Schreibblockaden, Zeitmanagement Angstfrei durch die Bachelorarbeit – so gelingt’s
Die Bachelorarbeit ist wohl die größte Hürde für viele Studierende. Häufig dominieren in dieser Phase Stress und Angst. Maike Rettmann, Schreibberaterin an der Heinrich-Heine-Universität, hat bereits vielen Studierenden bei diesem Schritt unter die Arme gegriffen. Nun teilt sie ihre wichtigsten Tipps.
Realistische Zeitplanung
Eine realistische Zeitplanung ist nach Ansicht von Maike Rettmann das A und O, um eine Bachelorarbeit ohne Stress zu bewerkstelligen. „Zunächst sollte man sich einen Überblick über die verschiedenen Aufgaben verschaffen und dann Anfangs- und Endzeitpunkt festlegen“, sagt die Schreibberaterin. Eine Bachelorarbeit schreibe sich nicht von heute auf morgen, sondern viele kleine Schritte seien notwendig. Da ist gutes Zeitmanagement gefragt und außerdem die realistische Einschätzung des eigenen Arbeitspensums. Einfach nur Zeit in der Bibliothek absitzen, dazu rät auch Maike Rettmann nicht. Ihr Tipp: „Mit Wochenarbeitsplänen arbeiten. Einmal die Woche hinsetzen und alle fixen Termine notieren. Im Anschluss die Arbeitszeiten für die Bachelorarbeit drumherum planen“. Natürlich sollte dabei auch genügend Zeit für die Bachelorarbeit vorgesehen sein.
Konkrete Aufgaben
„Die eingeplante Zeit muss auch mit konkreten Aufgaben gefüllt werden, denn die Zeit allein nützt nichts“, betont Rettmann. Das Schlüsselwort lautet hier: „konkret“. Das Ziel, sich in einer bestimmten Woche über ein Thema zu informieren und etwas darüber zu lesen, sei oftmals viel zu ungenau. Besser: Am Montag von neun bis elf Uhr den Textabschnitt X, auf Seite Y lesen und im Anschluss bis zwölf Uhr die wichtigsten Argumente herausgearbeitet haben. Das klingt schon deutlich konkreter. Expertin Rettman weist darauf hin: „Die großen Aufgaben müssen zergliedert werden. Dann sind sie für uns fassbar“. In diesen kleinen Schritten stellt die Bachelorarbeit auch gar nicht mehr das in ihren Worten „Angstgespenst der großen diffusen Aufgabe“ dar, sondern eher viele kleine Häppchen. Die können den Schreibenden nur wenig anhaben. Außerdem: „Uns Menschen motiviert das Abschließen von Aufgaben“, fügt die Beraterin hinzu. Je kleiner die Schritte also, desto schneller sind sie erfüllt. Das motiviert weiterzumachen. Und seien wir ehrlich: Wer lehnt schon ein weiteres Häppchen ab?
Die richtige Fragestellung finden
„Hat man noch keine konkrete Idee für eine Fragestellung, sollte man erstmal wild sammeln“, schlägt Rettmann vor. Dazu zähle, sich Fragen rund um ein Problem rauszusuchen und Sekundärliteratur zu sichten. Dabei handelt es sich um Texte über Primärquellen. Es wird also beispielsweise nicht Goethes „Faust“ gelesen, sondern Kommentare, Analysen und Artikel darüber. Auf diese Weise macht man sich mit der Debatte vertraut. Oft stößt man dabei auf einen interessanten oder sogar umstrittenen Ansatz. Dann heißt es Anker einschlagen und sich den Argumenten nähern. Wo debattiert wird, liegen Probleme. Wo Probleme stecken, liegen Fragestellungen – Fragestellungen mit Potential zum Bachelorarbeitsthema. Maike Rettmann fügt hinzu: „Man kann sich auch immer an die Betreuungsperson wenden. Sie kann besser einschätzen, ob die Fragestellung zu eng oder zu weit gefasst ist“.
