Wir sind Heimat Ernst Köser setzt die Familientradition fort

Remscheid · Die Bandwirkerei hat im Bergischen Land eine lange Tradition. Besonders in Ronsdorf, Lüttringhausen und auch in Wermelskirchen-Dhünn.

 Ernst Köser hat lange Jahrzehnte im eigenen Betrieb in Wermelskirchen-Dhünn seine eigene Bandwirkerei gehabt. Obwohl er inzwischen Rentner ist, hilft er auf Anfrage noch stundenweise bei der Firma Halbach in lüttringhausen aus.

Ernst Köser hat lange Jahrzehnte im eigenen Betrieb in Wermelskirchen-Dhünn seine eigene Bandwirkerei gehabt. Obwohl er inzwischen Rentner ist, hilft er auf Anfrage noch stundenweise bei der Firma Halbach in lüttringhausen aus.

Foto: Weizdörfer

Die Bandwirkerei ist Ernst Köser praktisch in die Wiege gelegt worden. Der 68-Jährige hat lange Jahrzehnte im eigenen Betrieb in Wermelskirchen-Dhünn seine eigene Bandwirkerei gehabt. "Mein Urgroßvater war schon Bandwirker, genau wie die folgenden Generationen. Und als einziger Sohn blieb mir ja schon fast nichts Anderes übrig, als in diese Fußstapfen zu treten", sagt Köser.

Er selbst habe hingegen keine Nachfolger in der Familie: "Meine drei Söhne sind alle Mädchen geworden", sagt er schmunzelnd. Und die Töchter hätten andere Interessen: "Vielleicht hatten sie aber auch nur Angst, dass ihr Vater sie während der Ausbildung zu sehr triezt", sagt der 68-Jährige und lacht wieder. Er selbst habe hingegen bei seiner eigenen Ausbildung, die er wiederum bei seinem Vater absolviert habe, diesbezüglich keine Probleme gehabt: "Mein Vater war ein herzensguter Mensch - und auch Ausbilder."

Die Bandwirkerei hat im Bergischen Land eine lange Tradition, besonders auch in Dhünn, wie Köser erzählt: "In Dhünn standen bis Mitte der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts in nahezu jedem zweiten Haushalt Bandwirkmaschinen." Die Maschine gehörte dabei dem Bandwirker, das Material wurde vom Auftraggeber gestellt: "Daher war es natürlich wichtig, sich um Arbeit und Aufträge zu kümmern", sagt Köser. In den 1960er-Jahren fand dann ein technischer Umbruch statt: "Den sind viele alteingesessene Bandwirker nicht mitgegangen. Denn dann galt es, neue Maschinen anzuschaffen, um den technischen Fortschritt mitmachen zu können."

Die Familie Köser hat den Umbruch indes mitgemacht und ist weiterhin als Bandwirkerei tätig gewesen. "Ich habe dann im eigenen Betrieb gearbeitet, bis ich 50 Jahre alt war", sagt Köser. Ende des vergangenen Jahrtausends wurde der Dhünner dann von einem langjährigen Kunden, der Firma Halbach aus Lüttringhausen, gefragt, ob er nicht als Meister in den Betrieb einsteigen wolle: "Das habe ich dann auch getan und bis zum Eintritt in die Rente vor drei Jahren dort gearbeitet."

So ganz ohne kann Köser aber auch im Ruhestand nicht, wie er schmunzelnd bestätigt: "Wenn man mich fragt, ob ich nicht stundenweise aushelfen könnte, dann mache ich das gerne. Das hilft mir, nicht ganz einzurosten." Seine Frau, mit der er bald Goldene Hochzeit feiern darf, sei damit einverstanden, sagt Köser mit einem Augenzwinkern: "Man braucht dafür aber schon einen verständigen und gutmütigen Partner."

Der 68-Jährige hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt - und dieses Wissen in gleich zwei Patente umgesetzt: "Das sind bauliche Veränderungen an Maschinen, damit bestimmte Artikel hergestellt werden können. Darauf bin ich schon stolz." Es bringe eben nichts, nur die Theorie zu kennen, sagt er weiter: "Wir haben unsere Maschinen auch noch selbst gebaut, man muss eben auch an den Maschinen rumknöstern können."

Heute kümmert er sich um den Erhalt alter Bandwirkstühle: "Wir haben etwa gerade erst einen alten abgebrochen und dem Verein Drei-Städte-Depot in Hückeswagen zur Verfügung gestellt, der sich um den Erhalt alter Industrie- und Handwerksmaschinen kümmert", sagt Köser.

Herrschte von 1900 bis zum Ersten Weltkrieg in der Region noch ein regelrechter Bandwirker-Boom - genauso wie nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1970er-Jahre hinein - sei der Beruf heutzutage von argen Nachwuchssorgen geplagt: "Es gibt derzeit noch eine Klasse in Wuppertal. Wegen der Automatisierung braucht man aber auch nur noch wenige Arbeiter", sagt Köser. Der Beruf werde dadurch spezialisierter, Nachwuchs sei dennoch nur schwer zu finden, sagt der 68-Jährige.

Aber Köser hat neben dem Bandwirken noch eine zweite Leidenschaft: "Das Reimen - meist in Mundart, weil ich mich da besser ausdrücken kann - ist ein Hobby, dem ich recht gerne nachgehe", sagt der 68-Jährige. Dabei gehe es in seinen Texten immer wieder um familiäre Begebenheiten, die er auf diese Weise humorvoll aufbereite.

Aber auch mit dem Stadtgeschehen in Wermelskirchen beschäftigt sich Köser hin und wieder. So etwa mit der langjährigen Baustelle am Rathaus. "Ich bin seit langen Jahren bei den Mundartfreunden - und übrigens auch im CVJM-Männerchor, obwohl ich gar nicht singen kann", sagt der 68-Jährige lachend. Man müsse sich eben engagieren - und wenn das dann auch noch Spaß mache, sei das Engagement gleich doppelt so gut.

Dieser Denkweise folgend hat Köser die Einliegerwohnung seit anderthalb Jahren an einen Flüchtling aus dem Irak vermietet: "Den habe ich in der Turnhalle kennengelernt, wo er damals lebte. Und ich muss sagen - das klappt sehr gut", sagt Köser. Vielleicht ist diese Geschichte ja auch einmal Thema für ein paar Reime, womöglich sogar mit ein paar arabischen Wörtern zwischen bergischem Platt . . .

(RP)
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