Bummelstudium 74.000 NRW-Studenten sind mindestens im 20. Semester

Düsseldorf · Die Zahl der Langzeitstudenten ist in Nordrhein-Westfalen doppelt so hoch wie bislang angenommen. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage im Landtag hervor. Fast 10 Prozent der Studierenden haben demnach mehr als 20 Semester auf dem Buckel.

 Ein voller Hörsaal an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. (Archivfoto)

Ein voller Hörsaal an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. (Archivfoto)

Foto: Bretz,Andreas (abr)

768.353 Studenten waren im Wintersemester 2016/2017 an den Universitäten in Nordrhein-Westfalen eingeschrieben. 76.690 von ihnen hatten die 1,5-fache Regelstudienzeit da bereits überschritten. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft auf eine "Kleine Anfrage" der AfD im Landtag hervor. Das sind etwa doppelt so viele wie bisher vom Land angenommen.

Eine einheitliche Definition, ab wann jemand als Langzeitstudent gilt, gibt es nicht. Das Ministerium hat daher die Zahlen für zwei Studentengruppen angegeben:
1. Studenten, die die 1,5-fache Regelstudienzeit ihres aktuellen Fachs überschritten haben, und
2. Studenten mit mehr als 20 Hochschulsemestern. Dabei werden alle Semester gezählt, die ein Student irgendwann an einer Uni im Bundesgebiet eingeschrieben war. Studenten, die in diese Kategorie fallen, können also auch mehrere Studiengänge nacheinander studiert und abgeschlossen haben.

Unter den Bachelor-Studenten sind in absoluten Zahlen gemessen die meisten, die die Regelstudienzeit deutlich überschreiten: 41.524. Das sind 7,9 Prozent aller Studierenden, die diesen Abschluss anstreben. Relativ gesehen liegen die Magisterstudenten mit 14,8 Prozent allerdings vorn. Für die übrigen Uni-Abschlüsse liegt der Anteil derer, die das 1,5-fache ihrer Regelstudienzeit überschreiten, bei 13,8 Prozent.

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Foto: CC BY 2.0 Jay Cross

Ähnlich sieht die Verteilung bei jenen Langzeitstudenten aus, die mehr als 20 Semester eingeschrieben sind (Gesamtzahl: 74.127). Von ihnen studieren 36.100 im Bachelor, 11.849 im Master. Für welche Fächer die Langzeitstudenten eingeschrieben sind, geht aus der Antwort der Landesregierung nicht hervor. Ebenso wird nicht näher angegeben, welche Abschlüsse unter die sonstigen Abschlüsse fallen.

Universitäten beraten, um Langzeitstudium vorzubeugen

Um derart lange Studienzeiten zu vermeiden, gibt es an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) Düsseldorf mehrere Beratungsprogramme. Sie sollen bei Zweifeln am Studium helfen, einen neuen Weg zu finden oder neu für das Studium motivieren. So gibt es zum Beispiel die "Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten". Dort lernen die Studenten, wie sie ihre Arbeiten motiviert angehen und nicht wochenlang vor sich herschieben.

Die Gründe für ein langes Studium seien sehr vielfältig, sagt eine Sprecherin der HHU. "Für den Fall, dass persönliche oder studienbezogene Schwierigkeiten dem Studienerfolg im Weg stehen, gibt es individuelle Abschluss-Coachings, eine psychologische Beratungsstelle aber auch zielgruppenspezifische Veranstaltungen."

Die Zahl der tatsächlich an den Universitäten präsenten Langzeitstudenten sei allerdings deutlich geringer, als die Statistik angibt, sagt eine Sprecherin der Uni Duisburg-Essen. "Bei Langzeitstudierenden muss zwischen jenen unterschieden werden, die nur das Semesterticket in Anspruch nehmen möchten und jenen, die eventuell als Studienrückkehrer irgendwann wieder Veranstaltungen besuchen." Eine Belastung seien die Studenten, die an der Uni nie auftauchen, nicht. Schließlich würden sie auch keine Ressourcen der Universitäten nutzen.

Foto 2: CC BY Jay Cross 2.0

(rent)
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