Stipendium, Bafög, Jobben So lässt sich das Studieren finanzieren

Hohe Mieten, knapper Wohnraum und nun auch noch steigende Energie- und Lebensmittelpreise. Viele junge Frauen und Männer sind in Sorge, wie sie das nächste Semester schaffen. Ein Überblick, welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt.

 Kellnern gehört zu den klassischen Studentenjobs.

Kellnern gehört zu den klassischen Studentenjobs.

Foto: dpa/Caroline Seidel

360 Euro für die Miete – so sieht es die neue, schon angepasste BaföG-Wohnpauschale in diesem Wintersemester vor. Doch eine aktuelle Studie der MLP-Gruppe und des Deutschen Instituts für Wirtschaft zeigt: Mit dieser Summe können Studierende gerade mal noch in zwei deutschen Hochschulstädten eine durchschnittliche studentische Wohnung mieten – nämlich in Chemnitz und in Magdeburg. Der Report zeige drastische Anstiege der Mieten für Studierendenwohnungen, so das Deutsche Studierendenwerk (DSW). In allen 38 untersuchten Hochschulstädten sei die Miete im vergangenen Jahr um durchschnittlich 5,9 Prozent gestiegen. Besonders extrem waren die Mietsteigerungen in Berlin mit plus 18,5 Prozent. Am meisten zahlen studentische Mieter für eine Musterwohnung in München (787 Euro) und in Stuttgart (786 Euro). „Die Studierenden stehen vor einer existenzbedrohenden sozialen Notlage. Nach der Corona-Pandemie sind ihre Kräfte ohnehin erschöpft, finanziell und psychisch. Jetzt kommt ein Winter mit voraussichtlich explodierenden Preisen für Strom, Gas, die Miete und auch für Lebensmittel“, sagt DSW-Generalsekretär Matthias Anbuhl.

Und auch die Eltern können jetzt häufig nicht mehr so stark helfen wie zuvor, schließlich treffen auch sie die gestiegenen Kosten. Übrigens: Rein rechtlich sind Eltern tatsächlich verpflichtet, ihr Kind bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss mit Unterhalt zu unterstützen – derzeit laut Regelsatz der Düsseldorfer Tabelle mit 860 Euro im Monat, so das Studentenwerk. Ist das nicht möglich, sollte ein BaföG-Antrag gestellt werden – das sollten nun auch alle tun, die bisher ohne staatliche Unterstützung ausgekommen sind. Welche Möglichkeiten es gibt, um finanziell über die Runden zu kommen:

BaföG Komplizierte Fragen und viele erforderliche Daten: Natürlich ist ein BaföG-Antrag viel Papierkram. Zumal man vor allem die Steuererklärungen der Eltern braucht. Doch der Aufwand lohnt sich: Schließlich ist die Hälfte des Geldes ein Geschenk. Maximal werden monatlich 934 Euro ausgezahlt. Wer genau wie viel BaföG bekommt, wird für jeden Antrag individuell berechnet. Es zählt auch, wie viel auf dem eigenen Sparbuch liegt, und was man monatlich verdient. Ab diesem Wintersemester darf man 520 Euro monatlich verdienen, ohne dass BaföG abgezogen wird. Das Studentenwerk betont: Auch wenn man nur eine vergleichsweise geringe monatliche Förderung erhält, kann diese das Studieren erleichtern, weil man dann zum Beispiel weniger nebenher jobben muss. Das Studentenwerk hat außerdem herausgefunden, dass 37 Prozent derjenigen, die eigentlich Geld bekommen würden, gar keinen Antrag stellen – aus Angst vor Schulden. Dabei ist das Darlehen zinsfrei und bei maximal 10.010 Euro gedeckelt. Heißt: Erhalten Studierende beispielsweise für sechs Semester Bachelor- und vier Semester Master-Studium über 50.000 Euro BaföG, müssen sie mit maximal 10.010 Euro nur ein Fünftel zurückzahlen. Zurückzahlen kann man das Darlehen in Raten, die Rückzahlung beginnt rund fünf Jahre nach der Regelstudienzeit. Durch besonders gute Noten, Sofortzahlung und ein schnelles Studium kann die Rückzahlungssumme noch verringert werden. Wichtig zu wissen ist, dass das BaföG nicht rückwirkend gezahlt wird. Wer zum Beispiel im Oktober ein Studium beginnt und bereits für diesen Monat BaföG-Zahlungen erhalten will, muss spätestens Ende Oktober einen Antrag einreichen. Die Bearbeitung dauert in der Regel vier bis sechs Wochen. Und: Das Geld fließt nicht einfach so das ganze Studium lang. BaföG-Bezieher müssen jedes Jahr einen Antrag auf Weiterförderung stellen.

