Kolumne Studentenleben Zwischen Fernweh und Heimweh

Wer einmal im Auslandssemester studiert hat, kennt das ambivalente Gefühl bei der anstehenden Rückkehr. Unser Autor kehrt demnächst aus Nantes zurück. Er möchte sich Zeit nehmen, um das Erlebte zu verarbeiten.

Leo Solleder studiert im Master Medienkulturanalyse an der HHU.

Leo Solleder studiert im Master Medienkulturanalyse an der HHU.

Foto: privat

Ein Ende des Sommersemesters schon Mitte April? In Deutschland würde das wahrscheinlich für verwirrte Blicke sorgen. Schließlich haben die meisten Universitäten ihren Semesterstart erst vor wenigen Wochen erlebt. In Frankreich ist das aber nicht ungewöhnlich. Zwar schließt sich dort noch die Prüfungsphase an das reguläre Semester an, für viele Studierende endete die Vorlesungszeit jedoch bereits kurz nach Ostern.

Den Sommer noch mitnehmen zu können, das ist im Belegungsplan vieler französischer Wohnheime nicht vorgesehen. Einen Aufenthalt zu verlängern, ist nur mit triftiger Begründung möglich. Somit treten viele Auslandsstudierende Ende Mai die Rückreise in ihr Heimatland an. Besonders deutsche Studierende müssen dann eine ordentliche Lücke füllen, denn das Wintersemester beginnt ja erst wieder im Oktober. In manchen Fällen ist es sicher ratsam, das gerade erst begonnene Sommersemester mit in die Planungen zu integrieren. Viele Seminare finden als Blocktermine statt, die Studierenden in die Karten spielen könnten.

Persönlich habe ich mich jedoch entschieden, tatsächlich erst im Wintersemester wieder in den deutschen Universitätsbetrieb einzusteigen. Denn auch, wenn ich sicherlich Sprechstunden zur Themenfindung meiner Masterarbeit wahrnehmen oder Literaturrecherche betreiben werde, möchte ich nach zwei überlappenden Semestern Anfang des Jahres meine wohlverdienten Semesterferien genießen. Damit ich diese optimal gestalten kann, werde ich, wie viele meiner Kommilitonen im Ausland, erst einmal wieder ein paar Monate Geld verdienen und mir einen Studentenjob suchen. Auch wenn die terminliche Koordination innerhalb der EU sicher besser laufen könnte, bin ich persönlich über diese anstehende Pause froh. Denn ein Auslandssemester benötigt neben der Zeit, um neue Eindrücke zu erleben, auch eben jene Zeit, um das Erlebte Revue passieren und einordnen zu können. Würde man nun direkt von einem Semester ins nächste springen, bliebe kaum Zeit, um eine Ausnahmesituation wie ein Leben im Ausland für sich verarbeiten zu können.

Daher bin ich zwar schon jetzt traurig, wenn ich in wenigen Wochen nach Deutschland zurückkehren muss. Auf der anderen Seite freue ich mich dann aber auf einige Wochen Pause und Zeit, um Luft zu holen. Denn wie so oft gibt es auch bei diesem Thema immer zwei Seiten einer Medaille.

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