Hitparade der Abstraktion in der Galerie Strelow

"Best of" nennt Hans Strelow seine Ausstellung in den frisch renovierten Galerieräumen und zeigt erstmals eine Gruppenschau mit jeweils ein bis zwei Werken von zehn Künstlern. Die kluge Auswahl, bei der sich die unterschiedlichen Bilder in ihrer Wirkung verstärken, gerät dem Besucher zum Genuss und zu einem Parcours durch die deutsche Abstraktion von der Nachkriegszeit bis heute.

Kraftvoll wie ein Wasserfall strömen gestische, rote und schwarze Farbströme die Leinwand herunter, wenn Peter Brüning – der früh vollendete und jung verstorbene Düsseldorfer – 1961 sein Verständnis der expressiven Abstraktion auf die Leinwand bringt. Nur vier Jahre später zeigen seine nun aus Chiffren und Piktogrammen der Kartographie abgeleiteten Formen, welche Erschütterung der vor allem in Deutschland rasante Siegeszug der amerikanischen Pop Art auslöste: Wie ein Orkan schien sie die nach dem Krieg als Befreiung gefeierte Malerei des Informel hinweg zu fegen.

Doch die Mehrzahl der Maler blieb ihrem Stil treu. Ein Leben lang bearbeitet Raimund Girke seine Leinwände mit kraftvoll-breitem Strich, schöpft die Farbe Weiß in ihren schier unendlichen Facetten aus, um uns das Sehen zu lehren. Auch Emil Schumacher variierte in immer neuen, meisterhaften Bildkompositionen die Möglichkeiten schrundiger, pastoser Oberflächen, deren erdige Töne von impulshaften, schwarzen Bogenlinien durchkreuzt werden.

Eine Explosion der Farben bietet K. O. Götz' "Giverny IV" (1987), benannt nach dem legendären Garten von Claude Monet. Um ein zentrales, tief-samtiges Rot gruppieren sich leuchtende Rosa-, Gelb- und Lila-farbene Strahlen wie in einem üppigen Blumengebinde. Dass Gerhard Richter und Gotthard Graubner Schüler von K. O. Götz waren, lässt sich in Kolorit und Technik hier nachspüren.

Einen Raum mit meditativer Qualität schaffen Ulrich Erben, Günther Uecker und Imi Knoebel: In Erbens "Licht in Licht" (2012) kulminiert das konsequente Schaffen eines Malerlebens. Aus dem weißen Rechteck der Leinwand schält sich nach und nach eine weiteres weißes Viereck heraus, Licht tritt aus dem Licht und entmaterialisiert das Werk. Erben zeigt uns, wie sehr die Sinne geschärft werden, schaut man nur genau hin.

Mit ebensolch erhabener Ruhe strahlt Knoebels "Ohne Alles" (2000) aus rosa, weiß und gelb bemalten Aluminiumtafeln. Die Farbfelder, hinter denen türkis, königsblau und rot hervorlugen, fügen sich zu einem schwebenden Kraftfeld der Farbe, das die Hektik jenseits der Fenster vergessen lässt und Ueckers gegenüber hängende "Malerei vernagelt" einen wunderbaren Konterpart bietet.

Info Galerie Strelow, Luegplatz 3, bis 27. Oktober, Tel. 55 55 03

(RP)
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