Vorstoß in NRW Grüne für Pfand auf Weinflaschen

Düsseldorf · Die Grünen in NRW fordern effizientere Sammelsysteme bei der Glasverwertung. Nach Vorstellungen von Fraktionschef Reiner Priggen soll es künftig nur noch acht Größen für Glasbehältnisse geben.

 Nach Angaben des Bundesverbands der Glasindustrie kann man Mehrweg-Glasflaschen bis zu 50 Mal wiederbefüllen.

Nach Angaben des Bundesverbands der Glasindustrie kann man Mehrweg-Glasflaschen bis zu 50 Mal wiederbefüllen.

Foto: dpa, ve lof olg tba

Verbraucher in NRW sollen ihre Weinflaschen künftig nicht mehr - wie bislang - in dafür vorgesehene Glascontainer entsorgen. Reiner Priggen, Chef der Fraktion der Grünen im Düsseldorfer Landtag, forderte im Gespräch mit unserer Redaktion die Einführung eines Rücknahmesystems.

"Beim Flaschenpfand gibt es eine Ex-und-hopp-Mentalität", sagte Priggen. Ihm sei es unbegreiflich, warum man Weinflaschen, die unter erheblichem Aufwand hergestellt würden, nach einmaligem Gebrauch kurz und klein schlage, um dann mit großem Energieaufwand aus den Scherben wieder neue Weinflaschen herzustellen. "Eigentlich sollten wir uns dafür schämen", sagte der Fraktionsvorsitzende.

"Wir müssen leider erkennen, dass die Müllverwertung im Dualen System gescheitert ist", fügte Priggen hinzu. Wenn das Bundesumweltministerium jetzt ein neues Abfallgesetz vorlegen wolle, müssten auch bei der Glasverwertung effizientere Sammelsysteme aufgebaut werden, die Umwelt und Ressourcen schonten.

Die bisherigen Strukturen nützten vor allem den Entsorgungsunternehmen. Auch bei anderen Lebensmitteln, die in Gläsern verkauft werden, sollte es ein Pfandsystem geben. Der Grüne hält es für ausreichend, wenn es acht verschiedene Glasgrößen geben würde. Deutschland sei als Hightech-Land aufgefordert, mit gutem Beispiel voranzugehen. "Wir fordern die Bundesregierung deshalb auf, in diese Richtung tätig zu werden", sagte Priggen.

Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherschutzzentrale NRW, begrüßte den Vorstoß: "Es ist gut, dass das Thema Glasverwertung wieder auf die politische Agenda gesetzt wird", sagte er. Vor einer Ausweitung des Mehrwegsystems müsse die Akzeptanz des Pfandsystems breit getestet werden. Bislang nehmen in den deutschen Weinanbaugebieten einige Winzer Flaschen, die sie selbst befüllt haben, auf freiwilliger Basis zurück.

Kritik der Opposition

Nach Angaben des Bundesverbands der Glasindustrie kann man Mehrweg-Glasflaschen bis zu 50 Mal wiederbefüllen. Glas lässt sich ohne Qualitätsverlust beliebig oft einschmelzen und wiederverwerten. In Deutschland beträgt die Recycling-Quote bei Glas derzeit 83 Prozent. Zwischen 1990 und 2012 stieg der Konsum von Produkten, die in Glas verpackt sind, um 39 Prozent. Für Mehrweg-Bierflaschen wird im deutschen Lebensmittelhandel in der Regel ein Pfand von acht Cent erhoben.

Das NRW-Umweltministerium wollte sich nicht zu dem Vorstoß der Grünen äußern. Bei der Opposition im Landtag stießen die Pläne auf Kritik. Es gebe keine Korrelation zwischen den bestehenden Problemen beim Grünen Punkt und der möglichen Ausweitung der Pfandflaschenpflicht, sagte Henning Höne, umweltpolitischer Sprecher der FDP. Das grüne Weltbild biete anscheinend nur Platz für acht Glasgrößen.

Dies sei ein absurdes Weltverständnis, das die Probleme nicht löse. "Sollen die Weinflaschen dann zurück nach Südafrika, Spanien oder Kalifornien?", fragt Höne. Statt neuen Pfandpflichten den Weg zu bereiten, sollten sich auch die Grünen für eine grundsätzliche Reform des Recycling-Systems einsetzen.

Auch Rainer Deppe, Umweltexperte der CDU, hält wenig von dem Pfand-Vorstoß: "Das riecht mal wieder nach Reglementierungswut", sagte der Unionspolitiker. Wenn es nach den Grünen gehe, würden die Verbraucher in NRW demnächst wohl auch Pfand auf Marmeladen- und Würstchengläser zahlen, sagte Deppe.

(RP)
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