Düsseldorf Filmaufnahmen im Gericht werden strenger kontrolliert

Düsseldorf · Das Video des Rappers KC Rebell heißt "Anhörung". Es zeigt eine fingierte Gerichtsverhandlung, bei der die Justiz beleidigt und der Angeklagte mit Waffengewalt befreit wird. Ein Film, der vom Land unterstützt werden sollte? Das Landgericht Wuppertal stellte die Räume für den gewaltverherrlichenden Dreh zu Verfügung. Gestern unterrichtete NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) den Landtag über die umstrittene Dreherlaubnis.

Wie berichtet, hatte die Produktionsfirma 300 Euro für die Drehgenehmigung an die Landeskasse bezahlt. Da es bislang keine negativen Erfahrungen mit dem Inhalt von Filmaufnahmen gab, sah das Gericht in Wuppertal keinen Grund zum Argwohn. Der Inhalt der Aufnahmen sei "verkürzt" dargestellt worden. Minister Kutschaty bekräftigte, in den NRW-Gerichtssälen sei kein Platz für Filmaufnahmen mit beleidigendem Inhalt. Der FDP-Abgeordnete Dirk Wedel kritisierte, das Gericht in Wuppertal habe dem Ansehen der Justiz schweren Schaden zugefügt. Auch SPD-Rechtsexperte Sven Wolf sprach von einem "empörenden Vorgang". Der CDU-Politiker Christian Möbius forderte das Justizministerium auf, Aufnahmen in Gerichten mit fragwürdigem Inhalt per Erlass zu verbieten.

So weit will Kutschaty indessen nicht gehen. Der Minister glaubt, der Fall habe die Justizmitarbeiter hinreichend sensibilisiert. Künftig sollen sich die Gerichte vollständige Drehbücher und detaillierte Informationen über Inhalt, Ablauf und Ausgestaltung der Szenen vorlegen lassen. Ein Fall wie in Wuppertal werde sich nicht wiederholen, sagte Kutschaty.

Der Präsident des Landgerichts Wuppertal stellte klar, dass an den Aufnahmen keine Mitarbeiter als Statisten mitgewirkt hätten. Völlig überrascht kann das Gericht vom Inhalt des Films nicht gewesen sein. Ein Bediensteter hatte sich vor dem Dreh davon überzeugt, dass es sich bei den gezeigten Waffen um Attrappen handelte.

(RP)
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