Heimat in Ratingen und Heiligenhaus "Heimat ist ein Gefühl der Vertrautheit"

Ratingen · Heute starten wieder die besonderen Themenwochen der RP: Heimat spiegelt sich in ganz vielen Dingen wider.

 Klaus Konrad Pesch ist Bürgermeister der Stadt Ratingen. Heimat ist für ihn der Ort, "an dem man sich emotional zuhause fühlt".

Klaus Konrad Pesch ist Bürgermeister der Stadt Ratingen. Heimat ist für ihn der Ort, "an dem man sich emotional zuhause fühlt".

Foto: RP-AF

Vieles steckt in dem Begriff Heimat. Und nicht selten sind damit Emotionen und Erinnerungen verbunden. Die RP hat die Verwaltungschefs von Ratingen und Heiligenhaus dazu befragt, was für sie Heimat bedeutet.

Klaus Pesch, der Bürgermeister der Stadt Ratingen, betont, dass Heimat der Ort ist, "an dem man sich emotional zuhause fühlt". Und wo ist seine Heimat? Pesch: "Ganz eindeutig in Ratingen." Und welchen Raum nimmt das Thema in seinem Leben ein? Der Jurist und Diplom-Kaufmann betont: "In jungen Jahren bin ich häufig umgezogen, habe insgesamt schon in sieben Städten in NRW gelebt. Aber nicht jede Stadt ist zu meiner Heimat geworden. In einem Ort leben zu können, in dem man sich emotional zuhause fühlt, schätzt man mit zunehmenden Alter immer mehr, und dies ist heute wichtiger für mich als in jungen Jahren."

 Jan Heinisch ist Bürgermeister der Stadt Heiligenhaus. Heimat ist für ihn ein Gefühl der Vertrautheit.

Jan Heinisch ist Bürgermeister der Stadt Heiligenhaus. Heimat ist für ihn ein Gefühl der Vertrautheit.

Foto: Blazy Achim

Jan Heinisch erinnert sich an die Rückkehr nach Hetterscheidt nach seinem Studium in Paris: "Ein Sommerabend. Ein einsamer Spaziergang über die Felder hinter Heiligenhaus-Hetterscheidt. In der Ferne zieht im Abendlicht ein Mähdrescher seine Bahnen durchs Korn. Soweit das Auge über die Hügel reicht: Kein anderer Mensch zu sehen, kaum ein Laut zu hören. In diesem Moment hatte ich wie selten zuvor das Gefühl, zuhause zu sein. Ich war gerade von meiner Studienzeit in Paris zurückgekehrt und hatte dort monatelang in einem Hochhaus direkt neben der Autobahn gelebt. In der quirligen, nie schlafenden und stets lärmenden Metropole und im überfüllten Studentenwohnheim ist man nie allein, hat selten einen weiten Ausblick - sondern höchstens bis zur nächsten Hochhaus-Zeile - und kommt eigentlich nie zur Ruhe. Heimat ist für mich daher in weiten Teilen auch Rückkehr.

Neulich habe ich bei einer hiesigen Künstlerin eine kleine Kreidezeichnung gekauft. Sie zeigt einen solchen Feldweg, auf dem ich am Sommerabend spazieren ging, mit blauem Frühsommerhimmel, weißen Wolken und leuchtend gelbem Raps. Er steht für mein Zuhause, meine Heimat. Das gilt umso mehr, wenn am Horizont auch noch die markante Silhouette von Heiligenhaus mit der St. Suitbertus-Kirche zu sehen ist. Dasselbe Gefühl habe ich übrigens in der Bretagne in dem kleinen Küstenort, wo ich mit meinen Eltern früher in Kindheit und Jugend ausnahmslos jeden Sommerurlaub verlebt habe.

Heimat ist ein Gefühl der Vertrautheit. Es vermittelt sich über Erinnerungen, Gedanken, Gerüche. Durch diese Felder bin ich schon als Jugendlicher mit dem Fahrrad gefahren, gehe bis heute dort joggen oder spazieren. Der Geruch meiner Bienen, eine Mischung aus Rapsblüte, ihrem Wachs und dem Rauch, der sie besänftigen soll, lässt mich zuhause sein. Und Gleiches gilt, so seltsam es auch klingen mag, für meinen roten Spind an der Feuerwache Heiligenhaus, in dem seit meiner frühen Jugend meine Uniform hängt. Dort habe ich früher fast mehr Zeit verbracht als zuhause oder in der Schule.

Natürlich gehören zu alldem auch Menschen. Ein Abendessen oder Frühstück mit den Eltern ist durch nichts zu ersetzen. An der Feuerwache treffe ich auf Menschen, mit denen mich schöne wie schwierige Erlebnisse verbinden. Das wunderbare Gefühl der unkomplizierten Akzeptanz, die einem die besten Freunde und die Familie entgegen bringen, ist eindeutig Heimat und Zuhause. Vielleicht ist dies sogar das größte Stück davon."

Fazit: Jeder versteht unter Heimat etwas anderes. Für die einen ist es eine Kindheitserinnerung, für andere ist es vielleicht der Geruch von Apfelstrudel.

(RP)
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