Trockener Sommer Schwere Dürre überall in NRW

Düsseldorf  · Schon das Frühjahr zu trocken, der Sommer mit lang anhaltenden Hitzeperioden: Besonders der Westen trocknet langsam aus.

Sommer 2018 in NRW - zwischen Hitze, Dürre, Bränden und Unwetter
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Sommer 2018 in NRW - zwischen Hitze und Unwettern

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Foto: dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Am Wochenende gab es eine kleine Abkühlung, es regnete – aber wieder einmal nicht überall und viel zu wenig. „Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Stefan Külzer, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst. Wer in den Genuss von Regen kommt, gleicht einer Lotterie. „Wenn es in einem Dorf regnet, kann zwei Kilometer weiter alles trocken bleiben“, sagt der Experte.

Ganz Nordrhein-Westfalen ist laut Andreas Marx vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig von außergewöhnlicher Dürre betroffen. Es müsse schon sehr lange und konstant regnen, damit sich die Lage ändere – und danach sehe es zurzeit nicht aus. Schon im April/Mai habe es zu wenig geregnet, so dass der Boden immer weiter ausgetrocknet sei, sagte Marx. Am Montag sollen Schauer übers Land ziehen, für Dienstag und Mittwoch prognostiziert Külzer eine Regenmenge von zwei bis fünf Liter pro Quadratmeter. Wieder nur ein Tropfen.

Mit Temperatur und Niederschlagsdaten aus bundesweit 2400 Stationen errechnen Wissenschaftler, wie trocken die Böden sind: Ihr „Dürremonitor“ hat fünf Abstufungen. Demnach herrscht in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens schwere Dürre. Angespannter ist die Lage mit „extremer Dürre“ im Westen des Landes – in Teilen der Aachener Region, des Oberbergischen Kreises, punktuell am Niederrhein. Laut Külzer hat es in den Kreisen Wesel und Kleve im Juli so gut wie gar nicht geregnet. Und ein flächendeckender Regen ist weiterhin nicht in Sicht, es bleibt hochsommerlich mit Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke.

Diese Dürre macht vor allem der Natur zu schaffen und denjenigen, die auf gutes Wetter angewiesen sind: Landwirte. Nun schlagen auch die Kartoffelbauern Alarm. Die Pflanzen haben Hitzestress und bilden zu kleine Früchte. „Es wäre denkbar, dass kleinere Kaliber zum Teil nicht mehr vermarktungsfähig sind“, erklärt Landwirt Stephan Hufer aus Alpen. Die Landwirte hofften nun, wenigstens einen Teil der drohenden Einbußen über Preissteigerungen wettzumachen – Pommes würden künftig teurer. Die kartoffelverarbeitende Industrie warnte bereits vor Qualitäts- und Versorgungsproblemen. Bis zu 40 Prozent der Ernte bei Kartoffeln könnten ausfallen, berichtet der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie.

Während Eis- und Wasserverkäufer frohlocken, schaut auch der Einzelhandel in die Röhre. „Die hohen Temperaturen wirken sich eher negativ auf die Kauflaune der Kunden aus“, sagte Axel Augustin vom Handelsverband Textil. Zwar würden sich viele Menschen momentan lieber drinnen als draußen aufhalten. Kleinere Läden profitierten aber nicht, eher die großen Einkaufszentren.

Auch eine andere Dürre macht Sorgen: Die Hitzewelle drückt nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) die Zahl der Blutspenden. „Je heißer es ist, desto weniger Spender kommen“, sagte der Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West in Ratingen, Stephan David Küpper. „Wir liegen um etwa 15 Prozent unter dem, was wir bräuchten.“ Das seien täglich etwa 2000 Blutkonserven.

Zu heiß, zu wenig Regen, viele Gäste – das belastet auch die Qualität der Badeseen. So wurde am Sonntag für das Strandbad Nord am Unterbacher See in Düsseldorf ein temporäres Badeverbot erlassen. Grund ist die Blaualgenart „Cyanobacter“, die sich im See stark vermehrt hat und die bei Badegästen zu Hautreizungen oder bei Verschlucken des Wassers zu Übelkeit führen können. Das Strandbad Süd ist nicht betroffen und bleibt geöffnet.

(mso/dpa)
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