Nach Unfall in Düsseldorf Wie sicher sind die Weihnachtsmärkte in NRW?

Düsseldorf · Der schwere Verkehrsunfall an der Königsallee mit mehreren Verletzten ruft vielen eine Frage wieder ins Bewusstsein: Wie gut sind Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte gegen Amokfahrten und andere Sicherheitsrisiken geschützt?

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Unfall mit mehreren Verletzten am Düsseldorfer Weihnachtsmarkt

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Foto: RP/pfw

Zwei Jahre war Corona Thema Nummer eins bei den Planern der Weihnachtsmärkte, dieses Jahr geht es um das Energiesparen und die Nachhaltigkeit. Doch das heißt nicht, dass Sicherheit nicht auch ein Thema wäre. Vor allem nach dem Unfall auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt stellen viele erneut die Frage nach der eigenen Sicherheit und die der anderen. Wie also ist die Situation auf den Märkten in der Region?

Ein Sprecher von Essen Marketing teilt auf Anfrage mit, dass die Sicherheitsauflagen, die nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz eingeführt wurden, inzwischen Standard und „gelebte Praxis“ seien. Dazu zählen in Essen wie auch anders Zufahrtssperren aus Betonklötzen, die an Legosteine erinnern. Früher habe man die Klötze noch verkleidet, um sie optisch an das weihnachtliche Geschehen anzupassen. Darauf werde aber inzwischen verzichtet.

In Essen gibt es an anderen Stellen bewachte Zufahrtssperren, die durch Sicherheitspersonal geöffnet werden können. Die lange Zufahrt auf dem Kennedydamm wird mit Containern, die versetzt stehen, gesichert. So soll verhindert werden, dass mögliche Amokfahrer Geschwindigkeit aufnehmen.

Auch in Köln gibt es die üblichen Zufahrtssperren. Dazu kommt – wie ebenfalls an vielen Orten – Sicherheitspersonal, das die Situation aufmerksam beobachtet.

In Bonn ist das Thema Terrorabwehr ebenfalls Routine. Dort steht jedoch ein anderer Sicherheitsaspekt im Vordergrund: Diebstahl. Die Polizei macht Besucherinnen und Besucher auf die Gefahr von Taschendiebstählen aufmerksam, zum Beispiel durch Durchsagen in Straßenbahnen. Sie verteilt „Alarm-Glöckchen“, die man an Wertsachen befestigen kann. Sie sollen klingeln machen, wenn doch ein Dieb zugreift. Die aufwändigste Maßnahme ist allerdings die Videoüberwachung. Wie ein Sprecher der Polizei mitteilt, gibt es je einen mobilen Videoturm am Bonner Weihnachtsmarkt und am Bad Godesberger Nikolausmarkt. Über die Kameras beobachtet die Polizei das Geschehen live und greift ein, falls sich Straftaten anbahnen oder ereignen.

Ein besonders intensives Sicherheitskonzept hat der Weihnachtsmarkt in Dortmund. Für die sogenannte Weihnachtsstadt gibt es ein Konzept, das mobile und stationäre Sperrungen beinhaltet. Lkw ab 3,5 Tonnen dürfen den inneren Wallring um die City nicht mehr befahren, und zwar bis zum 30. Dezember 2022 täglich von 13 bis 23 Uhr. Zum Jahreswechsel gilt das Einfahrtverbot für Lkw in den inneren Wallring vom 31. Dezember 2022, 13 Uhr bis zum 1. Januar 2023 um 6 Uhr.

Dazu kommt, dass im Sicherheitsbereich um die Weihnachtsstadt keine E-Scooter ausgeliehen oder abgestellt werden können.

In Dortmund gibt es noch ein zusätzliches Problem: Schon das ganze Jahr häufen sich auf der zentralen Kampstraße, die einmal quer durch die City verläuft und damit mitten durch Weihnachtsmarktgeschehen, Raub- und Körperverletzungsdelikte. Seit Ende November gibt es deshalb einen mobilen Videocontainer und zwei weitere Kameras zur Überwachung der Gegend. Zum Weihnachtsmarkt wird die Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst verstärkt.

Und ein weiteres Element soll für Sicherheit sorgen: die sogenannten Dortmund-Guides. Sie gehen über den Weihnachtsmarkt, helfen, geben Auskunft und sprechen gegebenenfalls auch Menschen an, von denen eventuell Gefahrenpotenzial ausgeht. Das Konzept der Guides hat die Stadt Dortmund bereits im Sommer erprobt. Damals begleitete die Dortmunder Fachhochschule das Projekt, bei dem Teams rund um das Dortmunder U und den Westpark/die Möllerbrücke unterwegs waren, wo besonders viele Jugendliche sich abends treffen. Die Guides sollen schwierige Situationen moderieren und deeskalieren, ohne dabei als repressiv empfunden zu werden.

Auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt gibt es spezielle Sicherheitsauflagen.

Auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt gibt es spezielle Sicherheitsauflagen.

Foto: dpa/Dieter Menne

Insgesamt ist Sicherheit rund um die Weihnachtsmärkte auch in diesem Jahr ein Thema, steht aber nach zwei Corona-Jahren weniger im Fokus als zuvor. Unfälle wie der in Düsseldorf sind in der Regel nicht Teil der Überlegungen, denn sie können sich natürlich zu jeder Jahreszeit so oder anders ereignen.

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