Stipendium Gute Chancen hat man über das Deutschlandstipendium der Bundesregierung, da die Hochschulen oft viele dieser Stipendien pro Jahr vergeben. Für dieses bewirbt man sich direkt an der eigenen Hochschule, meist wird es zur Hälfte vom Staat und zur anderen Hälfte von Firmen oder privaten Förderern gestiftet. Für mindestens zwei Semester, höchstens aber bis Ende der Regelstudienzeit, gibt es dann 300 Euro im Monat. Bei der Bewerbung zählen nicht nur gute Noten, sondern auch gesellschaftliches Engagement und der eigene Lebenslauf – etwa, ob man aus einer Nicht-Akademiker-Familie stammt oder einen Migrationshintergrund hat. Stipendien vergeben außerdem die sogenannten Begabtenförderungswerke. Dazu gehören zum Beispiel die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Stiftung der Deutschen Wirtschaft, das Cusanuswerk oder die Heinrich-Böll-Stiftung. Es gibt weltanschaulich neutrale Werke und eher politisch, eher religiös, eher wirtschaftlich oder gewerkschaftlich orientierte Werke. Die Stipendien der Begabtenförderungswerke umfassen meist ein einkommensunabhängiges Büchergeld in Höhe von 300 Euro; hinzukommen kann aber je nach Einkommen der Eltern eine Grundförderung von bis zu 812 Euro monatlich. Ähnliche Bedingungen gelten für das Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Man profitiert aber nicht nur vom Geld. Es gibt meist auch interessante Workshops und Seminare, und man wird Teil eines Netzwerks. Diese Förderung muss am Ende des Studiums nicht zurückgezahlt werden.

Jobben Wer neben dem Studium jobbt und gleichzeitig BaföG bezieht, darf ab diesem Wintersemester 520 Euro, etwa als Minijobber, hinzuverdienen. Einen Vorteil hat, wer als Werkstudent arbeiten kann: Es entfallen die üblichen Abgaben wie Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung, stattdessen gibt es für Werkstudenten einen vergünstigten Tarif in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Auch gibt es keine harte Verdienstgrenze. Allerdings darf man höchstens 20 Stunden in der Vorlesungszeit arbeiten. Gut mit dem Unialltag kombinieren lassen sich Jobs als studentische Hilfskraft bei Professoren, Dekanaten oder auch dem Studierendenservice. Einfach mal schauen, welche Stellen gerade an der eigenen Uni ausgeschrieben sind.

Studienkredit Das Centrum für Hochschulentwicklung nimmt Studienkredite regelmäßig unter die Lupe und empfiehlt: Erst wenn alle anderen Möglichkeiten wie BaföG und Stipendien-Bewerbung ausgeschöpft sind, sollte man zum Kredit greifen. Dann aber gilt: So wenig wie möglich aufnehmen, aber eben so viel wie für ein dann reibungsloses Studium nötig ist. Von einem normalen Kredit unterscheidet sich ein Studienkredit dadurch, dass er in der Regel günstigere Konditionen bietet, und die Summe nicht auf einen Schlag, sondern in monatlicher Stückelung ausgezahlt wird. Besonders bei Studienkrediten ist auch, dass man eine „Verschnaufpause“ von der Bank gewährt bekommt, bevor man das Geld zurückzahlen muss. Neben den Angeboten zur allgemeinen Studienfinanzierung (etwa: KfW-Studienkredit) gibt es auch Studienkredite für die Schlussphase des Studiums (Bildungskredit des Bundesverwaltungsamtes, Abschlussdarlehen der Studentenwerke). Ganz wichtig: Vor Abschluss eines Kredites sollte man die Zinsen der Rückzahlungsphase kennen. Bei manchen Anbietern werden die erst bei Fälligkeit des Kredites festgelegt. Das kann teuer werden. Auch wer sich nicht sicher ist, das Studium auch zu beenden, sollte von einem Studienkredit die Finger lassen.

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