Kolumne Studentenleben Lob auf die Omas

Düsseldorf · Auch wenn jetzt Semesterferien sind, hat unser Autor noch alle Hände voll zu tun: Hausarbeiten schreiben, Termine nachholen und vor allem seine Omas besuchen, denn sie können spannende Geschichten erzählen.

  Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

Foto: Sebastian klomp/Sebastian Klomp

Es sind wieder Semesterferien, beziehungsweise nur vorlesungsfreie Zeit. Schließlich stehen immer noch die ein oder andere Hausarbeit an, die man zwar noch wegschauend vor sich herschiebt, aber genau weiß, dass man langsam mit dem Recherchieren und Schreiben anfangen sollte. Drum herum füllt sich die Zeit mit Urlaub, der Wohnungssuche, verspäteten Geburtstagsfeiern, Pflichtpraktika, Sommeruni-Seminare und mit dem, was sonst noch so nicht ins volle Semester gepasst hat. Und auch wenn man in diesen zweieinhalb Monaten im Prinzip frei hat, bin ich am Ende doch wieder immerzu unterwegs. Dabei geht bei mir manchmal eine Sache unter: die Omas.

Ja, Omas sind nicht unbedingt eine Sache, sondern Menschen, die aber natürlich genauso zum Alltag eines Studierenden gehören, wie der zu spät bezahlte Semestergeldbeitrag, das Mensa-Essen oder der WG-Putzplan. Omas sind in der Regel eher etwas älter, sie riechen manchmal nach Lavendel, essen fast alle gerne Pflaumenkuchen und wissen nie so ganz genau, was man da eigentlich gerade studiert und was man dann danach damit macht, aber da bin ich mir ja auch selbst manchmal nicht ganz so sicher.

Studierende findet man meist umständlich über Laptops und Bücher gebeugt in der Bibliothek oder auf hölzernen Sitzbänken in den Hörsälen. Omas hingegen – meine zumindest – entspannen gerne bequem im Garten, gehen spazieren oder ruhen sich auf dem Sofa aus, und manchmal läuft auch „Bares für Rares“. Und das dürfen Omas auch, Omas müssen niemanden mehr etwas beweisen. Und trotzdem bringen sie ein großes Interesse daran mit, was man denn den ganzen Tag so macht, merken sich Namen von Freunden und Geschichten, die man ihnen erzählt.

In letzter Zeit versuche ich den Spieß umzudrehen, frage nach, wie es bei ihnen damals so war, als sie in den Tanzcafés und auf den Kirmessen waren, als sie durch die Welt gereist sind, noch jung waren. Denn große Überraschung: Omas waren nicht immer alt. Und so sitze ich immer wieder mit offenem Mund am Esstisch und frage mich, wie ich diese spannenden Geschichten in den letzten 21 Jahren verpasst habe.

Wenn ich gefragt werde, warum ich diese Kolumne schreibe, sage ich meistens: „Ich schreibe sie für meine Omas.“ Und das stimmt auch. Denn diese sind die Ersten, die mich anrufen und begeistert davon erzählen, dass ihr Enkel da ja mal wieder was in der Zeitung geschrieben hat. Und am Ende ist die größte Bestätigung, die man bekommen kann, immer noch der Stolz der eigenen Omas.

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