FFT lässt die digitale Welt sprechen

Die Besucher des FFT suchen noch nach ihren Plätzen, da ist es schon im Raum, dieses Geräusch: ein Zischen und Schnalzen, wie Dampf, der mit Druck durch die Rohre einer Fabrik gepresst wird und pfeifend durch Ventile entweicht. Es sind drei Schauspieler, die diese Geräusche erzeugen, doch man sieht sie zunächst kaum: Sie tragen graue Jacken, wirken wie Teile der mächtigen Maschine, die das gesamte Bühnenbild einnimmt.

Die Hauptfigur Jonah, gespielt von Felix Lohrengel, und seine zwei Begleiter erwachen aus dem Standby-Modus. Erst jetzt realisiert das Publikum, dass die Uraufführung von "Das Unerforschliche der Thermodynamik" schon mit dem Zischen und Schnalzen begonnen hat. Schnell wird klar, dass Jonah zwar Gesellschaft hat, doch es ist die personifizierte digitale Welt, die ihn nicht aus den Augen lässt. Unaufhörlich zerrt sie an ihm.

Komponistin Julia Klomfaß und Sängerin Tanh Mai Susann Kieu bilden einen Chor, lassen die Technik sprechen. Da ertönen Arien, Popsongs und Klangfetzen wie aus dem Radio, Spam Mails verkünden große Gewinne und nörgeln Nachrichten auf Jonahs Mailbox. Von Überforderung geplagt versucht Jonah zu fliehen. Doch auch die fiktiven Welten, in die er sich rettet, liefern weder Ruhe noch Glück. Es beginnt eine Sinnsuche, deren Sinn selbst in Frage steht. "Was du tust, ist schnurzegal", flüstert das All.

Mit Augenzwinkern erforschen die Künstler "Das Unerforschliche der Thermodynamik", zeigen, wie sich der Mensch zwischen Wirklichkeit und maschinenproduzierter Virtualität verlieren kann. Die vierte gemeinsame Produktion von Regisseurin Marlin de Haan, Schriftsteller Axel von Ernst und Komponistin Julia Klomfaß ist eine effektvolle Collage, die Chor und Schauspieler kompakt, mit vielen Klangeinfällen auf die Bühne bringen.

FFT-Kammerspiele, Jahnstraße 3. Sonntag, 26. Februar, 18 Uhr, Freitag, 2. März, 20 Uhr, und Sonntag, 4. März, 19 Uhr

(RP)
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