Kolumne Studentenleben Erstifahrt

Nach zwei Jahren Pause konnten die neuen Studierenden der Medien- und Kulturwissenschaft endlich wieder die traditionelle Kennenlernfahrt der Erstsemester unternehmen. Unser Autor über junge Filmemacher, Karaoke-Partys und das gute alte Klassenfahrt-Gefühl.

Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

Sebastian Klomp studiert Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

Foto: Sebastian klomp/Sebastian Klomp

Übermüdet und leicht schwankend schleppe ich die große Musikbox vom gestrigen Partyraum aus dem Haus zum Auto. Es nieselt erfrischend. Ich starre einige Minuten mit dem Kopf im Nacken in die grauen Wolken, bis mich ein Ersti aufschreckt und fragt, wo Wischer und Eimer sind – der Boden in ihrem Zimmer klebt noch vom ausgelaufenen Weißwein. Ich drücke die Kofferraumtür runter, und wir stolpern über Taschen, Müll-, Schlaf- und Rucksäcke, die sich für die Abfahrt vor der Tür häufen, aus dem Regen zurück in das Jugendgästehaus, in dem wir die diesjährige Erstifahrt verbracht haben.

Nachdem dies in den vergangenen zwei Jahren leider nicht möglich war, fand nun endlich wieder die eigentlich traditionelle Erstifahrt der Medien- und Kulturwissenschaft statt. Ein Wochenende lang konnten die neuen Studierenden sich fernab von Seminarstess und Vorlesungstrubel kennenlernen und gemeinsam den Start ins Studierendenleben feiern. Sei es beim gemeinsamen Kochen, beim Tanzen und Karaoke singen, bei der Nachtwanderung durch den Wald oder beim Streiten darüber, wie salzig das Nudelwasser sein sollte.

Im Grunde kann man sich das wie eine große Klassenfahrt vorstellen. Nur mit Glühwein. Die Erstifahrt wird organisiert vom Fachschaftsrat, also der Studierendenvertretung. Das Ziel ist seit Jahren ein Selbstversorger-Jugendhaus in Bergneustadt bei Gummersbach. Dies liegt ungefähr drei dörfliche Linienbusse, zwei Regionalbahnen und einen umständlich verspäteten Schienenersatzverkehr von Düsseldorf entfernt. Wie genau man mal vor Jahren auf diesen viel zu abgelegenen Ort gekommen ist, weiß heute keiner mehr so genau. Aber bisher haben wir auch noch nichts Besseres gefunden.

Das große Gelände am Nadelwald mit Blick auf den Stausee im Aggertal bietet sich nicht nur für morgentlich verkaterte Spaziergänge an, sondern wird über das Wochenende auch zum Drehort. Passend zum Studium haben die angehenden Medien- und Kulturwissenschaftler und Kulturwissenschaftlerinnen die Aufgabe, Kurzfilme zu verschiedenen Genres zu drehen. Und so werden während der Erstfahrt auf dem Gelände ein Mord aufgeklärt, eine Hexe im Gruselwald gesucht und ein Musical über unerklärliche Schwangerschaften gesungen. Am Abend gibt es ein gemeinsames Screening, bevor sich die Unterkunft vom Kino wieder zurück in eine überdimensionierte WG-Party verwandelt, mit Tanzfläche, Karaoke-Zimmer und natürlich angeregten Diskussionen in der Küche.

Am Sonntagmorgen bricht dann der letzte Tag der Fahrt und auch der Winterferien an. Den Rückweg verbringen die einen damit, verpassten Schlaf nachzuholen, während andere bereits die Vorlesungen der nächsten Woche vorbereiten und wieder andere noch eben schnell ihre Kolumne zu Ende schreiben.

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