Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen
EILMELDUNG
Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen

Heimat in Erkelenz Ein-Stück-Heimat-Bewahrer

Erkelenz · Bruns, eine traditionsreiche Gaststätte in Venrath, hat mehr als 150 Eigentümer. Sie wird aus dem Dorf als Ort für Gemeinsamkeit erhalten.

 Annelie Hermes (v.l.), Josef Gillrath, Heinz-Josef Hermes, Willi Büschgens und Jürgen Jansen gehören zum harten Kern jener Venrather, welche die Gaststätte Bruns erhalten. In dem Jahr, in dem die letzte Wirtin verstarb, war Bruns zunächst von der Bürgerinitiative "Stop Rheinbraun" gekauft und verpachtet worden. 2012 übernahm sie dann das Dorf selbst.

Annelie Hermes (v.l.), Josef Gillrath, Heinz-Josef Hermes, Willi Büschgens und Jürgen Jansen gehören zum harten Kern jener Venrather, welche die Gaststätte Bruns erhalten. In dem Jahr, in dem die letzte Wirtin verstarb, war Bruns zunächst von der Bürgerinitiative "Stop Rheinbraun" gekauft und verpachtet worden. 2012 übernahm sie dann das Dorf selbst.

Foto: Ruth Klapproth

Eine Gaststätte, die mehr als 250 Jahre auf dem Buckel hat, könnte viel erzählen - und es gibt auch viele Geschichten über die Gaststätte Bruns, die am 4. Juli 1759 eröffnet wurde. Bis 1988 befand sie sich in Familienbesitz, und mit dem Tod der letzten Wirtin Johanna Bruns wäre auch die Zeit der Geschichten vorbeigewesen. Dass es die traditionsreiche Stätte immer noch gibt, ist bürgerschaftlichem Engagement zu verdanken. Im Prinzip gibt es derzeit mehr als 150 Eigentümer. Nach dem Ableben von Johanna Bruns erwarb die Bürgerinitiative "Stop Rheinbraun" die Gaststätte, machte sie zum Zeichen und zur Keimzelle des Widerstands gegen den drohenden Braunkohlentagebau Garzweiler II.

Und immer noch treffen sich "bei Bruns" die Tagebaugegner, um über Geschehenes und Zukünftiges zu reden. Sie werden zwar nicht mehr weggebaggert, aber sie werden mit einem sieben Meter hohen Wall leben müssen, mit dem sie der Tagebaubetreiber am südöstlichen Ortsrand umgibt.

Seit 2012 ist es den Venrathern nicht mehr möglich, "ein Bier, ein Korn, eine Frikadelle" bei einem Wirt zu ordern oder einen Deckel hinterlegen zu lassen, der beim nächsten Besuch beglichen wird. Nach dem Erwerb gelang es der Initiative, die Gaststätte zu verpachten - bis eben zum Jahr 2012. Nachdem dann jedoch kein neuer Pächter gefunden wurde, griff die Initiative mit Unterstützung weiterer Gruppierungen aus Venrath zur Eigeninitiative. Die Schützenbruderschaft St. Josef, die Karnevalsgesellschaft Venroder Wenk, die Löschgruppe Venrath der Freiwillige Feuerwehr Erkelenz, der Ortsausschuss St. Valentin und die Dorfgemeinschaft Venrath/Kaulhausen nutzen und betreuen seitdem die ehemalige Gaststätte. "Das Haus gehört zu Venrath", sagt Heinz-Josef Hermes, "Venrath ohne Bruns geht gar nicht." Auch wenn die Räume keine offizielle Gaststätte mehr beherbergen, herrscht dort reges Leben. Jede Woche gibt es mindestens eine Veranstaltung, eine private Familienfeier oder eine Vereinsversammlung oder den inzwischen etablierten Valentins-Stammtisch. "Bruns ist inzwischen gefragter als unser Pfarrheim", weiß Annelie Hermes. Und das ist gut so, wie Josef Gillrath nicht ohne Hintersinn zustimmend ergänzt: "Wir können Bruns nur durch Vermietungen unterhalten." Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass die ehemalige Gaststätte sich für viele Zwecke eignet. "Wir legen aber Wert darauf, dass keine gewerbliche Nutzung betrieben wird", betont Willi Büschgens, "wir wollen nicht in Konkurrenz zu Lanfermann stehen. Ein Beerdigungskaffee beispielsweise ist ausgeschlossen." Der Gaststätte Lanfermann drohte das gleiche Schicksal wie Bruns, doch hat sich dort inzwischen ein Wirt gefunden, der die einzige Kneipe im Ort weiter betreibt.

Die Eheleute Hermes, Büschgens und Gillrath gehören ebenso wie Jürgen Jansen zum harten Kern der ehrenamtlich tätigen Venrather, die sich um Erhalt und Nutzung der Gaststätte Bruns kümmern. Jansen, der gerne auch als "Hausmeister" der Immobilie bezeichnet wird, sieht schon einen beträchtlichen Zeitaufwand, den er und seine Mitstreiter haben. Sie kümmern sich täglich um das Gebäude, "mit dem schönsten Biergarten, den ich kenne", wie Gillrath schwärmt. Es gibt immer etwas zu reparieren, zu sanieren, zu reinigen und zu organisieren. Und man geht sorgfältig zu Werke: Höchstens einmal am Wochenende wird Bruns zu Feier- oder Veranstaltungszwecken vermietet. "Mehr geht nicht, wenn wir unsere hohen Ansprüche an Sauberkeit und Hygiene beibehalten wollen", sagt Jansen. Er schaut sich zufrieden um: Dank des bürgerschaftlichen Engagements vieler ist es gelungen, in Venrath ein Stück Heimat zu bewahren.

(kule)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort