Studium Game Design Viel mehr als Zocken

Düsseldorf · Den ganzen Tag vor der Konsole oder dem PC sitzen und zocken? Ein Traum für viele Jugendliche. Zu einem Game Design Studium gehört aber einiges mehr. Die Job-Aussichten für Spiele-Entwickler sind allerdings hervorragend.

 Eine Art Baukastensystem für Gamedesigner hat Onur Özkan mit "cSystem" in seiner Abschlussarbeit an der University of Europa für Applied Sciences entwickelt.

Eine Art Baukastensystem für Gamedesigner hat Onur Özkan mit "cSystem" in seiner Abschlussarbeit an der University of Europa für Applied Sciences entwickelt.

Foto: Onur Özkan

„Du sitzt doch sowieso schon den ganzen Tag vor dem Computer. Jetzt auch noch an der Uni?“ Wenn Eltern diese Frage stellen, dann haben sie vermutlich gerade von dem Wunsch ihrer Kinder erfahren, Game Design zu studieren. Dass der Studiengang sehr verlockend klingt, wenn man leidenschaftlicher Gamer ist, ist klar. „Reine Gaming-Begeisterung reicht aber nicht aus, um Game Design zu studieren“, sagt Csongor Baranyai, Professor für Game Design an der University of Europe for Applied Sciences mit Studienorten in Hamburg, Iserlohn, Potsdam und Berlin. „Denn man braucht auch eine hohe Affinität zum Design und zur Programmierung, um den technischen Unterbau eines Spieles zu schaffen.“

Und so werden die Game Designer nach einem ganzheitlichen Ansatz ausgebildet, Verständnis für das Visuelle ebenso wie für die Technik vermittelt. „Wir haben oft Studierende bei uns, denen zunächst  nicht ganz klar ist, worum es bei der Entwicklung von Spielen geht. Andere kommen mit einem klar visuellen Hintergrund und orientieren sich dann Richtung Programmierung. Wir haben bewusst eine Phase zu Beginn des Bachelor-Studiums, um solch eine Orientierung zuzulassen.“ Grundsätzlich sind Game Designer an allen Entwicklungsschritten der innovativen Spielmechaniken beteiligt: von der ersten Idee über die technisch-kreative Konzeption, Narration bis hin zur Gestaltung von Räumen und Charakteren.

Allen besorgten Eltern sei übrigens gesagt: Die Job-Aussichten für Absolventen eines Game Design Studiums sind hervorragend. Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit spielen Computer- und Videospiele. In Deutschland greifen sechs von zehn Menschen zu Konsole, PC oder Smartphone, um digitale Spiele zu spielen. Die Branche boomt, sie expandiert, und das Wissen aus der Spieleentwicklung ist längst auch in anderen Sparten gefragt. Zum Beispiel im Bereich Virtual Reality. So nutzt beispielsweise die Autobranche Virtual Reality um Autos virtuell zu designen und zu entwickeln; Museen bieten virtuelle Rundgänge an. „Das Thema Virtual Reality und Metaverse ist riesig. Die Gaming Industrie selbst, aber auch viele andere Branchen – von der Industrie bis zur Kultur – bereiten sich darauf vor“, sagt Csongor Baranyai.

Die Anwendungsgebiete außerhalb der Spielebranche haben gerade in der Pandemie einen großen Aufschwung erlebt. Gefragt waren Spieleentwickler vor allem auch in der Schaffung digitaler sozialer Räume. „Dieses Wissen war und ist natürlich in der Lehre an Schulen und Universitäten ebenso gefragt wie bei großen Konzernen, die digitale Konferenzen durchführen wollten. Wo früher Menschen real zusammengekommen sind, mussten nun beispielsweise virtuelle Räume geschaffen werden, Räume, in denen die Menschen – auch vertraulich und für wichtige Verhandlungen und Entscheidungen – ins Gespräch kommen konnten. Auch dafür braucht man Game Designer, schließlich möchte man solche Räume so gestalten, dass die Zielgruppe sich wohl fühlt“, so der Professor.

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt, den Csongor Baranyai in Zeiten von digitaler Lehre und Homeschooling vermisst hat: „Corona hat deutlich gemacht, in welchen Gebieten wir die Möglichkeiten von Games nicht genutzt haben: zum Beispiel in der Schul- und Hochschulbildung. Wir setzen im Bildungsbereich viel zu wenig auf die zahlreichen Möglichkeiten und positiven Aspekte von Spielen. Denn Gaming ist viel mehr als zocken. Gaming ist lernen." Während viele Schulen und Universitäten in der Lehre zwar auf digitale Lernplattformen und virtuelle Lernräume gesetzt haben, kamen spielerische Lernumgebungen fast gar nicht zum Einsatz. Ein großer Fehler, so Baranyai. „Die Corona-Pandemie hat unsere Schwachstellen im Bereich des digitalen Lernens schonungslos aufgedeckt." So kamen zwar verschiedene digitale Lernplattformen und virtuelle 3D-Lernräume zum Einsatz, „doch als spielerische Lernumgebung kann man diese nicht bezeichnen."

Dabei ist sind die so genannten „Serious Games “, zu denen beispielsweise auch Lernspiele gehören, ein großes Einsatzgebiet der Absolventen des „Game Design“-Studiums. Deshalb lernen die Studierenden auch, wie solche spielerischen Lernumgebungen und Lernräume aussehen und gestaltet werden können. Zu den Serious Games gehören auch Anwendungen in Fitness, Sport und Gesundheit, die etwa zu einem gesünderen Lebensstil beitragen, oder Spiele, bei denen es um geschichtliche oder politische Bildung geht.

Ein Irrtum ist es übrigens auch, dass Game Designer vor allem große Blockbusterspiele für Konsolen entwickeln. „Das ist eigentlich nur eine Nische des Marktes“, sagt Csongor Baranyai. „Der viel größere Teil sind  Spiele für Smartphones und Tablets. Und eben die Serious Games.“ Und genau das zeigt sich auch, wenn Baranyai darauf schaut, wo seine ehemaligen Studierenden arbeiten: „Ein großer Teil entwickelt Spiele für Smartphones, dann gibt es den Bereich der Virtual Reality – und der zieht sich, wie schon gesagt, durch ganz verschiedenen Branchen. Viele Absolventen sind auch bei Firmen, für die sie Konferenz- und Meetingplattformen gestalten – das Wissen der Game Designer ist grundsätzlich auf vielen Gebieten gefragt.“

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