Fußballfan in den USA "Borussia ist meine Heimat"

Mönchengladbach · Patrick Noll lebt in Los Angeles - und schaut sich trotzdem jedes Spiel seines Vereins Borussia Mönchengladbach auf dem iPad an. Besonders verbunden fühlt er sich allerdings mit dem ehemaligen Stadion am Bökelberg.

 Das alte Bökelberg-Stadion in Mönchengladbach.

Das alte Bökelberg-Stadion in Mönchengladbach.

Foto: Ilgner, Detlef

Es ist 6 Uhr morgens in Los Angeles, Patrick Nolls Wecker klingelt. Nur eine halbe Stunde noch, dann ist es soweit: Die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach steht wieder einmal auf dem Platz. Auf dem iPad verfolgt der 37-Jährige das Spiel. Durchleidet alle Emotionen, als wäre er live im Stadion dabei. Heimat ist nicht unbedingt der Ort, an dem man aufgewachsen ist. Heimat kann man auch im Fußball finden.

So ist es bei dem 37-jährigen Patrick Noll. Der gebürtige Sauerländer ist seit seiner Kindheit Fan des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. Nach seiner Auswanderung in die USA vor sieben Jahren ist die Liebe zu seiner Fußball-Heimat nicht abgerissen. Noch immer schaut er die Spiele der Fohlenelf - wenn es sein muss auch auf dem Handy und um sechs Uhr morgens. Nach einer Ausbildung und dem Studium für Bauingenieurwesen hatte Noll die Möglichkeit, beruflich nach Los Angeles zu gehen. Dort lebt der Borussia-Fan nun bereits seit sieben Jahren. Aktuell ist er leitender Tragwerks-planer für das neue Raiders-Football-Stadium in Las Vegas.

 Patrick Noll mit einem etwas in die Jahre gekommenen Borussia-Trikot.

Patrick Noll mit einem etwas in die Jahre gekommenen Borussia-Trikot.

Foto: Patrick Noll

Der 37-Jährige wuchs in Menden auf und kam dort eher über Umwege zu seiner Vereinsliebe. "Ich kann mich daran erinnern, dass mein Onkel als eingefleischter Bayern-Fan mir eine Gladbach-Fahne geschenkt hatte, weil ich die Grünen bei der Sportschau immer so toll fand", erinnert sich Noll. Das war 1985, er war gerade fünf Jahre alt. "Mit meinen Eltern und dem Bayern-Onkel habe ich dann auch einige Spiele am Bökelberg gesehen - meistens Borussia gegen Bayern. Das war ja ein Klassiker", sagt Noll. In der Saison 1996 hatte er bereits 26 Spiele live gesehen. "Danach war der Bökelberg mein Zuhause." Vor allem die Spiele in der Zweiten Liga seien toll gewesen, "da waren wirklich fast nur echte Fans im Stadion."

Seine große Leidenschaft für die Fohlenelf hat Noll bei seiner Auswanderung mitgenommen. Wegen der Zeitverschiebung ist es für ihn jedoch nicht leicht, die Spiele live zu verfolgen. "Samstagsspiele sind um 6.30 Uhr amerikanischer Zeit, da muss man schon früh aufstehen", sagt Noll. Für die wichtigen Spiele sei das aber kein Problem. Spiele, die in der Woche stattfinden, so wie das Derby Borussia gegen Fortuna am Dienstag, verfolgt Noll einfach bei der Arbeit. "Als englische Firma, bei der viele fußballbegeisterte Kollegen arbeiten, ist es völlig normal, ein Spiel auf dem zweiten Bildschirm zu gucken", sagt Noll. Seine Emotionen kann der eingefleischte Borussia-Fand auch im Büro nicht zurückhalten - das könne im Großraumbüro auch mal für Gelächter sorgen, sagt Noll mit einem Augenzwinkern.

 Patrick Noll auf einem aktuellen Foto als Geschäftsmann.

Patrick Noll auf einem aktuellen Foto als Geschäftsmann.

Foto: Patrick Noll

Vor allem mit dem Bökelberg verbindet der heute 37-Jährige nostalgische Erinnerungen. "Die Dauerkarte hatten wir im Oberrang in der letzten Reihe. Wer den Bökelberg noch kennt und weiß wie steil der Oberrang ist, der kann sich gut vorstellen, wie die Stimmung damals war", sagt Noll. Sitzplätze hatten sie nur gewählt, damit sie ihre Plätze sicher hatten - weil Nolls Vater samstags arbeiten musste und die Familie wegen der weiten Anreise aus dem Sauerland häufig erst zum Anpfiff im Stadion war.

Wenn Noll an die Zeit zurückdenkt, überkommen den 37-Jährigen jedes Mal große Gefühle. "Wenn ich an Borussia denke, dann habe ich als erstes immer die Spiele im strahlenden Flutlicht auf dem Bökelberg vor Augen. Borussia ist einfach Heimat", sagt Noll. Das Derby gegen Fortuna Düsseldorf konnte Noll übrigens entspannt bei der Arbeit sehen - da war es beim Anpfiff 9.30 Uhr morgens.

(skr)
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