Düsseldorf Experten sollen Störfälle in Jülich prüfen

Düsseldorf · SPD und Grüne im Düsseldorfer Landtag wollen Störfälle und technische Probleme beim Betrieb des Forschungsreaktors Jülich durch eine unabhängige Sachverständige aufarbeiten lassen. Die Einsetzung soll in der nächsten Plenarsitzung beschlossen werden. Das geht aus einem Entschließungsantrag hervor, den SPD und Grüne gestern vorgelegt haben. Ein schwerer Zwischenfall im Jahr 1978 steht möglicherweise im Zusammenhang mit dem Wirbel um den Verbleib von 2285 Brennelementen aus dem Forschungsreaktor.

Die Landesregierung hat gestern eine interministerielle Arbeitsgruppe gebildet, die die widersprüchlichen Angaben bei der Brennkugel-Bilanz aufklären soll. Das Bundesumweltministerium übte gestern massive Kritik an NRW-Forschungsministerin Svenja Schulze (SPD). Sie habe durch "verwirrende und unzutreffende Aussagen" zu einem "Informationschaos" beigetragen. Schulze hatte nicht ausgeschlossen, dass ein Teil der Brennelemente ins Forschungsbergwerk Asse transportiert worden sein könnten. Das ebenfalls SPD-geführte NRW-Wirtschaftsministerium erklärte gestern, dies sei falsch. Die vermissten Kugeln lagerten einzementiert auf dem Gelände des Forschungszentrums. Der FDP-Politiker Kai Abruszat sagte, angesichts dieser "Blamage" müsse sich Ministerin Schulze fragen, "ob sie ihrem Amt noch gewachsen sei".

Die Vorgänge im Forschungszentrum Jülich sollen morgen auch in der Fragestunde des Bundestags thematisiert werden. Der Dürener Abgeordnete Oliver Krischer von den Grünen kritisierte im Gespräch mit unserer Zeitung die Informationspolitik des Forschungszentrums Jülich. Der "Stil, immer nur das zuzugeben, was ohnehin öffentlich bekannt" sei, erinnere ihn "an die Informationspolitik der Behörden in Japan", sagte Krischer. Bis heute sei das Ausmaß des Störfalls von 1978 unklar.

Der Bundestagsabgeordnete schließt nicht aus, dass das Forschungszentrum die Zahl der vermissten Kugeln "bewusst verschleiern" wollte. Die hohe Zahl der gebrochenen Kugeln, die nach Angaben des Forschungszentrums einzementiert wurden, werfe kein gutes Licht auf die Funktionsfähigkeit des Reaktors, so Krischer. In Jülich gebe es aber immer noch Forscher, die die Hoffnung, die Technik nach Südafrika zu exportieren, nicht aufgegeben hätten. "Die Offenlegung der Zahlen hätte einen Imageschaden bedeutet", sagte Krischer.

Das Forschungszentrum Jülich kündigte gestern auf Anfrage an, man werde einer unabhängigen Kommission "selbstverständlich wie bisher alle notwendigen Informationen zur Verfügung stellen".

(RP)
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