Hochschule Niederrhein Von der Idee zum Start-Up

Krefeld · Die Hochschule Niederrhein möchte Studierende als Unternehmer fördern. Mit gezielten Programmen können junge Unternehmensgründer ihre Ideen verwirklichen. Ausprobieren und Scheitern ist erlaubt.

Mit 24 Jahren Unternehmensgründer: Reiner Mantsch hat es gewagt. Der Textilmanagement-Student der Hochschule Niederrhein, der kurz vor dem Bachelorabschluss steht, möchte aus einer guten Idee ein Business machen. „Ursprünglich ging es mir darum, für mein Praxissemester ein Thema zu finden, das zukunftsträchtig ist. Also habe ich mich stundenlang in die Bibliothek zurückgezogen und mir Gedanken über Nachhaltigkeit gemacht.“ Als Vorbild diente ihm die Natur, in dem vieles als Kreislauf funktioniert. „Und da stellte ich fest, dass wir in der Textilkette eben keinen Kreislauf haben. Alte Textilien werden häufig nur zur minderwertigen Produktgruppen, wie etwa Putzlappen verarbeitet, oft verbrannt. Und genau daran will ich etwas ändern.“ Reiner Mantsch dachte über ein chemisches Verfahren nach, dass Textilien auflöst und die Fasern wiederverwertbar macht. Laborversuche folgten, und die Erkenntnis: Die Idee funktioniert. Aber kann man damit tatsächlich ein eigenes Unternehmen gründen?

Studierende mit guten Ideen zu unterstützen, sie noch stärker als bisher zur Gründung zu ermutigen und so eine Gründungskultur an der Hochschule Niederrhein zu schaffen – das ist das Ziel des neuen Projekts „GetUp-MeetUp-StartUp“, das voraussichtlich 2021 starten soll und für das Fördermittel von 1,9 Millionen Euro erwartet werden. „Wir möchten das Thema Gründung auf neue Beine stellen“, sagt Stefanie Kutsch. „Die finanziellen Mittel würden uns einerseits ermöglichen, mehr zu beraten, andererseits soll das Thema Gründung auch stärker in der Lehre verankert werden. Jeder Absolvent sollte in seinem Studium mit dem Thema Entrepreneurship in Berührung gekommen sein. Gründer- und Erfindergeist brauchen die Möglichkeit des Ausprobierens – und des Scheiterns. Viele wählen leider immer noch lieber den Weg in die sichere Festanstellung, anstatt eigene Ideen zu verfolgen und ausreifen zu lassen. Dabei sind die Abschlussarbeiten unserer Studierenden voll von guten Ideen.“

Über GetUp-MeetUp-StartUp sollen zudem in Krefeld als auch in Mönchengladbach Start-Up-Labs auf dem Campus entstehen, in denen Gründer zusammenkommen können, sich interdisziplinäre Teams finden und Vorträge zum Thema Gründung angeboten werden. Eine wertschätzende Atmosphäre für Gründer schaffen – diesen Ansatz verfolgt auch das Projekt „HNexist“ der Hochschule, das vom Bundeswirtschaftsministerium ausgeschriebenen Förderwettbewerb Exist-Potentiale mit zwei Millionen Euro unterstützt wird. „Unser Fokus richtet sich auf Gründungen an der Schnittstelle zwischen Forschung und Transfer, aus Forschungsprojekten heraus“, sagt Projektmanagerin Nina Hauptmann. Die Hauptzielgruppe seien deshalb wissenschaftliche Mitarbeiter, Promovierende und Masterstudierende.Dass man Ideen und Erkenntnisse aus Forschungsprojekten in Start-Ups nutzen könne sei bisher an der Hochschule noch nicht so stark im Fokus gewesen. „Dabei gibt es viele innovative Ideen – deren Potential möchten wir nun heben“, so Hauptmann. „Start-Ups sind wichtig für die Region und die Gesellschaft. Sie beleben die Wirtschaft, sie denken Dinge neu, sind agil und agieren flexibel. Die Hochschule ist ein Nährboden, Innovationen im Bereich Forschung passieren genau hier.“

Reiner Mantsch und sein Teampartner Steffen Gerlach, Betriebswirt, stehen mit ihrer Gründung kurz vor dem Durchbruch, Fasermaterial aus Alttextilien herzustellen. „EEDEN“ haben sie ihr Start-Up genannt. „Derzeit führen wir viele Gespräche mit möglichen Partnern für das Projekt, auch mit potenziellen Geldgebern. Das Thema ist natürlich gigantisch. Wir sind froh, hier an der Hochschule auf ein optimales Netzwerk zurückgreifen zu können.“

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