Frühjahrs-Unwetter Auf Sturm „Eberhard“ folgt Sturm „Franz“

Düsseldorf · Tote und Schwerverletzte, ausgefallene Züge, abgedeckte Dächer: Die Schäden durch die Frühlingsstürme sind gravierend. Und das nächste Tief ist schon auf dem Weg nach Deutschland. Bis zum Wochenende bleibt es windig.

Teile eines umgestürzten Baums liegen in einem Haus in Mülheim an der Ruhr. Der Bewohner blieb unverletzt.

Teile eines umgestürzten Baums liegen in einem Haus in Mülheim an der Ruhr. Der Bewohner blieb unverletzt.

Foto: dpa/Tina Leppak

(skr/peco) Nach den massiven Schäden von Sturmtief „Eberhard“ haben Polizei, Feuerwehr und Versicherungen am Montag eine erste Bilanz gezogen. Experten zufolge werden die Zerstörungen einen hohen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Der weltgrößte Rückversicherungsmakler Aon schätzt die versicherten Schäden auf 700 bis 800 Millionen Euro, wie er am Montag in Hamburg mitteilte. Ein Mensch wurde getötet, mindestens 27 verletzt. Auf den Straßen und bei der Bahn normalisierte sich die Lage erst allmählich. Am Dienstag greifen die Ausläufer von Sturmtief „Franz“ auf Deutschland über. Wind bis Stärke elf sei dann regional erneut möglich, teilte der Deutsche Wetterdienst mit. Bis zum Wochenende soll es windig bleiben.

Auf den Straßen und bei der Bahn gab es in NRW auch am Montag noch große Probleme: Der am Sonntag aus Sicherheitsgründen gestoppte Zugverkehr kam nur langsam wieder in Gang. Da viele Pendler auf das Auto umstiegen, gab es am Morgen im Berufsverkehr zeitweise fast 500 Kilometer Stau. Mehr als 20.000 Kräfte der Feuerwehr hatten am Sonntag landesweit bei mehr als 10.000 Einsätzen mit umgestürzten Bäumen, herumfliegenden Teilen und abgedeckten Hausdächern gekämpft, wie die Sprecherin des Innenministeriums am Montag sagte.

Unter den Verletzten waren allein sieben Feuerwehrleute. In Bochum wurde eine Feuerwehrfrau von einem Baum getroffen und verletzt. In Solingen verletzte sich ein Feuerwehrmann, als er einen Baum kleinsägen wollte. In Bonn wurden zwei Polizisten in der Nähe einer Baustelle von aufgewirbelten Holzteilen getroffen und verletzt. Sie mussten ins Krankenhaus.

In Mülheim an der Ruhr riss der Sturm eine Tanne um. Sie durchschlug das Dach eines Gartenhauses und krachte auf ein Sofa. Verletzt wurde niemand. In Dormagen musste am Sonntag die A57 gesperrt werden, weil 3000 Quadratmeter große Folien von einem Rhabarberfeld auf die Straße fegten. Landwirt Jürgen Klein vermutet als Ursache einen kleinen Tornado. Theoretisch sei dies möglich, hieß es beim DWD, verifiziert wurde aber keiner.

Zu einem Notfall im Kuhstall kam es auf dem Haaner Bauernhof Gut Ellscheid. Weil ein entwurzelter Baum neben dem Anwesen in eine Oberleitung stürzte, fiel der Strom aus – und damit auch die Melkmaschine. Die 60 Hochleistungs-Kühe, die von Hand nicht gemolken werden können, mussten stundenlang mit prall gefüllten Eutern warten. Um 18 Uhr werden sie normalerweise gemolken. Mit jeder Stunde Wartezeit wächst das Risiko einer Entzündung. Um 21.30 Uhr hatten Techniker des Stromnetzbetreibers eine Überbrückung der Versorgung installiert.

In den nächsten Wochen könnten Spaziergänge im Wald wegen der Schäden durch „Eberhard“ lebensgefährlich werden. Viele Bäume hätten ihre Standfestigkeit verloren oder stünden unter Spannung, weil andere Bäume auf sie gestürzt seien. „Ich würde im Moment nicht in den Wald gehen“, sagte ein Sprecherin des Landesbetriebes Wald und Holz NRW.

Tausende Bahnkunden erwischte der Sturm auf der Strecke, als der Zugverkehr am Sonntagnachmittag wegen umgestürzter Bäume und eines Stellwerkschadens in Essen landesweit gestoppt wurde. Viele Bahnfahrer strandeten. Am Dortmunder Hauptbahnhof reichte die Schlangen vor den beiden Infoschaltern fast durch die ganze Halle. Die Bahn bot gestrandeten Bahnreisenden für die Nacht in Dortmund, Hamm und Köln Aufenthaltszüge an.

In Hagen liegt der Putz eines vielstöckigen Mehrfamilienhauses vor dem Eingang, während ein Absperrband der Feuerwehr im Wind flattert.

In Hagen liegt der Putz eines vielstöckigen Mehrfamilienhauses vor dem Eingang, während ein Absperrband der Feuerwehr im Wind flattert.

Foto: dpa/Bernd Thissen
 Ein Baum liegt auf einer Oberleitung einer Bahnstrecke bei Dormagen. Bahnreisende mussten am Montag weiter mit Ausfällen rechnen.

Ein Baum liegt auf einer Oberleitung einer Bahnstrecke bei Dormagen. Bahnreisende mussten am Montag weiter mit Ausfällen rechnen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

In Köln hätten zeitweise bis zu 150 Reisende das Angebot genutzt, sagte ein Bahnsprecher am Morgen. In Dortmund seien es deutlich weniger Reisende gewesen. Mit Betriebsbeginn am frühen Morgen seien die Aufenthaltszüge wieder geschlossen worden. Zugleich habe die Bahn in NRW am Sonntag mehrere tausend Taxi- und Hotelgutscheine ausgestellt. (mit dpa)

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