Frauen an die Werkbank!

Die Statistik der Baumärkte zeigt: 40 Prozent der Heimwerker sind inzwischen weiblich. Für den fachmännischen Schliff sorgt jetzt der Fachmarkt "Bauhaus". Bei einer "Women's Night" übten sich 150 Frauen im Laminatverlegen, Tapezieren, Hämmern, Bohren und Fliesen.

Behutsam wird jede einzelne Tapetenbahn eingekleistert, dann von Daniela Klein und Britta Zoepka an die Stellwand getragen und von oben nach unten glatt gestrichen. Nach kurzer Zeit ist die Ecke verwandelt: Weiß mit grünen Pflanzen-Ornamenten – "das bringt gleich Pep an die Wand", sagt Daniela Klein begeistert. Und es kommt noch besser: Die Tapete hält sogar. Jetzt sind die beiden in Schwung. "Falls sie Falten schlägt, verkleiden wir die Wand eben gleich ganz mit Holz." Das Selbstbewusstsein wächst von Minute zu Minute bei den frisch gebackenen Handwerkerinnen: "Ich trau mir jetzt zu, daheim selbst zu tapezieren", sagt Daniela Klein. "Wir wollen den Männern zeigen, dass wir das auch alleine schaffen."

Ein Trend, den die Fach- und Baumärkte in Deutschland schon länger beobachten. Während es die Männer in Scharen an den Herd treibt, liebäugeln immer mehr Frauen mit der Werkbank: "Rund 40 Prozent der Heimwerker sind inzwischen weiblich", sagt Carsten Pauluhan, Geschäftsführer der "Bauhaus"-Filiale in Gerresheim. Eine Zahl, die zum Handeln animiert. Seit dem Vorjahr lädt der Fachmarkt deutschlandweit seine Kundinnen zur "Women's Night" nach Ladenschluss ein, bei der sie durch fachmännisches Personal im professionellen Werken geschult werden.

Jetzt war es zum ersten Mal in Düsseldorf so weit. 150 Frauen kamen ins "Bauhaus" nach Gerresheim, um sich Tipps und Anleitung zum Fliesen, Tapezieren, Laminatverlegen oder Bohren und Hämmern zu holen. Verteilt auf der großen Ladenfläche des Marktes gibt es verschiedene "Handwerker-Inseln", bei denen in kleinen Gruppen erst die Theorie vermittelt, dann selbst Hand angelegt werden kann.

Beim Fliesen heißt es zum Beispiel, gleichmäßig Spachtelmasse auftragen und dann die Fliesen nicht einfach nur drandrücken: Wichtig sind kleine Kreuzchen, die ebenfalls in die Spachtelmasse kommen, bevor die Fliesen mit leichten Hammerschlägen festgeklopft werden. Guten Rat gibt es auch bei Sonderfällen: "Wie flies' ich denn bei einer Runddusche?", so eine Teilnehmerin. "Das ist aufwändig, da muss man beißen", lautet die Antwort, gefolgt von verwunderten Blicken. Doch als der Fliesen-Profi dann mit der sprichwörtlichen Beißzange die Ecke einer Fließe rund "knabbert" ist allen klar, was gemeint ist.

Bei der "Laminat-Station" hilft das wunderbare "Klick-System" über manche Klippen hinweg und bringt Frau fast schon ins Schwärmen. "Ich hab mich gerade von meinem Freund getrennt und starte jetzt mit meinem neuen Projekt in der Wohnung: Ich kann jetzt Laminat verlegen", sagt Sabine Schulze. Die Gründe der Frauen, warum sie eine halbe Nacht im Baumarkt verbringen, sind unterschiedlich und reichen vom Aufpeppen des Flurs über den Umbau des Schrebergartens bis zum Projekt Hausbau.

Aber Spaß macht das Ganze auch. So gibt es Verblüffung und Gelächter darüber, dass der Zollstock im Fachjargon eigentlich "Gliedermaßstab" heißt. In der Fliesen-Ecke sind die Vergleiche mehr als einprägsam: "Denken Sie einfach an ihrem Mann. Immer zärtlich drücken." Und auch bei der Abteilung "Werkzeug-Führerschein" dürfen die ermunternden Worte nicht fehlen. Als Marlene Müller mit dem Bohrer an der Probewand allzu zaghaft ansetzt, heißt es: "Nur zu. Sie können nichts kaputt machen – außer vielleicht das Ego Ihres Mannes."

Bei all der lockeren Atmosphäre inklusive Sektchen trinken, war es dem "Bauhaus"-Geschäftsführer wichtig, zu betonen, dass es sich um keine "Kaffeefahrt" handelt. "Die Veranstaltung ist zwar gratis, aber keiner ist verpflichtet, heute Abend irgendetwas zu kaufen", erklärte Pauluhan. Dabei liegt aber doch auf der Hand, dass die Frauen in der Regel den Einkauf entscheiden – nicht die Männer. Und das war auch schon so, bevor Frau die Werkbank erobert hat.

(RP)
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