Botanischer Garten an der Heinrich-Heine-Universität Exoten unter Glas

Düsseldorf · 70.000 Menschen besuchen jährlich den Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Uni. Leiterin Sabine Etges hat immer neue Ideen.

 Die Glaskuppel ist das Wahrzeichen des Botanischen Gartens der HHU. Leiterin Sabine Etges plant aktuell eine neue Ausstellung.

Die Glaskuppel ist das Wahrzeichen des Botanischen Gartens der HHU. Leiterin Sabine Etges plant aktuell eine neue Ausstellung.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Hinter den Glasscheiben der 13 Meter hohen Orangerie steht Grün an Grün. Dicht beieinander überwintern hier Kübelpflanzen, die mit deutschen Minustemperaturen nicht zurechtkommen würden. „Im Sommer finden hier Veranstaltungen statt“, berichtet Sabine Etges. „Dann stehen die Pflanzen draußen.“ Als wissenschaftliche Leiterin ist Etges für den Bestand im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität (HHU) in Düsseldorf verantwortlich. Sie achtet darauf, dass alle Pflanzen richtig ausgezeichnet sind, kontrolliert den Saatgutaustausch mit anderen Gärten und beaufsichtigt Pflanzenkulturen, die unter Artenschutz stehen und deshalb außerhalb ihrer Lebensräume hier im Garten gezogen werden – sogenannte Ex-situ-Kulturen.

„Ein Beispiel für eine solche Ex- situ-Kultur ist der Sophora toromiro“, sagt sie und weist auf einen filigranen Baum mit winzigen Blättern, der gleich hinter dem Eingangstor der Orangerie steht. Diese sei die einzige heimische Baumart der Osterinseln, gelte dort jedoch schon seit Ende der 50er Jahre als ausgestorben. „1988 ist durch Zufall entdeckt worden, dass im Botanischen Garten in Bonn ein Toromiro steht. Seitdem wird diese Pflanze gezielt vermehrt. Auch unser Exemplar kommt aus Bonn“, erzählt Etges.

Zum Überwintern mag der Toromiro Temperaturen von etwa zehn Grad, so wie die anderen rund 200 Kübelpflanzen, mit denen er sich die Orangerie teilt. Sie alle stammen aus eher mediterranen Klimazonen. Die Pflanzen, die im Südafrika-Haus und im Kuppelgewächshaus stehen, bleiben auch über den Winter dort stehen. Exotische Arten wie den Großen Drachenbaum, die Kängurupfote und die Wollemie können sich Besucher das ganze Jahr über in den beiden Häusern anschauen. Vier Gartenmeister und ihre Mitarbeiter sorgen für die teils seltenen Pflanzen. „Gärtner zu finden, die eine solche Vielfalt kultivieren können, ist gar nicht so einfach“, sagt Etges. Wer hier arbeite, müsse sich mit besonderen Arten auskennen und auch spezielle Schädlinge oder Krankheiten erkennen können. Im Botanischen Garten werden auch Nachwuchsgärtner ausgebildet. Acht bis zehn Auszubildende beginnen hier jedes Jahr ihre Lehre. Darüber hinaus helfen Ehrenamtliche bei der Pflege der Pflanzen mit.

In den Wintermonaten gibt es vor allem im Außenbereich viel zu tun. Im Nutzgarten werden bereits die ersten Gemüsesorten ausgesät, außerdem werden immer wieder Bereiche umgestaltet. Eine Großbaustelle ist das Alpinum, das momentan von Grund auf neugebaut wird. Auf dem Alpinum soll ein kleiner Wasserlauf entstehen, der in einen Teich mündet. Außerdem soll vor dem neugestalteten „Alpen-Berg“ bald eine alpine Wiese mit Blumen und Kräutern blühen. „Bis alles fertig ist, wird es aber wohl noch etwa ein Jahr dauern“, sagt Etges. Rund 60.000 Euro hat der Freundeskreis des Botanischen Gartens bisher in die Umgestaltung investiert.

Der Jahresbeginn ist außerdem eine Zeit, in der Etges neue Ausstellungen im Garten plant. „Im Moment arbeiten wir an einer Baum-Ausstellung. Die ist als Dauerausstellung gedacht, die zusätzliche Informationen zu besonderen Bäumen liefert“, erzählt sie und fügt hinzu: „Also zu Bäumen, die wir hier für besonders spannend halten.“

Darf man als wissenschaftliche Leitung auch Lieblingspflanzen im Garten haben? „Das darf ich schon“, sagt Etges. „Als Erstes fällt mir da immer der Gagelstrauch ein. Der wurde früher zum Bierbrauen verwendet und hat so einen angenehmen Duft. Ich mag aber auch Ginkgobäume und Wildblumen sehr gerne.“

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