Sven-André Dreyer Große Geschichten, leise Sohlen

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Schriftsteller Sven-André Dreyer ist ein Verfechter kurzer Texte: "Alles, was ich schreiben will, habe ich oft nach wenigen Seiten gesagt." Nebenbei organisiert er Lesungen mit Kollegen. Diese Veranstaltungen sollen – für Dreyer wichtig – auch unterhaltsam sein.

 „Autoren sollte man anpacken dürfen“ - die Devise des Schriftstellers Sven-André Dreyer.

„Autoren sollte man anpacken dürfen“ - die Devise des Schriftstellers Sven-André Dreyer.

Foto: Bußkamp, Thomas

Der Düsseldorfer Schriftsteller Sven-André Dreyer ist ein Verfechter kurzer Texte: "Alles, was ich schreiben will, habe ich oft nach wenigen Seiten gesagt." Nebenbei organisiert er Lesungen mit Kollegen. Diese Veranstaltungen sollen — für Dreyer wichtig — auch unterhaltsam sein.

Schwarze Jeans, schwarzer Pullover — dieses Autoren-Klischee gönnt sich Sven-André Dreyer zu erfüllen. Darüber hinaus hat er es eher weniger mit Klischees. Fröhlich schauen seine großen Augen vom Kaffee auf, immer noch ein wenig verwundert darüber, dass über ihn als Düsseldorfer Autor und Kulturschaffender ein Artikel erscheinen soll.

Leise, gar "unprätentiös" nennt er seine Literatur. Gedichte und Kurzgeschichten, von denen er bereits sechs eigene Bände publiziert hat. Auf die Frage, ob das auch auf seinen Charakter zutreffe, muss er laut lachen: "Nein, überhaupt nicht! Ich rede wahnsinnig gern und viel." So erzählt er , wie von den Songtexten seiner Band nach deren Auflösung nur noch Texte übrig blieben. Ohne Musik. Gedichte eben. "Ich glaube, so bin ich dazu gekommen, Lyrik zu schreiben", formuliert er vorsichtig.

Der 38-Jährige ist kein Schreiber vieler Worte: "Ich könnte niemals einen Roman vollbringen. Alles, was ich schreiben will, habe ich oft nach wenigen Seiten gesagt." Die enorme Ausstaffierung von Figuren in Romanen kommt für ihn der Genauigkeit des Films gleich. Lieber beschreibt er mit wenigen Worten die kleinen Geschichten des Alltags, die jeder schon mal erlebt, aber vielleicht vergessen hat. Den Rest überlässt er der Fantasie. Vielleicht ist dies das Erfolgsrezept, mit dem er es schafft, immer ein Gefühl von Heimat zu vermitteln.

Bei seinen Lesungen läuft es jedoch ganz anders ab: "Es gibt Vorlesetexte und solche, die es nicht sind", erklärt der Lyriker, "Ich finde, Lesungen dürfen ruhig unterhaltsam sein. Leise Texte kann man auch zu Hause lesen." Sichtlich amüsiert berichtet er: "Menschen, die nach einer meiner Lesungen ein Buch von mir gekauft haben, stellen oft verwundert fest: 'Das war ja gar nicht lustig'. Das wird direkt zum Vorwurf.". Dreyer scheint die Polarisierung zu mögen. Wenn er die Reihe "Lesen in der Klause" in der BiBaBuZe Buchhandlung organisiert, wird sie sogar zum Auswahlkriterium. Er lädt mindestens zwei Autoren zu den Veranstaltungen ein. Gerne zwei sehr unterschiedliche. "Es macht mir Spaß, mit verschiedenen Genres und Vortragsweisen zu spielen. Das ist viel spannender für alle Teilnehmenden. Ich möchte ja nicht, dass jemand einschläft", erklärt er.

Ziel der Reihe ist es, dem interessierten Publikum neue Autoren vorzustellen, mit denen es sonst nur schwer in Berührung kommt. "Fast alle Gäste finde ich persönlich völlig unterschätzt", erklärt der gebürtige Düsseldorfer. Um das zu ändern, wird auch die finanzielle Barriere möglichst gering gehalten: Der Eintritt ist frei. Mittlerweile ist die Reihe zum Lebenstraum für den gebürtigen Düsseldorfer geworden. "Zu Beginn habe ich Lesungen organisiert, weil ich meine Werke vortragen wollte. Heute macht es mir so viel Spaß, dass es ein Traum wäre, mehr alternative Kultur in der Stadt anzubieten."

Schließlich will er mit seinem ganz eigenen Bildungsauftrag voran: "Meine Deutschlehrerin hätte mir beinahe die Freude an Literatur vergällt. Noch heute langweile ich mich auf elitären Lesungen, bei denen mit einem Glas Rotwein in der Hand Literatur gefeiert wird. Die Menschen sollen lernen, dass man Autoren anfassen darf, dass Literatur — auch ernste — Spaß machen kann."

(RP/jco)
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