Auf die Betreuungsperson zugehen
Wer sich nicht traut, auf seine Betreuungsperson (oft eine Dozentin oder Dozent des belegten Studiengangs) zuzugehen, brauche sich diese Sorgen eigentlich gar nicht zu machen. „Es gehört ja zu den Aufgaben der Dozierenden, die Studierenden zu begleiten“, sagt Rettmann. „Wer höflich eine sachliche Anfrage bei dem Dozierenden stellt, wird in der Regel die Erfahrung sammeln, dass Dozierende wirklich nicht beißen“. Wer dennoch Unsicherheit verspürt, könne Kommilitonen nach ihrem Vorgehen fragen. „Schließlich sitzen alle in demselben Boot“, ermutigt die Schreibberaterin.
Schreibblockaden lösen
Unter einer Schreibblockade versteht man laut Duden die (durch Mangel an Inspiration, Ausbleiben von Einfällen oder Ähnliches) „Unfähigkeit zu schreiben“. Eine Möglichkeit dem entgegenzusteuern ist das sogenannte Free Writing (freies Schreiben). „Vor jeder Arbeitseinheit einfach zehn Minuten alle Gedanken runterschreiben, die einem zu der Arbeit gerade einfallen. Das kann auch sein: ‚Warum fällt mir nichts ein?‘ oder ‚Das ist hier gerade total doof‘“, erklärt Rettmann. Der Gedanke dabei: Der oft exakten, mühsamen wissenschaftlichen Arbeitsweise wird ein einfacher Schreibfluss entgegengesetzt und somit die Hemmung reduziert, mit dem Schreiben anzufangen.
Außerdem: „Manche versuchen, direkt druckreif zu schreiben. Aber aus Übersichten und Argumenten lässt sich noch nicht ein fertiger Fließtext schreiben. Das ist unrealistisch“, so die Expertin. Besser solle man in Etappen vorgehen: „Versuchen zehn Leute gleichzeitig durch die Türe zu gehen, bleiben sie stecken. Gehen sie nacheinander, funktioniert das Durchgehen ganz geschmeidig.“
„Man muss die Bachelorarbeit auch nicht von Anfang bis Ende schreiben“, sondern die Beraterin setzt auf den eigenen Impuls: „In sich hineinhören und schauen, wo es einem am meisten hinzieht, um mit dem Schreiben zu beginnen. Das kann auch ein ganz kleiner Punkt der Gliederung sein. Danach nimmt man sich den nächsten Teil vor.“
Unsicherheiten aushalten
„Man muss es aushalten können, dass man das Ergebnis der Bachelorarbeit noch nicht kennt“, sagt Rettmann. Diesen Tipp anzunehmen, falle sicherlich vielen nicht leicht, sei aber beim wissenschaftlichen Arbeiten schier unumgänglich. „Das ist ganz normal. Würde man die Antwort schon wissen, würde man die Bachelorarbeit nicht schreiben“, so die Expertin. Daher also ihr Tipp: Ruhe und Vertrauen bewahren, dass man bei ordentlicher Vorgehensweise auch zu einem guten Ergebnis kommen wird.
Keine unnötig hohen Anforderungen an sich selbst stellen
„Studierende schätzen die Anforderungen oft höher ein als vorgesehen. Manche denken, sie müssten etwas Neues kreieren, aber man muss nicht das Rad erfinden“, beschreibt es Maike Rettmann. Dies führe zu unnötig hohem Druck und sei häufig gar nicht notwendig. Bevor sich die Studierenden also in Recherche, Überarbeitung und Durchforsten der unendlichen Literatur verlieren, sollten sie bei der Sache bleiben. Der Tipp der Expertin: In die Prüfungsordnung schauen und mit der Betreuungsperson sprechen.
Und was hilft, wenn die Zeit nun doch rennt?
„Pragmatisch bleiben“, antwortet die Schreibberaterin. „Dann geht es darum, fertig zu werden und die Basics zu erfüllen“. Sie betont: „Die schlechteste Arbeit ist immer noch die, die gar nicht abgegeben wird“.