Kolumne Studentenleben Lang ersehntes Wiedersehen im echten Leben

Viele Monate hat unser Autor die meisten Zeit digitale Kontakte pflegen müssen. Wie großartig es sich anfühlt, endlich einmal wieder Freunde ganz real zu treffen, beschreibt er in seinem Text.

 Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

Foto: Sebastian klomp/Sebastian Klomp

Es ist ein warmer Juni-Abend, und ich radel mit meinem leicht rostigen Fahrrad durch eine altbekannte Siedlung im Duisburger Süden. Die Straßen und Häuser sind vertraut, doch neu gestrichene Zäune und mittlerweile bewohnte Gebäude, die vor einem Jahr noch Baustellen waren, verraten mir, dass ich hier lange nicht mehr vorbei gefahren bin. Seltsam aufgeregt komme ich am Haus einer Freundin an, schließe mein Fahrrad ab und klingle.

Ich muss kurz warten, krame schonmal den Zettel vom Testzentrum heraus und kann gar nicht anders als vor Freude breit zu grinsen, als mir die Türe geöffnet wird und ich zwei meiner Freunde sehe. In Person, ohne einen Computerbildschirm zwischen uns. Die Begrüßung ist ein bisschen holprig: Umarmen ist uns noch zu nah. Für diesen komischen Fuß-Innenseiten-High-Five-Kick ist zu wenig Platz –  und so wird es letztendlich ein euphorisches Zuwinken auf eineinhalb Meter Entfernung.

Über die letzten sechs Monate ist man müde geworden von digitalen Abenden in Videokonferenzen, die man einsam vor der Laptop Kamera verbringt. Die Spiele, die man online zusammenspielen kann, machen nach den vielen Runden auch keinen Spaß mehr. Und keiner sitzt gerne den Abend lang zuhause allein vor dem Schreibtisch, wenn draußen bestes Sommerwetter ist. Zum Glück ist es endlich wieder möglich, sich mit einer Gruppe von Freunden ganz legal zu treffen, natürlich getestet.

Und so sitzen wir nun gemeinsam im orangen Sonnenlicht, grillen, trinken selbst gemixte Cocktails, unterhalten uns, lachen und überlegen, wie wir endlich an eine Impfung rankommen. Wir genießen die Zeit, sind kaum am Handy und freuen uns über die Gespräche, die analog so viel lebendiger und näher sind und nicht wegen schlechter Internetverbindung mitten im Satz abbrechen können.

Doch letztendlich reden wir wieder einmal über das, was im letzten halben Jahr alles nicht passiert ist, wie wir in digitalen Vorlesungssälen sitzen und uns nicht wie richtige Studierenden fühlen, welche Reisen und Erfahrungen wir nicht machen konnten, wie sehr wir uns nach den gemeinsamen Partys in den engen Vereinsheimen der Vorstadt und den Nächten in den Clubs und Bars im Zentrum sehnen. Und wie sehr wir uns gegenseitig vermisst haben.

Dieser Abend, auf den wir die letzten Monate sehnlichst gewartet haben, geht bis tief in die Nacht und so kurven wir melancholisch, glücklich und vielleicht ein bisschen angetrunken im Morgengrauen nach Hause und hoffen auf einen langen, gemeinsamen Sommer.

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