Einstieg ins Berufsleben Studiert – und dann?
Ein guter Job nach dem erfolgreichen Studienabschluss ist kein Selbstläufer. Auch wenn laut Statistik die Chancen für Akademiker gut stehen, schafft nicht jeder sofort den Sprung ins Berufsleben. Was Betroffene und Experten dazu sagen.
„Ich habe studiert und bin pleite“. Diese Folge aus der Serie „Hard Life“ strahlte der WDR im Dezember 2022 aus. Im Portrait: Studienabsolventin Jana aus Köln. Ihr Einstieg in die Berufswelt will trotz Bachelorabschlusses in Englisch und Geschichte nicht gelingen. Zusätzlich hat sie zur Finanzierung ihres Studiums Kredite aufgenommen, die sie nun zurückzahlen muss. Jobsuche und Kreditabzahlung sorgen für finanziellen Druck – kein leichtes Gepäck für einen Menschen, der nach dem Studium eigentlich in den Startlöchern steht.
Die Statistik der Agentur für Arbeit Düsseldorf zeigt ein anderes Bild: Demnach lag in Deutschland 2022 die Arbeitslosenquote von Personen mit akademischer Ausbildung bei gerade mal 2,2 Prozent – eine Zahl, die keinen Anlass zur Befürchtung gibt, man könnte keinen Job finden. Auch unter Berücksichtigung der Corona-Pandemie betrug die Arbeitslosigkeit von Absolventen im Jahr 2020 gerade einmal 2,6 Prozent, ein Jahr später verschlankte sie um einen Prozentsatz von 0,2. Ähnlich sieht es bei einer abgeschlossenen Berufsausbildung aus: In den Jahren 2020 bis 2022 sank die Arbeitslosigkeit um sechs Nachkommastellen auf 2,8 Prozent. Im Vergleich dazu bewegten sich die Arbeitslosenzahlen in den Jahren der Pandemie bei Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung zwischen 19,8 und 20,9 Prozent. Es gibt also generell einen erheblichen Unterschied zwischen fertig ausgebildeten Absolventen und solchen ohne ein abgeschlossenes Studium beziehungsweise eine erfolgreich beendete Ausbildung.
Oliver Neuhoff vom Akademischen Beratungs-Zentrum (ABZ) der Universität Duisburg-Essen bestätigt die Lage: „Aufgrund der hohen Nachfrage an Fachkräften auf dem deutschen Arbeitsmarkt sollten gut ausgebildete Menschen grundsätzlich gute Chancen haben, früher oder später einen passenden Beruf zu finden.“ Nicht unmittelbar einen Job zu bekommen, der den eigenen Vorstellungen entspricht, sei gewiss Teil des Bewerbungsprozesses, so Neuhoff. Aber manchmal liege es auch an der falschen Herangehensweise: „Wer verwundert ist, keine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch zu erhalten, obwohl er oder sie jede Woche zehn Bewerbungen losschickt, sollte gerade das als möglichen Grund dafür in Erwägung ziehen.“ Ein Tipp von Neuhoff: „Den Fokus lieber auf zwei bis drei Bewerbungen richten, und diese dafür ordentlich recherchiert und der Ausschreibung entsprechend einreichen, anstelle auf Quantität zu setzen.“ Weiterhin seien durch die pandemiebedingte Zeit im Home-Office bestimmte Softskills und der smarte Umgang mit Technik gefragter denn je – häufig sogar Voraussetzung. Wer zu einem Online-Bewerbungsgespräch eingeladen ist, sollte auf eine sichere Internetverbindung, Kamera- und Toneinrichtung achten. Das Miauen einer Katze im Hintergrund oder eine Person, die das Bild durchquert, gilt es zu vermeiden. Das Bewerbungsverfahren hat sich gewandelt, und für eine erfolgreiche Bewerbung rät der Experte, dies zu berücksichtigen.
Oliver Neuhoff macht seitens des ABZ den Studierenden also Mut für den Berufseinstieg. Gefragt seien Geduld, die richtige Herangehensweise sowie Vorbereitung auf die Bewerbung. Dann aber dürfte der Schritt vom Studium in den Beruf gelingen.
Wie nehmen jedoch junge Absolventen selbst die Lage wahr? Leonore (27) hat im Bachelor „Empirische Kulturwissenschaft“ mit dem Nebenfach „Medienwissenschaften“ studiert, bevor sie erfolgreich ihren Master in „Kultur und Management“ abschloss. Nach dem Studium habe sie sich auf diversen Webseiten über Jobangebote informiert, sowohl im In- als auch im Ausland – möglichst weit gestreut also. Die Bewerbungsphase beschrieb sie als „zäh“; „Am schlimmsten war es, wenn man gar keine Rückmeldung erhalten hat. Das war schon manchmal ziemlich frustrierend“, so die Kulturwissenschaftlerin.
Auch Daniel (25), der an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit Erfolg den Master in BWL absolvierte, berichtet Ähnliches: „Von Anfang an habe ich die Suche als mühsam und schwierig wahrgenommen.“ Die Zuversicht, den richtigen Job zu finden, sei an manchen Tagen mal größer und mal kleiner gewesen. Beide Absolventen stellten fest, dass sie im Laufe der Zeit ihre Anforderungen und Erwartungen an den ersten Job gesenkt haben, nachdem sie einige Absagen erhalten hatten. Mit jeder Woche, die ohne Einladung zu einem Vorstellungsgespräch verging, kamen zusätzlich vermehrt Selbstzweifel auf. Leonore hätte es geholfen, schon im Studium mehr Praxiserfahrungen durch kleine Jobs und Praktika zu sammeln. Außerdem würde sie sich eine Plattform wünschen, die Stellenergebnisse besser auf ihr eigenes Interesse, Fähigkeiten und Bedürfnisse zugeschnitten gefiltert hätte. Auf die Frage, was Daniel die Jobsuche erleichtert hätte, antwortete er: „Seien wir ehrlich: Vitamin B“. Nach rund zwei Monaten der Suche haben mittlerweile beide einen passenden Job gefunden. Nichtsdestotrotz war es für sie kein leichtes Unterfangen.
Die Jobsuche ist also auch für Akademiker kein Selbstläufer – auch wenn Statistiken eine andere Sprache sprechen. So bleibt zu hoffen, dass auch Jana aus der WDR-Serie unterdessen Erfolg bei ihrer Jobsuche hatte.