Hardrock: Doro Pesch klingt wie in den 80er Jahren

Man hält diese CD in den Händen und denkt an eine Maschine. Sie rumpelt und dampft, und nach kurzer Zeit ruft eine tiefe Automatenstimme einen Namen aus: "Raise Your Fist". So hat die Düsseldorfer Rocksängerin Doro Pesch, die einst die Stimme der Band Warlock war, jetzt ihr neues Album genannt – es erscheint morgen. Irrer Titel, wie von einem Heavy-Metal-Zufallsgenerator ausgewählt. Aber es bleibt der einzige Fehlgriff dieser Veröffentlichung, die nach der Hochzeit des Genres in den 80ern klingt.

13 neue Songs hat die Düsseldorfer Hardrock-Ikone auf "Raise Your Fist" versammelt, 52 Minuten gibt es brettharte Gitarren, filigrane Soli und eine gut aufgelegte Sängerin, die das Epos nicht scheut. Es ist kein bahnbrechendes Album, enttäuschen wird es die Fans indes nicht.

Doro – die Sängerin bevorzugt es, beim Vornamen genannt zu werden – beruft sich auf Altbewährtes. Zu Beginn gibt es den Titelsong "Raise Your Fist In The Air", das ruft sie im Refrain, unterlegt von einem Raunen direkt aus dem Höllenschlund. Es ist ein Stück, das wehrlos macht, es bleibt hängen, ob man will oder nicht. Nur allzu gut kann man sich vorstellen, wie das Publikum auf den Konzerten die Fäuste in die Luft reckt.

Im kommenden Jahr feiert Doro ihr 30. Bühnenjubiläum mit Auftritten in New York und Düsseldorf, sie pflegt Kontakte zu den Größen der Branche. Der Ozzy-Osbourne-Gitarrist Gus G spielt im Song "Grab The Bull" mit, im balladesken "It Still Hurts" singt der Motörhead-Sänger Lemmy Kilmister mit samtweicher Reibeisenstimme. Doro ist bestens vernetzt. Allein für die Auftritte der alten Helden lohnt es sich, dieses Album anzuhören.

"Freiheit", ein deutschsprachiger Versuch, ist dann doch arg einfältig. 1984 veröffentliche Doro ihr erstes Album mit Warlock, 1987 erschien dann der Kracher "All We Are", und seit dem Ende der Gruppe 1988 brachte es die sympathischste Vertreterin der Gattung "Rockröhre" auf 16 Solo-Veröffentlichungen.

Ihre letzten beiden Alben hießen "Warrior Soul" und "Fear No Evil", insofern ist "Raise Your Fist" nur die Fortführung unglücklicher, aber in folkloristischer Hinsicht konsequenter Namensgebungen. Abschrecken lassen sollte man sich davon aber nicht.

(RP)
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