Friedrich Beckers Schmiedekunst

Sein Geheimnis gibt der filigrane Halsschmuck auf den ersten Blick nicht preis: An einer zarten Weißgoldkette hängt ein Geäst aus schmalen Stegen, von kleinen Rubinen geziert. Wie die Adern eines Blattes sieht das aus. Doch man kann jede einzelne Strebe bewegen, den Schmuck breiter auffächern oder schmaler schieben. Mit der Bewegung ergibt sich ein völlig neues Bild, die Variationsmöglichkeiten sind unendlich.

Der variable Halsschmuck ist das Werk des Düsseldorfer Goldschmieds und Designprofessors Friedrich Becker. Gestern wäre der Erfinder des kinetischen Schmucks 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigt der Freundeskreis "Professor Friedrich Becker Verein" im Rathaus eine kleine Schau wichtiger Werke des Künstlers, der als erster seiner Zunft Schmuck entwarf, der auf unsichtbare Weise in Bewegung gerät, spielerisch seine Gestalt verändert. "Mein Mann hat immer gesagt, kinetischer Schmuck bedeutet nicht, dass irgendetwas wackelt – seine Stücke bewegen sich gleitend und die Technik dahinter ist unsichtbar", sagt Hildegard Becker, 84, die zur Eröffnung der Ehren-Ausstellung ins Rathaus gekommen war.

Oberbürgermeister Dirk Elbers erinnerte in einer kurzen Ansprache an den bedeutenden Goldschmied, der unter anderem Insignien der Stadt gefertigt hat. Etwa die Kette des Oberbürgermeisters, die nun für die Dauer der Ausstellung im Schaukasten ruht. So hat man Gelegenheit, das anspielungsreiche Stück in Ruhe zu betrachten, Düsseldorfer Stadtgeschichte nachzugehen, die im Anhänger verarbeitet wurde, und die Glieder dieser Kette einmal genau zu betrachten: Es sind lauter Radschläger, die den Hals des Ersten Bürgers der Stadt umrunden. Die genial reduzierte Form des Düsseldorfer Wahrzeichens ziert inzwischen auch manche Mitbringsel im Repertoire des Stadtmarketings.

Der Professor Friedrich Becker Verein hat für die Ausstellung auch Skulpturen und sakrale Geräte aus der Werkstatt Becker zusammengetragen, die zeigen, dass dieser Goldschmied, der mal Flugzeugtechnik studiert hat, sein Handwerk in jedem Format beherrschte. Dafür hat er auch im Ausland große Anerkennung gefunden. Das Royal College of Art in London wollte ihn zum Ehrendoktor machen. Sein früher Tod 1997 hat das verhindert.

Noch bis 8. Juni, Mo - Fr: 9 - 19 Uhr, Düsseldorfer Rathaus, Marktplatz 2

(RP)
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