 sogar eine App, die bei der Lerngruppen-Suche helfen soll. Lennartz und Özcelik betreuen diese App.

Rahmenbedingungen Bei der Bildung der Gruppe sollten einige Aspekte berücksichtigt werden, sagt Özcelik, Mediendidaktiker an der Fernuniversität. Zum einen müsse im Vorhinein geklärt werden, wie die persönlichen Rahmenbedingungen zueinander passen. Die Zeitpläne von Voll- und Teilzeitstudierenden etwa würden eher korrelieren, als dass man leicht gemeinsame Termine finden könne. Auch sollte abgestimmt werden, wie häufig man sich treffen möchte – ein Mal oder häufiger in der Woche – und wie lange. Nehme ich mir vielleicht auch einen ganzen Tag für die Lerngruppe frei? Am besten, die Gruppe findet sich bereits nach Start des Semesters zusammen.

Eine Lerngruppe setzt sich aus mindestens zwei Personen zusammen. Das könne sehr vorteilhaft sein kann, sagt Özcelik, weil dann „jeder eine maximale Redezeit von 50 Prozent hat oder haben sollte.“ Aber: Je größer die Lerngruppe wird, desto geringer ist der Redeanteil und somit die Verarbeitung des eigenen Wissens. Özcelik und sein Kollege empfehlen daher Gruppen bis zu maximal fünf Personen. So kann sich jeder noch genügend einbringen, und auch die Koordination der Treffen wird so erleichtert.

Ziele und Erwartungen Sollten die freien Tage im Terminkalender übereinstimmen, ist der wichtigste Schritt getan. Aber auch die Ziele und Erwartungen sollten die Teilnehmer bereits eingangs klar kommunizieren. „Was möchte man erreichen, und womit will ich das erreichen?“, erläutert Özcelik. Die Antworten könnten etwa eine Klausur im gemeinsamen Fach sein, die Abgabe einer Projektarbeit in der Gruppe oder schlicht und einfach das Erlernen und Einprägen wichtiger Lerninhalte. Deshalb ist es von Vorteil, nicht unbedingt mit Freunden Lerngruppen zu bilden, sondern auf jeden Fall mit Leuten, die das gleiche Fach belegen.

Agenda Auch bis zum jeweils nächsten Treffen sollten sich die Mitglieder der Gruppe immer kleine Ziele setzen. „Was muss ich tun, um den Wissensaustausch in der Gruppe fruchtbar zu gestalten?“, könne zum Beispiel die Fragestellung sein, so Özcelik. So kann beim nächsten Treffen über diese Inhalte gesprochen und diskutiert und das Pensum für den jeweiligen Termin geklärt werden. Das bereichert den Wissensaustausch und die Dynamik der Lerngruppe.

Vorteile Durch eine Lerngruppe können Studierende ihr Wissen teilen, sie sind effektiver. Außerdem bieten Lerngruppen die Möglichkeit, sich auf das spätere Berufsleben vorzubereiten und sich sogenannte Soft Skills anzueignen. „Sie lernen zu diskutieren oder auch andere Meinungen als die eigene zu akzeptieren und Kompromisse zu finden“, resümiert Özcelik. Thomas Lennartz, CDO der Lerngruppen-App, ergänzt: „Das ist auch der innere Schweinehund, den man mit einer Lerngruppe überwindet.“ Wenn man sich einmal in der Woche trifft, man gemeinsam etwas vorbereitet hat und jeder seine Aufgaben bearbeitet, sei es schwieriger, die Füße hochzulegen. Die Gruppenmitglieder verlassen sich schließlich aufeinander.

„Ein wichtiger Antrieb“, sagt Lennartz, der eine Lerngruppe auch ein bisschen wie eine Selbsthilfegruppe sieht. Studierende hätten oft ähnliche Probleme. In der Lerngruppe kann man sich darüber austauschen und sie gemeinsam lösen. Außerdem sei die Vernetzung der Studierenden untereinander ein wichtiger Faktor und „ein ganz entscheidender Studienerfolg“.

Ich komme nicht weiter – und jetzt? Wenn das Lernen in der Gruppe nicht funktionieren will, die Studierenden einfach nicht zueinander passen oder man selber merkt, dass die Lernumgebung für einen persönlich nicht förderlich ist, hilft nur eines: Ehrlichkeit. Im Zweifel sollte die Gruppe dann aufgelöst werden. „Jeden Tag, den ich länger in so einer Gruppe bleibe, hindert mich daran, weiterzukommen“, sagt Lennartz. Dann heißt es: schnell aussteigen und schnell neu orientieren. Sollte man sich aber sehr häufig in immer neuen Lerngruppen wiederfinden, sollte man überlegen, ob das Konzept Lerngruppe tatsächlich das Richtige für einen ist.

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