Heinrich-Heine-Universität Der Prof als Podcaster

Stefan Süß lehrt im Hauptberuf Betriebswirtschaft an der Heine-Uni. Nebenbei hat er einen Podcast ins Leben gerufen, in dem er mit Menschen aus allen Bereichen unseres Lebens plaudert. Demnächst zu Gast ist Jacques Tilly, auf der Wunschliste stehen außerdem Jürgen Klopp und Campino.

Stefan Süß lädt regelmäßig zum Podcast ein.

Stefan Süß lädt regelmäßig zum Podcast ein.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

BWL – Betriebswirtschaftslehre. Ist das nicht irgend so eine trockene Wissenschaft von Geld, von Planung und Controlling, irgendwas mit vielen Zahlen? Stefan Süß kennt alle diese Vorurteile gegen sein Forschungsgebiet. Er ist seit 2010 als Professor den Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität inne. Allerdings bezieht seine Forschung und Lehre sich auf die Bereiche Arbeit, Personal und Organisation. Süß und seine Mitarbeiter befassen sich mit der Flexibilisierung von Arbeit, mit Arbeitgeberattraktivität, mit Arbeitsstress und damit, wie Menschen sich als Individuum, in Gruppen und in der ganzen Organisation verhalten. Also doch nicht so trocken wie vermutet.

Dass sein Gebiet alles andere als rein fachbezogen ist, dass es sogar einen Unterhaltungswert besitzt, das beweist Stefan Süß seit April 2022 mit seinem HR-Podcast, wobei HR für Human Resources steht – also den Bereich, der Personalangelegenheiten meint. Dazu lädt er regelmäßig Menschen aus ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen dazu ein, eine gute halbe Stunde mit ihm zu plaudern. Der Biologe und Verhaltensforscher Patrick van Veen war schon bei ihm, ebenso Sebastian Hinze, der zehn Jahre lang Trainer des Handball-Bundesligisten Bergischer HC war. Weitere Gäste waren der Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter und ehemalige FIFA-Referee Deniz Aytekin, aber auch Ulf Mainzer, bis Mitte des Jahres bei der Ergo Group im Vorstand und für Personalthemen zuständig.

Aber wie kommt ein Hochschulprofessor auf die Idee, einen Podcast zu machen?

„Teil unserer Aufgabe an der Hochschule ist es, Wissenstransfer zu leisten. Der muss nicht immer in schriftlicher Form vorliegen, sondern kann auch in moderner Weise wie eben in einem Podcast erfolgen. In unserer Forschung gibt es viele Themen, die auch für Nichtstudierende oder Nicht-Akademiker von hohem Interesse sind,“ erklärt Stefan Süß. Er wählt seine Gesprächspartner selbst aus. Ein Techniker unterstützt ihn bei der Aufnahme. Die Grundidee des Podcasts ist es, Wirtschafts- und Personalthemen, gerne mit Düsseldorfer Bezug, zur Sprache zu bringen. Und dabei aber auch „über den Tellerrand hinauszuschauen“, so Süß. Egal ob nun ein Biologe, Sportler, die Wirtschaftspsychologin Tanja Dreßen, Charlotte Beisel von den Stadtwerken Düsseldorf oder eine Kollege, nämlich Marius Wehner, Professor für Unternehmensführung an der Heinrich-Heine-Universität, Rede und Antwort stehen – immer geht es um Fragen von Personalführung, von Menschen in Arbeit, von menschlichem Verhalten in Arbeitskontexten. Und verblüffenderweise finden sich, egal ob bei Sportlern oder den Naturwissenschaftlern, faszinierende Parallelen zwischen ihrer Arbeit und der von Managern und Angestellten in einem Unternehmen.

Ein unterhaltsames Beispiel dafür ist der Podcast „Hilfe, mein Chef ist ein Affe“. Den hat sich nicht Stefan Süß ausgedacht, wie er betont. Das Thema ist zugleich der Titel des Buches des Biologen Patrick van Veen. Um den Podcast aufzunehmen, reiste Süß in den Gelsenkirchener Zoo, wo van Veen arbeitet. Van Veen war lange Zeit als Verhaltensbiologe in einem Unternehmen tätig, bevor er in den Zoo wechselte. Er beobachtete Affen und Menschen gleichermaßen und erzählt über Parallelen. „Man muss das Verhalten von Menschen ein wenig studieren, um es beeinflussen zu können“, stellt van Veen fest.

Mittlerweile folge „eine dreistellige Zahl von Hörern“ seinem Podcast, sagt Süß und fügt hinzu: „Aber es ist egal wie viele Menschen genau man erreicht. Hauptsache, man erreicht sie.“ Im neuen Jahr wird Stefan Süß Jacques Tilly, den Erbauer der Karnevalswagen, bei sich zu Gast haben, um über die Bedeutung von Kreativität und Disziplin zu sprechen. Seine Liste von bekannteren und unbekannteren Personen, mit denen er gerne ein Gespräch führen würde, ist lang. Etwa die Hälfte der Gesprächspartner kommt aus einem wissenschaftlichen Umfeld oder aus der Wirtschaft, und die andere Hälfte sind Menschen mit einem anderen Berufshintergrund. So werden neue Horizonte geschaffen. Mit wem er besonders gerne mal im Podcast sprechen würde? „Mit Jürgen Klopp“, antwortet Süß. „Mit ihm möchte ich über Charisma reden“. Und noch einer steht auf der Wunschliste: Campino von den Toten Hosen. Was Süß dabei interessiert: „Wie ein System wie die Toten Hosen funktionieren kann, wie sie es schaffen, sich über viele Jahre als echtes Team zu empfinden.“

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