Düsseldorf Duales Studium auf Distanz

Düsseldorf · Corona hat auch das Duale Studium verändert. Der sonst rege Wechsel zwischen Theorie und Praxis ist ausgebremst. Der Leiter der Fachhochschule Mettmann und eine Studentin berichten über ihre Erfahrungen.

 Im Moment noch alleine auf dem Mettmanner Campus und in der Bibliothek:  FHDW-Chef Andreas Brandt.

Im Moment noch alleine auf dem Mettmanner Campus und in der Bibliothek:  FHDW-Chef Andreas Brandt.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die Corona-Pandemie hat Arbeit und Ausbildung beeinflusst: Wo es geht, arbeiten und lernen Menschen in diesem Jahr von Zuhause. Wer dual studiert, erlebt sogar beides – aus dem üblichen Wechsel zwischen Campus und Firma ist für so manche dualen Studenten ein langer Aufenthalt am eigenen Schreibtisch geworden. „Zu tun gab es aber genug“, erzählt Alina Waser, duale Bachelor-Studentin im zweiten Semester. „Auch als Auszubildende wurde ich im Home Office von den Kollegen gut eingebunden.“

Seit Oktober 2019 studiert Waser an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Mettmann. Die private Hochschule hat derzeit fünf Standorte in Nordrhein-Westfalen und Hessen, der Mettmanner Campus wurde 2009 als vierte Einrichtung  eröffnet. Wie der Name erahnen lässt, liegen die fachlichen Schwerpunkte der FHDW in den Bereichen Wirtschaft und Informatik. Schon im dualen Bachelor kann man sich dabei innerhalb der Fächer spezialisieren. Waser beispielsweise hat sich für BWL mit der Spezialisierung Business Management entschieden. „Ich war vorher auf einem Berufskolleg in Düsseldorf und habe da schon den Leistungskurs BWL gehabt“, erzählt sie. Über ihren Wunsch nach stärkerem Praxisbezug sei sie dann auf die Idee gekommen, sich für ein duales Studium zu bewerben.

Den Praxisteil absolviert sie bei der Wuppertaler Firma Vorwerk Autotec. Wie eine Vollzeit-Auszubildende durchläuft sie hier die verschiedenen Abteilungen. „In der Corona-Zeit wurden wir in Teams eingeteilt, die sich im Büro und im Home Office abwechseln“, erzählt die Studentin. „Meinen Ausstand in meiner letzten Abteilung konnte ich also gar nicht geben. Ich hoffe, dass ich das noch nachholen kann.“ Ihr letzter Theorieblock an der Hochschule, der von Ende März bis Mitte Juni dauerte, fand sogar vollständig von Zuhause aus statt. „Nur für die Prüfungen sind wir auf dem Campus gewesen“.

Dass an der FHDW in diesem digitalen Sommersemester keine einzige Veranstaltung abgesagt wurde, rechnet Campusleiter Andreas Brandt den Vorerfahrungen mit dem Konzept E-Learning zu. „In unseren berufsbegleitenden Masterstudiengängen nutzen wir ganz selbstverständlich Online-Kurse“, erklärt er. Um nun die gesamte Lehre online stattfinden zu lassen, habe man auf die Erfahrung der entsprechenden Dozenten zurückgreifen können. „Wir hatten einige interne Schulungen, die erfahrenen Kollegen haben ihr Wissen weitergegeben. Wer seine Vorlesungen vorher noch nie in einen Computer gesprochen hat, muss sich auch daran erst mal gewöhnen.“

Das Feedback der Studierenden sei bisher positiv ausgefallen. „Die sind sehr froh, dass nichts ausgefallen ist.“ Gerade in den dualen und berufsbegleitenden Studiengängen habe man es mit einer regelrechten „Wissenslogistik“ zu tun: „Da ist alles genau getaktet und aufeinander abgestimmt. Wenn jetzt eine Veranstaltung ausfällt, kann man die nicht so einfach im nächsten Semester nachholen.“ Einige Online-Formate aus der Corona-Zeit will Brandt auch in Zukunft beibehalten. „Wir haben zum Beispiel in bestimmten Spezialisierungen sehr kleine Gruppen, die sich auf mehrere Standorte verteilen. Die haben wir jetzt online vernetzt, und in diesem Bereich könnten wir auch weiter Online-Kurse nutzen.“ Im Großen und Ganzen freue er sich aber darauf, wenn die Hochschule wieder für Präsenzveranstaltungen öffnet. „Der direkte Kontakt, mal auf dem Campus zusammen einen Kaffee trinken, das fehlt Studierenden und Dozenten.“

AuchStudentin Alina Waser freut sich, wenn es hoffentlich bald einmal wieder Seminare vor Ort gibt: „Da kann man sich auch besser konzentrieren. Für die Online-Vorlesungen wurden viele Veranstaltungen schon in mehrere, kürzere Kurse aufgeteilt – und trotzdem wird es nach zwei Stunden Videoschalte irgendwann anstrengend.“ Zumindest ihre Kollegen sieht die 19-Jährige jetzt schon mal wieder. In der neuen Praxisphase geht es wieder „normal ins Büro“, wie sie sagt.

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