Handwerk hat volle Auftragsbücher

Die Handwerkskammer Düsseldorf ermittelt im Herbstgutachten einen Rekord beim Geschäftsklima-Index. Dazu ein Umsatzplus von fünf Prozent, zudem mehr Beschäftigte und Betriebsgründungen. Vor allem der Baubereich boomt. Nur in der Stadt Düsseldorf verschlechtert sich die Stimmung.

Das Ergebnis erstaunt selbst die Fachleute bei der Handwerkskammer selbst: Die hervorragende Stimmung im rheinischen Handwerk hält unvermindert an. Der von der Handwerkskammer Düsseldorf für den Großraum Rhein/Ruhr ermittelte Geschäftsklima-Index legte gegenüber den Konjunktur-Umfragen im Frühjahr noch einmal um zwei Prozentpunkte auf jetzt 88 Prozent zu. Das Konjunkturbarometer weist damit zum dritten Mal in Folge Rekordwerte aus. "Das Jahr 2011 ist bislang hervorragend gelaufen. Die Unternehmen sind zuversichtlich, dass das auch im nächsten halben Jahr so weitergeht", sagte Kammerpräsident Wolfgang Schulhoff gestern.

Dabei ist nicht nur die Stimmung bei den Handwerksbetrieben im Rhein-Ruhr-Raum außergewöhnlich gut. Auch die Auftragsbücher sind randvoll: Fast jedes dritte Unternehmen ist zu 90 Prozent ausgelastet. Mitunter sogar deutlich darüber. Im Durchschnitt aller befragten Unternehmen im Kammerbezirk stieg die Auslastung von 76 auf 79 Prozent an.

Die gute Lage wirkte sich auch positiv auf die Unternehmensfinanzierung aus: Weniger als ein Drittel der Betriebe hat die Erfahrung gemacht, dass sich die Banken bei Kreditanfragen zurückhalten oder sogar verweigern würden. Bis vor einem Jahr noch lag der Anteil der betroffenen Betriebe seit der Finanzkrise 2008 bei mehr als 40 Prozent.

Vor allem im Bauhauptgewerbe und im Ausbaugewerbe haben die Betriebe derzeit alle Hände voll zu tun, um alle Aufträge zügig abarbeiten zu können. In dieser Branche stieg der Geschäftsklima-Index sogar auf 92 beziehungsweise 91 Prozentpunkte an. Ebenfalls zugelegt hat die Stimmung im Lebensmittelgewerbe (89).

Auch die Handwerke für den privaten Bedarf (Friseure, Schuhmacher, Gold- und Silberschmiede) konnten von der verbesserten Einkommenslage der Verbraucher profitieren (88). Eingetrübt hat sich die Lage bei den Betrieben der Gesundheitsberufe. 50 Prozent der befragten Augenoptiker, Sanitätshäuser, Hörgeräteakustiker und Dentallabors berichten von gesunkenen Umsätzen und rückläufigen Aufträgen.

Unterschiede zeigen sich bei der Entwicklung der Verkaufspreise: Im Baugewerbe, im Kfz-Handwerk und in den Lebensmittelbranchen konnten höhere Verkaufspreise erzielt werden, während die Betriebe der industrienahen Handwerke für den gewerblichen Bedarf und der Gesundheitsberufe mit erheblichem Preisdruck zu kämpfen haben.

Die positive Stimmung insgesamt untermauern auch die Gesamtzahlen im Rhein-Ruhr-Handwerk. Bis jetzt erwirtschafteten die Betriebe gegenüber dem Vorjahr ein Umsatzplus von fünf Prozent. Der Gesamtumsatz aller Handwerksunternehmen an Rhein, Ruhr und Wupper beläuft sich somit auf 25 Milliarden Euro. Bis zum Jahresende wird es voraussichtlich auch einen leichten Arbeitsplatz-Zuwachs um 0,5 Prozent geben. Die 56 000 Handwerksunternehmen des Kammerbezirks Düsseldorf würden dann rund 310 000 Menschen beschäftigen.

Bis zum Jahresende erwartet die Handwerkskammer Düsseldorf zudem einen deutlichen Zuwachs um 1700 Betriebe. Drei Viertel davon entfallen auf das zulassungsfreie Handwerk, der Rest auf das Vollhandwerk und die handwerksähnlichen Gewerbe.

Festzustellen bleibt, dass der Konjunkturklima-Index im Bergischen Land am stärksten stieg (siehe Info-Kasten), am Niederrhein und an der Ruhr wie im gesamten Kammerbezirk anzog. In der Stadt Düsseldorf jedoch ist der Index im vergangenen halben Jahr deutlich gefallen: von 85 auf 80 Prozent.

Experten sehen darin die von vielen Wirtschaftsexperten bereits prognostizierte Krise. Die Annahme scheine berechtigt, dass am bedeutenden Finanzplatz Düsseldorf die Banken- und Kapitalmarktkrise bereits ein Stück weit sichtbar werde, sagte Wolfgang Schulhoff gestern.

(RP)
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