Neuheiten auf der Spielemesse in Essen Computerspiele finden als Brettspiele in die analoge Welt

Essen · Die Spielemesse in Essen hat gezeigt, dass sich digitale und analoge Spielwelten vereinen. Viele Neuheiten wurden präsentiert. Geschätzte 180.000 Besucher drängten sich von Donnerstag bis Sonntag durch die Messehallen.

  Das Spiel „Azul“ erhielt den „Deutschen Spielepreis 2018“.

 Das Spiel „Azul“ erhielt den „Deutschen Spielepreis 2018“.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Till Engel (27) spielt gerne und viel, am Computer und auf dem Spielbrett. „Aber irgendwie gab es nie das perfekte Spiel. Also wollte ich es selbst erfinden“, sagt der Bonner Erzieher. Er begann vor zwei Jahren mit der Entwicklung seines Strategiespiels. Auf der diesjährigen „Spiel ´18“ am vergangenen Wochenende in Essen feiert „Adellos“ mit den ersten 1000 Exemplaren Premiere. Der gebürtige Dinslakener selbst sagt: „Bei der Entwicklung lief alles schief“.

Wer dachte, Brettspiele seien aus der Mode, hat die „Spiel ´18“ nicht erlebt. Geschätzte 180.000 Besucher drängten sich von Donnerstag bis Sonntag durch die Essener Messehallen. Kinder wie Erwachsene spielten auf den 80.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, was die Spieltische hergaben. Mit 1400 Neuheiten sind Brett- und Würfelspiele hoch im Kurs. Das befürchtete große Aussterben angesichts der digitalen Revolution bleibt aus.

Sich neben so vielen Neuheiten zu behaupten, ist für Till Engel nicht einfach. Vor allem ohne großen Verlag. Aber den wollte Engel ganz bewusst nicht. „Ein Verlag übernimmt zwar einen Teil des finanziellen Risikos, will aber auch mitreden. Das Spiel sollte aber genau so werden, wie ich es haben wollte“, sagt der 27-Jährige selbstbewusst. Die Kosten habe er anfangs völlig unterschätzt. Über das Internet sammelt er 2016 rund 4000 Euro. „Wie teuer kann das schon sein, dachte ich damals.“ Für die Entwicklung habe er jetzt etwa 8000 Euro, für die Produktion weitere 12.000 Euro aufbringen müssen. Und für seinen kleinen Stand in Halle 4 mit zwei Spieltischen nochmal rund 2000 Euro.

Ziel bei „Adellos“ ist es, den adeligen Anführer der Mitspieler auszuschalten. Die vier Fraktionen erfordern erstaunlich unterschiedliche Taktiken. Zusätzlich hat der Spieler die Wahl zwischen drei verschiedenen Anführern – und damit auch zwischen verschiedenen Spezialboni.

 Till Engel präsentiert sein Spiel "Adellos" auf der Spiel ´18 in Essen.

Till Engel präsentiert sein Spiel "Adellos" auf der Spiel ´18 in Essen.

Foto: Christian Albustin

Mit seinem Strategiespiel liegt Engel jedenfalls voll im Trend. Auf der gesamten Messe sitzen nachdenkliche Spieler an teilweise ein mal zwei Meter großen Tischen und grübeln über ihren nächsten Zug. Beim „Spiel des Jahres 2018“, „Azul“, gilt es, Fliesen im portugiesischen Palast zu verlegen. Die Herausforderung entsteht aus dem Muster der Fliesen und der Anordnung, in denen der Spieler die bunten Steine legt.

Mit dem ersten „Unique-Spiel“ will „Discovery“ auf sich aufmerksam machen. Jedes gekaufte Spiel soll eine andere, einzigartige Variante enthalten. Die Spieler müssen an einem unbekannten Ort um ihr Überleben kämpfen. Zufallsbegegnungen, Hunger, Durst und Verletzungen machen der Gruppe das Leben schwer. Die Teilnehmer können sich gegenseitig helfen oder in den Rücken fallen.

Hersteller digitaler Spiele haben ebenfalls die Zeichen erkannt. Viele beliebte Computerspiele finden als Brettspiel ihren Weg in die analoge Welt. Taktik- und Aufbau-Klassiker wie „Civilization“ und „Europa Universalis“ führen die Tradition altbekannter Marken wie Risiko und Stratego weiter. Aber auch Action-Spiele wie „Dark Souls“ oder „Assassins Creed“ bekommen ihre analoge Umsetzung. Bekannte Spiele-Entwickler wie Ubisoft befördern damit zusätzlich die Renaissance des Spieleabends.

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