Neu an der Hochschule Niederrhein Schnuppersemester für Unentschlossene
Krefeld · Die Hochschule Niederrhein führt zum Sommersemester erstmals ein Orientierungssemester ein. Studierende können ein halbes Jahr acht technische Studiengänge ausprobieren und so herausfinden, welches Fach das passende für sie sein könnte.
Deutschlandweit gibt es unzählige Studiengänge. Und selbst wenn man das Angebot für sich selbst auf ein Gebiet eingrenzen konnte, gibt es immer noch hunderte unterschiedliche Fächer. Viele Abiturienten sind mit dieser Auswahl überfordert. Und was ist, wenn die mühsam getroffene Entscheidung sich als falsch herausstellt? Wer sich nicht gleich festlegen kann oder unsicher ist, ob der anvisierte Studiengang für die Folgejahre der richtige ist, für den hat die Hochschule Niederrhein jetzt ein komplett neues Angebot geschaffen: das Orientierungssemester.
Es startet ab sofort zum Sommersemester 2023 und richtet sich an alle, die sich für Ingenieurwissenschaften beziehungsweise technische Themen begeistern. Interessierte können in einem halben Jahr insgesamt acht Bachelorstudiengänge aus den vier Fachbereichen Chemie, Elektrotechnik und Informatik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik sowie Wirtschaftsingenieurwesen kennenlernen.
In dem Orientierungssemester sollen die Studierenden herausfinden, ob sie sich im gewählten Studiengang wohlfühlen. „Wir zielen damit auf diejenigen, die auf der Suche nach Orientierung sind, auf diejenigen, die vielleicht so gar nicht wissen, was sie studieren sollen, oder auch auf diejenigen, die nicht genau einschätzen können, ob sie sich ein technisches Studium zutrauen“, sagt Jens Brandt, Dekan des Fachbereichs Elektrotechnik und Informatik an der Hochschule Niederrhein. „Auch Studierende, die einen Bachelor begonnen haben, der sich nach dem ersten Semester als für sie nicht passend herausgestellt hat, wollen wir mit unserem Angebot abholen.“ So wolle man auch jungen Menschen, die vielleicht nicht die Standard-Biografie mitbrächten, also Abitur im Sommer, anschließend Studienstart im Oktober, ein Tor öffnen.
Außerdem: Gerade für diejenigen, die nach dem Schulabschluss erst mal einen ganz anderen Weg eingeschlagen haben und einige Monate lang Work and Travel im Ausland oder ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht haben, dürfte der Start zum Sommersemester ein willkommener Pluspunkt sein. „Bisher gab es bei uns keine Möglichkeit, in diesen vier Fachbereichen und in diesen acht Studiengängen zum Sommersemester zu starten. Es ist also auch ein Weg für alle, die kein halbes Jahr bis zum Start des Wintersemesters verlieren möchten, sondern es gut nutzen wollen“, sagt Jens Brandt.
Zum Ablauf: Die Regelstudienzeit wird durch das Orientierungssemester um ein halbes Jahr auf sieben Semester verlängert, so dass eine normale Einschreibung ins Studium möglich ist. Es beginnt im Sommersemester, also vor dem Start des normalerweise sechssemestrigen Bachelor-Studiengangs. In dieser Zeit werden verschiedene Module durchlaufen und 30 Creditpoints gesammelt. Für die vier Fachbereiche, die alle am Standort Krefeld der Hochschule Niederrhein liegen, habe man sich auf Grund der räumlichen, aber eben auch inhaltlichen Nähe entschieden, so Brandt.
Aber was passiert genau inhaltlich im Orientierungssemester? „Wir wiederholen keinen Schulstoff oder bringen in Mathe alle auf den gleichen Stand, wie es in manch anderen Angeboten, die sich oft ,Nulltes Semester’ nennen, der Fall ist“, betont Jens Brandt. „Stattdessen bekommen die Studierenden im Orientierungssemester von Tag eins einen Einblick darin, was unsere Fächer ausmacht – eben damit sie bezüglich der Fächerwahl orientiert sind. In Kleingruppen arbeiten sie an Projekten und lernen so die unterschiedlichen Disziplinen kennen, erarbeiten sich Lösungskompetenzen. Heißt: Alle Bachelor-Studiengänge, die man nach dem Orientierungssemester wählen kann, kommen auch inhaltlich vor.“ Ab dem zweiten Semester decken die Studiengänge 1:1 die Inhalte ab, die auch diejenigen auf dem Stundenplan haben, die regulär ab dem Wintersemester studieren.
Zu den Inhalten zählen unter anderem Nachhaltigkeit und Technik, Mathematik in Anwendungen, technisches Englisch oder eine andere Fremdsprache sowie ein interdisziplinäres Modul, durch das die Studierenden Einblicke in alle beteiligten Fachbereiche bekommen. „All dies bietet die Chance, im Orientierungssemester die richtige ingenieurwissenschaftliche Disziplin für sich zu finden und das reguläre Bachelorstudium dann zum Wintersemester zu beginnen“, sagt Hochschulpräsident Dr. Thomas Grünewald. Übrigens: Weil auch junge Menschen aus dem Ausland vom Angebot des Orientierungssemesters profitieren sollen, ist für sie das Sprachmodul „Deutsch“ Teil des Lehrplans.
Nach dem Orientierungssemester wählen die Studierenden aus den acht Bachelorstudiengängen. „Aus formalen Gründen – etwa, damit Bafög-Anträge gestellt werden können – ist es notwendig, dass die Studierenden sich bei der Einschreibung zum Orientierungssemester auf einen bestimmten Studiengang festlegen“, sagt Jens Brandt. „Es ist aber nach dem Semester problemlos möglich, auf einen der anderen Studiengänge zu wechseln. Das zu Beginn gewählte Fach hat auch keine inhaltliche Relevanz für den Verlauf des Orientierungssemesters. Alle dort versammelten Studierenden belegen die gleichen Module aus allen zu wählenden Fächern.“ Anschließend können sie dann eine fundierte und gut überlegte Studienentscheidung treffen.