Tipps für den Urlaub nebenan Die wunderbare Welt der Wasserrutschen in Plettenberg

Serie | Plettenberg · Im AquaMagis im sauerländischen Plettenberg kommen actionfreudige Besucher definitiv auf ihre Kosten. Bei Röhren wie „Storm Face“, „Aqua Looping“, „Captain‘s Canyon“, „Pink Jump“ oder „Green Kick“ gibt es Gekreische, Grimassen und Glücksgefühle.

Ferien NRW Tipp Ausflug: Für Rutschenfans: Das AquaMagis in Plettenberg
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Für Rutschenfans: Das AquaMagis in Plettenberg

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Foto: Heinz-Dieter Wurm/AquaMagis Plettenberg GmbH

Meine Nichte Karlotta ist sich für nichts zu schade. Sie springt gerne Trampolin, klettert die unmöglichsten Felswände hinauf und ist mit ihrem Roller die Königin im Skatepark. Sie ist zwölf Jahre alt. Der Begriff „Angst“ ist nicht Teil ihrer Denkwelt. Der Begriff „Wasser-und Rutschenpark“ löst deshalb bei ihr eine Art Freudentanz aus. Sie nicht mit in das Erlebnisbad „Aqua Magis“ in Plettenberg zu nehmen, wäre ganz schön bescheuert. Denn: Eine bessere und wagemutigere Kritikerin wird es nicht geben.

Ein paar Tage später biegen wir ein in das Böddinghauser Feld. Eine Stunde lang sind wir vom Rheinland gefahren. Zum Teil ganz schön kurvige Straßen. Von einer kleinen Anhöhe aus kann man sie schon sehen: Die zahlreichen bunten Rutschen von Aqua Magis. Aufregend. Irgendwie. Und ganz schön imposant. Mitarbeiterin Nicole am Einlass ist gut gelaunt. Sie kenne diesen Gesichtsausdruck. Diesen freudig-angespannten, sagt sie lachend. Sie meint damit meine Mimik. Ein, zwei Schulklassen seien heute Morgen da, sagt sie, ansonsten sei es ziemlich leer zu dieser frühen Uhrzeit.

Karlotta und ich treffen uns am Eingang des Rutschturms. Der ist eine Art Treppenhaus, von dem aus man die Einstiege der einzelnen Rutschen erreichen kann. Unten hängt ein Schild. Auf dem stehen Namen wie „Storm Face“, „Aqua Looping“, „Captain‘s Canyon“, „Pink Jump“ oder „Green Kick“. Kreativ. International. Leicht. Und leicht ist das Stichwort. Einrutschen möchte ich mich. Sozusagen mich anfreunden mit der Materie. Sicher dafür geeignet: der Green Kick. Denn an dem steht Karlotta bereits. Sie habe den schon bei Youtube gesehen. „Das ist die Rutsche mit der Falltür“, erwähnt sie fast beiläufig. Die Plexiglasröhe, in der sie da schon steht, und aus der sie fröhlich herauswinkt, schließt sich. Drei Sekunden später macht es „Klick“ – ihr wird im wahrsten Sinne des Wortes der Boden unter den Füßen weggerissen. Und Karlotta verschwindet mit einem „Juchhu!“ in den Tiefen der grünen Röhre. Die Idee mit dem Einrutschen fühlt sich in diesem Moment irgendwie ziemlich peinlich an.

Wem das mit der Falltür beim Green Kick zu stressig ist, für den ist unter Umständen der Aqua Looping genau das Richtige. Die erkennt man von weitem problemlos an ihrer gelben Farbe. Der äußere Anblick der Rutsche mag für Otto Normalbesucher zunächst etwas angsteinflößend wirken. Überwindet man jedoch anfängliche Bedenken und schafft es, sich in das erste Teilstück der Rutsche hineinfallen zu lassen, dann möchte man danach nichts anderes mehr erleben. In einem atemberaubenden Tempo rast man nach unten. Die Fliehkräfte zehren an einem. Es ist unmöglich, seine Augen offenzuhalten. Und nach nur etwa sechs Sekunden ist der Spaß schon wieder vorbei. Die Rutschzeit wird den Mutigen im Zielbereich in grell-roten Ziffern bis auf die Hundertstelsekunde angezeigt. Meine Bestzeit: 6,46 Sekunden.

Eine Bestzeit im Aqua Looping gibt es für Karlotta nicht. Die Highspeed-Rutsche ist nämlich erst für Personen ab 14 Jahren zugänglich. Das ist ihr aber egal. Sie testet in der Zwischenzeit andere Rutschen, wie zum Beispiel die bei jüngeren Besuchern sehr beliebte Captain‘s Canyon. Sie gleitet man auf einem großen Wasserreifen herunter. Den muss man allerdings vorher von unten die drei Stockwerke des Treppenhauses hochtragen. Gerade hier muss man mit etwas Wartezeit rechnen, denn die Reifen sind schnell vergriffen.

 Autor Jörg Klemenz beim Sprung aus dem „Pink Jump“.

Autor Jörg Klemenz beim Sprung aus dem „Pink Jump“.

Foto: Jörg Klemenz

An vollen Tagen müsse man auch im Restaurant-Bereich längere Wartezeiten einplanen, erzählt uns Daniel Detemple in unserer Verschnaufpause bei einer Portion Pommes mit Ketchup. Daniel ist Bademeister im Aqua Magis. Seit 2009. Bademeister sei aber eigentlich nicht die korrekte Berufsbezeichnung, sondern „Fachangestellter für Bäderbetriebe“, betont er. Es ist kein Geheimnis: Nachwuchs für diesen Beruf zu begeistern, geschweige denn zu finden, gestaltet sich schwierig. Daniel kann das bestätigen. Gleichzeitig schwärmt er: „Dabei ist es so ein wundervoller Beruf, so vielfältig.“ Viele junge Menschen wüssten gar nicht, was ihnen entgehe, fügt er hinzu und grinst dabei über beide Ohren. Glücklich wirkt er.

Und dann macht er ein paar Minuten später für uns beide eine Ausnahme: Er öffnet die Pink-Jump-Rutsche. Diese etwa 15 Meter lange, pinke Röhre erstreckt sich seitlich über das halbe Schwimmbecken des Bads und endet abrupt circa drei Meter über dem Wasser des Springbeckens. Die Idee der Rutsche ist simpel: Oben möglichst dynamisch hineingleiten, während des Rutschens weiter an Geschwindigkeit gewinnen und unten in einem Affentempo möglichst hoch und weit herausspringen. Hierbei seien dann den Sprungtechniken, dem Gekreische und den Grimassen keine Grenzen gesetzt, sagt Daniel grinsend. Mal wieder.

Stimmt. Mit dem Foto des Tages in der Tasche und nach etwa drei Stunden Rutschvergnügen verlassen wir das Aqua Magis. „Einrutschen. Dein Ernst?“, fragt mich Karlotta. Sie strahlt.

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